„Den Königsweg gibt es nicht“, rekapituliert Josef Bogner nach seinem Vortrag auf einer Sitzung der Schutz-Gemeinschaft Tegernseer Tal (SGT).
Autarkie ist das Ziel der Energiewende Oberland. Bis 2035 komplett unabhängig von externen Energieversorgern zu werden. „Es ist alles nicht so einfach“, so Bogner, der jüngst die wohl weltweit einzigartige Gemeinde Güssing in Österreich besuchte.
„In Güssing ist etwas über rund 20 Jahre hinweg gewachsen und von Anfang an ist dort die notwendige Infrastruktur geplant und gebaut worden“, so Bogner weiter. Darüber hinaus ziehen dort alle politischen und wirtschaftlichen Instanzen an einem Strang. Und Bürger sind in das Pilotprojekt eingebunden.
Wasserkraft und Photovoltaik scheiden für das Tal als Lösung aus
Dennoch kann sich die österreichische Gemeinde mit Holzpellets betriebenen Biomassekraftwerken „nur“ Heizenergieautark versorgen. Stromenergie muss weiterhin von externen Anbietern zugekauft werden.
Wasserkraft scheidet für Bogner genauso wie Photovoltaikanlagen als ökonomisch vertretbarer Energieproduzent im Tegernseer Tal aus. Sinnvoll sei einzig die Windkraft, die jedoch das Landschaftsbild prägend verändern würde.
Windkraft war auch Bestandteil einer Bildpräsentation von Martin Wölzmüller, Geschäftsführer des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege in München.
Wölzmüller schilderte verschiedenste Missstände der gesetzlichen Regelungen. So ist beispielsweise die Anbringung von Sonnenkollektoren auf Dächern kommunale Sache, wohingegen Windkraft Länderangelegenheit ist.
Ein Zustand, den weder Wölzmüller noch die anwesenden Mitglieder der SGT nachvollziehen können. Um „unkoordinierte Windkraft-Wildwüchse“ hierzulande zu verhindern, schließen sich immer mehr Gemeinden zusammen. Sie erhoffen sich damit zumindest ein Mitspracherecht, wo denn Windräder entstehen sollen.
So auch im Oberland und in der Gegend rund um den Tegernsee. „Hier bedarf es viel Fingerspitzengefühl, dass nur regional oder kommunal existieren kann und nicht von der Landes- oder Bundesebene aufoktroiert werden darf“, so der Tenor.
Energiemix muss die Lösung sein
Eine Kombination – also ein Energiemix aus den unterschiedlichsten regenerativen Ressourcen – ist für einzelne und zukünftig geplante Wohn- und Gewerbegebiete sicher umsetzbar.
Will man aber 100% Energiesicherheit über den ganzen Tag, inklusive der Stromspitzen, die von Industrie und Gewerbe hervorgerufen werden, gebe es derzeit keine umsetzbare Vorgehensweise.
„Es ist alles nicht so einfach“, meint Bogner, der sich nicht als Energieexperte bezeichnen will. Doch mit seiner Einschätzung beschreibt er ziemlich genau, wie der Status quo in der Energiepolitik aussieht.
Das Tegernseer Tal und der Landkreis haben noch viele Hürden und Herausforderungen vor sich. Das angestrebte Ziel für 2035 einen selbstversorgenden und energieautarken Landkreis zu erreichen, ist in weiter Ferne.
Wölzmüller gab in seinem Vortrag eines zu bedenken: „Eine unglaubliche Ressource wird bisher noch gar nicht genutzt: Das Sparen von Energie.“
Energiesparen ist die beste, billigste und ökologisch vertretbarste Lösung für die Zukunft
„Wir machen uns immense Gedanken darüber wie wir Energie umweltfreundlich erzeugen können, die wir dann in einer unglaublichen kollektiven Verschwendung zum Kamin hinausplempern, durch Lichtverschmutzung vergeuden und durch den Auspuff blasen.“
Eine einfache und beispielhäfte Lösung sei es, modere Arbeitsplätze zu schaffen – sogenannte „Homeoffice“ – das würde das tägliche Pendeln reduzieren. Ein Beitrag von vielen, der großes Potential hat. Potential, um das ferne Ziel Energieautarkie 2035 am Ende doch noch zu erreichen.
SOCIAL MEDIA SEITEN