Ein geschichtsträchtiger Tag … für alle im Tal? Wir haben mit zwei Zeitzeugen aus der ehemaligen DDR gesprochen. Sie alle leben seit vielen Jahren am Tegernsee.
Was bedeutet der Tag der Deutschen Einheit heute für die ehemaligen DDR-Bürgerinnen und Bürger, die am Tegernsee wohnen?
Astrid Klee
Astrid Klee erzählte uns ihren Werdegang und wie sie an den Tegernsee kam.
Besuch im Westen
“Ich war 89 zu Besuch bei meiner Tante in Krefeld und mein Vater hatte schon prophezeit, du kommst dann nicht mehr klar, wenn du zurückkommst. Und so war es dann auch. Ich hab ja in Berlin gearbeitet und hab dann in Berlin-Köpenick als Gruppenleiterin für Schaufensterdekoration bei der Ho gearbeitet und dann sind ja schon alle abgewandert … Sommer 89 über Prag und alles, ne …
Ich hab dann nen Ausreiseantrag gestellt beim MDI (Ministerium des Inneren, Anmerkung der Redaktion). Der wurde erstmals abgelehnt, dann hab ich den zum zweiten Mal geschrieben und dann haben sie den genehmigt, so mit dieser Urkunde dann auch (Ausreiseurkunde. Anmerk. d. Redaktion) eben … schon vordatiert. Dann habe ich diese Urkunde bekommen, mit der ich exakt an diesem Tag das Land verlassen musste, ich durfte nicht vorher und nicht nachher raus. Ich musste an diesem Tag das Land verlassen.”
Tag der Deutschen Einheit
Der Tag der Deutschen Einheit ist der einzige bundesrechtlich festgelegte Feiertag. Er erinnert uns an die deutsche Wiedervereinigung: ein historisches Datum. Im Vertrag zur deutschen Wiedervereinigung wurde der 3. Oktober zum Tag der Deutschen Einheit und damit zum staatlichen Feiertag erklärt.
Im Westen angekommen
Am 24. November 1989 musste Astrid Klee die DDR verlassen. Ihre Reise ging zu ihrer Tante nach Krefeld und sie arbeitete bei Horten. 1993 zog sie nach Essen und arbeitete dann bei Modehaus Boecker in Bochum und Essen. Wegen der Liebe ist sie 2007 an den Tegernsee gekommen und hat sich hier ihr eigenes Medien-Unternehmen aufgebaut. Sie erstellt Videoproduktionen und organisiert Veranstaltungen im Seeforum und im Municon München-Airport. Sie sagt: “Hier bin ich halt auch Kapitalist, weil ich selbständig bin. Ich mache ja mein Business von hier aus …”
9. November: ein bedeutsamer Tag
“Gar nichts”, bedeutet der Tag der Deutschen Einheit für Astrid Klee heute: Für mich ist der 9. November ausschlaggebend. Für mich ist der Tag der Ausreise nicht so bedeutend. Eher der 9. November.” Und selbstsicher ergänzt sie: “Ich würde heute noch gehen”. Sie meint, dass “die Einstellung in den Köpfen immer noch verankert ist.” Astrid Klee hat noch Verwandte in den neuen Bundesländern und fährt nur zu Besuchen und Familienfeiern dorthin. Das genügt ihr, länger möchte sie jetzt nicht dort sein.
“Für mich war die Coronazeit hier schlimmer als die DDR-Zeit, wobei ich Glück hatte. Videoproduktionen ist ein systemrelevanter Job und dadurch durften wir auch ausm Tal raus.” Seit circa sechs Jahren lebt sie abwechselnd auf Palma de Mallorca oder in der neuen Heimat Tegernsee. “Und hier ist es einfach schöööön!”
SOCIAL MEDIA SEITEN