Tegernsee bekommt einen Scheich

So ungewöhnlich wie sein geplantes 785 Quadratmeter großes Einfamilienhaus in Tegernsee-Süd, so außergewöhnlich ist sein Beruf für das Tal: Er soll Generaldirektor des Nuklearprogramms der Vereinigten Arabischen Emirate sein. Mohammed Abdullah Sahoo al Suwaidi zieht an die Schwaighofstraße.

Abdullah Sahoo al Suwaidi  ist Generaldirektor des Nuklearprogramms der Vereinigten Arabischen Emirate. Jetzt zieht er an den Tegernsee.

Laut Internet gilt er als einer der einflussreichsten Männer der Energieversorgung in den Emiraten. Studiert haben soll Sahoo al Suwaidi in Los Angeles. Vor Jahren sei er noch für die Gas-Exploration in den Wüsten-Staaten zuständig gewesen. Nun wird er seit letztem Jahr als Generaldirektor der Nawah Energy Company ausgewiesen und verantworte den Betrieb von vier neuen Atomreaktoren.

Bei Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn hat sich der Bauwerber aus Abu Dhabi bereits vorgestellt. Dieser habe eine große Familie, berichtete Hagn im Bauausschuss am Montagabend. Und die sechs Kinder des Bauwerbers hätten auch schon wieder Familien. Ob alle sich hier aufhalten werden, erwähnte Hagn nicht. Denn womöglich würde dann das beantragte „Einfamilienhaus“ aus allen Nähten platzen.

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785 Quadratmeter Wohnfläche

Das Grundstück dafür liegt nördlich des Kinderspielplatzes, an dem Bach Wiesengraben. Für den früheren Eigentümer des Grundstücks gab es bereits 1988 eine Baugenehmigung. Eine betonierte Grundplatte erinnert noch daran. Inzwischen ist sie völlig eingewachsen. „Aktuell gibt es bereits einen Vorbescheid aus dem Jahr 2016. Beantragt ist die Errichtung als Einfamilien-Wohnhaus“, sagte Bauamtsleiterin zum Bauantrag.

Das Haus bekommt neben dem Obergeschoß noch ein ausgebautes Dachgeschoss. Aber der Nachweis, dass daraus keine Vollgeschoss werde, sei bereits erbracht. „Die Maße des Hauses sind 25 mal 15 Meter, darin werden zwei Garagenstellplätze integriert“, so Koch. Insgesamt seien drei Stellplätze nachgewiesen. An der tiefsten Stelle beträgt die Wandhöhe 7,69 Meter, an den Quergiebeln bis zu 9,68 Meter. Die Nachbarbebauung sei um 80 Zentimeter höher. Geplant sei auch eine überdachte Vorfahrt am Gebäude, aber kein Keller.

“Nur kein Neid”

Die Planskizzen, die Koch anschließend dem Bauausschuss zeigt, offenbaren viele kleinteilige Fenster, teilweise am Treppenhaus versetzt. Zunächst staunten die Gemeinderäte nicht schlecht, was da schräg gegenüber dem Supermarkt Lidl auf das Ufergrundstück geplant wird. Bis Rudolf Gritsch (CSU) fragte, wie viele Quadratmeter Wohnfläche das Einfamilienhaus habe. 785 sind es laut Koch. Nachdem sich das erste Raunen gelegt hatte, meinte Hagn: „Nur kein Neid“.

Auf diesem Ufergrundstück an der Schaighofstraße – gegenüber vom Lidl – soll das Haus gebaut werden. Die Betonplatte ist das Relikt einer Baugenehmigung aus dem Jahr 1988.

Einziger Haken an dem Vorhaben sind offenbar nur noch „kritische Dachüberstände“, die „noch geändert werden müssen“, so Koch. Es sei aber nichts Dramatisches. Für Peter Hollerauer (FWG) gleicht es von der Straße gesehen einem „Herrschaftshaus“. Es sei eine maximale Bebauung, wurde am Ratstisch geurteilt. Die Lage des Gebäudes entspreche aber der Satzung, da das Grundstück nur nordseitig bebaut werden könne, so Koch.

Die Nachbarbebauung sei auch „nicht gerade klein“ ausgefallen. Daher füge es sich der Neubau ein. Thomas Mandl monierte die „unrhythmische“ Anordnung der Fenster. “Das Haus wirkt nicht harmonisch. Mein Fall ist es nicht“. Auch für Martina Niggl-Fisser (Bürger Liste) hat das Gebäude zu viele Sprossenfenster. Dennoch wurde das Vorhaben einstimmig genehmigt. Allerdings mit einigen Auflagen, wie beispielsweise die Einhaltung der Gestaltungssatzung bei den Quergiebeln und die Übernahme von Abstandsflächen des benachbarten städtischen Grundstücks.

Verwirklicht Sahoo al Suwaidi sein Vorhaben, dürfte sich vor allem die Rottacher Geschäftswelt die Hände reiben. Denn solche Magnaten sind nicht gerade bekannt dafür, dass sie beim Geldausgeben knausern. Und das Tal hat wieder einen Prominenten mehr.

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