Lederer-Areal: „Stuttgart“ zieht Strippen

Seit Jahren ziehen sich die Verhandlungen um das ehemalige Spielbankgrundstück und das Lederer Areal an Wiessees Seepromenade in die Länge. Ist die fehlende Nähe der Verantwortlichen ein Grund dafür? Wie TS-Recherchen nun zeigen, fallen die wichtigen Entscheidungen weit weg vom Tegernsee. Wiessees touristische Zukunft wird offenbar in Stuttgart entschieden.

Über die Zukunft des Lederer Areals in Bad Wiessee wird aus weiter Entfernung entschieden.
Über die Zukunft des Lederer Areals in Bad Wiessee wird aus weiter Entfernung entschieden / Archiv

Machtzentrum Stuttgart: Bürgermeister Peter Höß war im August dort, Thomas Strüngmann, als Eigentümer des Spielbankgeländes, offenbar im März. Denn dort sitzen die Finanziers von RDR, die Gesellschafter mit den dicksten Einlagen. Entsprechend ist ihr Einfluss. Sie bestimmen, ob mit Strüngmann Einvernehmen über die künftige Gestaltung beider Grundstücke am See erzielt werden kann, oder nicht.

„Es war gut, dass ich da war“, sagte Wiessees Rathauschef Höß im August. Mehr aber auch nicht, da es ein vertrauliches Gespräch gewesen sei. Thomas Strüngmann kommt kein Wort zu seinem Gespräch in Stuttgart über die Lippen.

Anzeige

RDR schweigt beharrlich

Im November 2011 hatte das ehemalige Hotel Lederer für 6,2 Millionen Euro die RDR Metropol-Portfolio München GmbH & Co. KG gekauft, doch dahinter verbirgt sich ein Geflecht an Firmen mit vielen Kommanditisten. Nur eine Konstante gibt es laut Homepage von RDR: den Geschäftsführenden Gesellschafter Carsten Riecke.

Er offenbarte gegenüber der Tegernseer Stimme im Dezember 2012 die Zuständigkeiten:

Die RDR wird von einem kleinen Kreis von acht kapitalgebenden Gesellschaftern gebildet. Ausgestattet ist die RDR mit Geld in einer Größenordnung von 30 bis 50 Millionen Euro. Für die, die bei uns investieren, ist es ein kleiner Teil ihres Gesamtvermögens. Es ist langfristig angelegt und es wird nicht gebraucht, um täglich Rechnungen zu bezahlen.

Was er nicht sagte war, dass Susanne M. Eckart (52) und Bernhard M. Müller (55) offenbar den Kurs in Stuttgart bestimmen, mit der RDR Beteiligungs GmbH & Co, KG. Sie haben an dieser Firma die weitaus größten Anteile. Vermutlich ist dies der Grund, warum Höß und Strüngmann (65) ins Schwabenland reisen müssen, wenn sie für Wiessee etwas erreichen wollen. Zum Kreis der Gesellschafter gehört neben Jürgen Dorsch in Dachau auch Walter Rainer (68) in München.

Er war nicht ganz unbeteiligt daran, dass RDR im Juni vergangenen Jahres über 200.000 Euro Provision an eine Maklerin in Schliersee zahlen musste. Denn Rainer soll von einem Maklervertrag mit der Alpen-Immo.Net über das Lederer-Areal gewusst haben, was Riecke vor Gericht bestritt. Es half nichts.

Im Berufungsverfahren vor dem Oberlandesgericht wurde festgestellt, dass Walter Rainer als Gesellschafter Ansprechpartner für die Maklerfirma war und nicht Carsten Riecke als Geschäftsführer. Seit etwa einem Jahr herrscht Funkstille auf Anfragen. Keine Rückrufe, keine Antworten. Der Eindruck entsteht, als hätten die Stuttgarter Hauptgesellschafter das weitere Vorgehen in Bad Wiessee zur Chefsache erklärt. Doch auch bei ihnen stößt man auf Granit. Nichts dringt nach draußen.

Strüngmann: „Nichts Neues“

Hatte sich Walter Rainer zu weit aus dem Fenster gelehnt? Im Mai vergangenen Jahres habe Thomas Strüngmann sein gesamtes Grundstück am Seeufer RDR-Gesellschafter Rainer zum Selbstkostenpreis angeboten. Doch der habe kein Interesse gezeigt, wird Strüngmann zitiert. Seitdem konzentriert sich der Tegernseer Unternehmer auf den Plan B – ein Hotel auf dem 13.600 Quadratmeter großen Gelände an der Seepromende, das Strüngmanns Kindern gehört.

Laut Thomas Strüngmann gibt es aktuell "nichts neues".
Laut Thomas Strüngmann gibt es aktuell “Nichts Neues”.

Zerstoben sind offensichtlich Strüngmanns Pläne, auch das Lederer-Grundstück zu erwerben, um mit RDR ein „gemeinschaftliches Projekt“ (Riecke) zu entwickeln. Gleichwohl hält sich Strüngmann die Option offen, als er gegenüber der TS im September erklärte: „Wir sprechen sowohl mit “Stuttgart” als auch mit Interessenten, die eventuell nur das Spielbank- und Wittelsbach-Gelände bebauen würden. Wir eruieren die Interessenten“. An diesem Status Quo hat sich offensichtlich nichts geändert. „Es gibt augenblicklich nichts Neues“, teilt Strüngmann auf Anfrage nun mit.

Wiedervorlage: Rückkauf des Strüngmann-Grundstücks?

Doch für Strüngmann schließt sich allmählich das Zeitfenster. Ein Antrag auf Rückabwicklung des Kaufvertrages mit der Gemeinde konnte zwar noch abgeschmettert werden. Die Gemeinde will zunächst die Möglichkeit eines Rückkaufs rechtlich prüfen lassen. Sollten die Juristen dafür eine Chance sehen, kommt das Thema wieder auf den Ratstisch.

Dann allerdings dürfte fraglich sein, ob noch eine Mehrheit hinter Strüngmann steht. Denn man befindet sich dann im fünften Jahr, in dem sein Grundstück an der Seepromenade brach liegt. Und dies wird niemand wollen. Auch kein Gemeinderat. Nachdem auf beiden Seiten riesige Vermögen zur Verfügung stehen, sei es schwer nachvollziehbar, wenn hier zu Lasten der Gemeinde noch länger hoch gepokert werden sollte. Strüngmann als auch „Stuttgart“ müssten sich daher bewegen, ist in Wiessee zu hören.

————————————————————————
Sind Sie bei Facebook? Kein Ereignis mehr verpassen. Werde Fan: facebook.com/tegernseerstimme.de
————————————————————————

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner