Talbummel mit dem Smartphone

Smartphones und Tablets haben längst die breite Masse erreicht. Immer mehr Menschen haben jederzeit Zugriff auf das Internet. Egal, um ob unterwegs Nachrichten zu lesen, nach dem richtigen Weg oder dem passenden Restaurant oder Geschäft in der Nähe zu suchen.

Gerade für den lokalen Handel sehen Experten darin eine große Chance. Kann das mobile Internet auch den „Bummel“ im Tal verändern?

Wie hier bei "Jagdschmuck Bertele" versuchen Händler ganz gezielt, mit QR-Codes auf mobile Angebote aufmerksam zu machen.
Wie “Goldschmuck Bertele” versuchen Händler ganz gezielt, mit QR-Codes auf mobile Angebote aufmerksam zu machen.

Genaue Zahlen für die Nutzung mobiler Geräte wie Smartphones oder Tablets sind speziell für das Tegernseer Tal nicht vorhanden. Die Zugriffe auf der Tegernseer Stimme können aber als Indiz herhalten. Innerhalb der letzten 24 Monate haben sich die mobilen Zugriffe von 13 Prozent im Dezember 2011 auf fast 40 Prozent im vergangenen Monat erhöht.

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Und das, obwohl wir es unseren Lesern nicht gerade leicht machen: wir haben weder eine wirklich gute mobile Homepage noch eine eigene App oder andere Angebote, die speziell auf Smartphones ausgelegt sind. Damit stehen wir in guter Gesellschaft. Die Nutzung mobiler Angebote hinkt nicht nur im Tegernseer Tal hinterher. Und dennoch: auch hier tut sich was.

Peter Friedrich Sieben, Vorsitzender der „Geschäftsleute der Stadt Tegernsee“, weiß, dass es in diesem Bereich noch viel Nachholbedarf für die Händler im Tegernseer Tal gibt:

Gerade durch das Internet hat der lokale Handel neue Chancen. Online muss unbedingt sein für die Geschäftsleute, nicht nur in Tegernsee. Man muss nur auch etwas dafür bieten.

In kleinen Schritten haben die Tegernseer Geschäftsleute bereits auf die Veränderungen durch das Internet reagiert. Im aktuellen Einkaufsführer der Geschäftsleute sind beispielsweise sogenannte QR-Codes zu jedem Händler eingebunden, die man mit dem Smartphone abrufen kann. Anschließend erhält man weitere Infos zu dem jeweiligen Geschäft, kann sich teilweise kleine Videos anschauen oder erfährt mehr zu den Produkten.

Wie das Angebot bislang angenommen wird, kann Sieben allerdings noch nicht genau sagen. „Wir haben dafür keine eigenen Auswertungen“, sagt er. Er ist trotzdem davon überzeugt, dass solche Tests der richtige Weg sind. Man lernt dabei, mit den neuen Möglichkeiten umzugehen, und kommt auf neue Ideen. Nichts zu unternehmen, sei zumindest der deutlich schlechtere Weg. Von alleine werden die lokalen Geschäfte den Weg in die digitale Zukunft nicht finden, ist sich Sieben sicher.

Die Kunden erwarten viel

Mit dieser Sicht stehen die Tegernseer Geschäftsleute nicht alleine da. Eine aktuelle Studie der Hochschule Niederrhein kommt zu dem Ergebnis, dass vor allem die steigende Nutzung des mobilen Internets große Chancen birgt. So erklärt Forschungsleiter Prof. Dr. Gerrit Heinemann:

Derzeit ist im Handel wie in kaum einem anderen Wirtschaftssektor eine extreme Dynamik zu beobachten, die zu enormen Veränderungen der Handelsstrukturen führt. Insbesondere die Digitalisierung des Handels und die Entwicklung des mobilen Internets sind Treiber dieser Entwicklung.

Die Erwartungen der Kunden liegen demnach vor allem in mobil verfügbaren Informationen zu Ladenöffnungszeiten oder Landkarten mit den genauen Standorten von Händlern in ihrer Nähe. Viele wünschen sich demnach auch mehr Übersicht über aktuelle Angebote oder Übersichten über die Verfügbarkeit von Produkten beim Händler vor Ort.

Obwohl die Tegernseer Geschäftsleute versuchen, auf die Entwicklung zu reagieren, fühlen sie sich auch etwas alleingelassen von der Stadtverwaltung. Mit viel Mühe habe man beispielsweise eine eigene Webseite aufgebaut oder den aktuellen Einkaufsführer erstellt. Vonseiten der Stadt habe es allerdings bislang noch nicht einmal eine Verlinkung auf der offiziellen Rathausseite gegeben. Dort ist die Tegernseer Geschäftswelt bislang unsichtbar. Einzig ein Link auf die Seite der TTT ist unter „Wirtschaf“ zu finden.

Im aktuellen Einkaufsführer der Geschäftsleute Tegernsee sind direkte Smartphone-Links auf die Geschäfte umgesetzt.
Im aktuellen Einkaufsführer der Geschäftsleute Tegernsee sind direkte Smartphone-Links auf die Geschäfte umgesetzt.

Auch auf der anderen Seite des Sees arbeiten die Geschäftsleute auf eigene Faust an neuen Ideen, um die lokalen Geschäfte online zu unterstützen. Die “Aktiven Wiesseer” entwickeln seit einiger Zeit eine gemeinsame Onlinepräsenz ihrer Mitglieder. Vor allem die Sichtbarkeit der Geschäfte soll so verbessert werden. Man will auf der Seite über Händler und Angebote informieren und eine digitale Karte Bad Wiessees zur Verfügung stellen, die auch auf dem Smartphone funktioniert. Online gehen soll die neue Seite noch im Frühjahr.

Digitale Möglichkeiten werden noch vernachlässigt

Viele dieser Ansätze sind eigentlich nicht grundverschieden zu dem, wie man auch in der Vergangenheit versuchte, die lokale Geschäftswelt zu unterstützen, nur dass es digital statt physisch abläuft. Wegweiser zu Einkaufsstraßen, Tafeln mit Landkarten und Verweisen zu den lokalen Angeboten, Wegweiser zum Stadtrundgang für Gäste – all das gibt es schon seit langer Zeit auch im Tegernseer Tal. Digital passiert in diese Richtung bislang allerdings noch nicht viel vonseiten der Rathäuser.

In der Vergangenheit konzentrierte man sich in den Gemeinden meist auf die optische Aufwertung der Ortszentren, investierte in Flaniermeilen oder eine bessere Beschilderung. Der Ausbau digitaler Angebote zur Unterstützung der Geschäfte und als Angebote an Gäste und Einheimische blieb weitgehend aus, sieht man von den rein auf Tourismus ausgerichteten Angeboten der TTT einmal ab.

Doch das könnte sich nun nach und nach ändern. So hat in Tegernsee der “Arbeitskreis Ortsmitte” bereits mehrmals getagt. In dem Gremium versucht die Stadtverwaltung gemeinsam mit Geschäftsinhabern und engagierten Bürgern, das Ortszentrum und die Tegernseer Geschäftswelt wiederzubeleben. Ob die digitalen Möglichkeiten für den Einkaufsbummel mit dem Smartphone auch Bestandteil der Gespräche waren, wird man in den kommenden Wochen sehen, wenn die ersten Ergebnisse präsentiert werden sollen. 

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