Bei der Fußgängerampel an der Hauptstraße in Tegernsee, unweit der Rosenstraße, war die Feinstaubbelastung jedoch relativ hoch, weil durch die Häuser dort keine Luftzirkulation vorhanden sei und der Feinstaub „nicht weggepustet“ werde. Ähnlich sei die Situation erstaunlicherweise auch im Schmetterlingsgarten vor dem Bräustüberl gewesen. Hier sei der stark frequentierte Kiesweg der Verursacher für „relativ viel Feinstaub“ gewesen.
Dies förderte das fächerübergreifende Projekt „Feinstaub“ zu Tage, das im Rahmen einer Kooperation mit dem Lehrstuhl für Didaktik der Physik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München und dem Gymnasium durchgeführt wurde. Dort ist Matthias Schweinberger federführend. Seine Vorgabe war, wie er bei einer Präsentation im Atrium des Gymnasiums erklärte, „das aktuelle Thema Feinstaub mit der Mikroelektronik in der Schule direkt umzusetzen, einschließlich der multimedialen Ausarbeitungen“.
Auch die Gäste staunten nicht schlecht. Landrat Wolfgang Rzehak, Bürgermeister Johannes Hagn und der Sprecher der Freien Wähler im Kreistag, Norbert Kerkel, waren sichtlich angetan von den Ergebnissen des Projekts. Öfter war ein „Oh“ oder „Ah“ zu hören, vor allem, als die Schüler darauf hinwiesen, dass auch Elektroautos keineswegs emissionsfrei seien, da sie Feinstaub aus Bremsen- und Reifenabrieb produzieren.
Höchste Werte im Klassenzimmer
Doch insgesamt war die „Luft in Tegernsee an unserem Stichtag hervorragend“, beruhigte Schweinberger die Kommunalpolitiker. „Die Werte für Feinstaubkontaminationen lagen weit unter gesetzlichen Grenzwerten. Bei einem Vergleich mit der Leopoldstraße – vormittags um elf Uhr – war die Luft sechsmal stärker belastet als der Schnitt in Tegernsee“.
Wenn auch die Messungen mit selbstmontierten Feinstaubsensoren an der Großbaustelle auf dem ehemaligen Krankenhausareal nicht aus dem Rahmen gefallen seien, so ist offenbar das Klassenzimmer der ungesündeste Aufenthaltsort. Denn der „mit Abstand höchste Wert wurde dort direkt an der Lehrertafel gemessen“, sofern dort intensiv mit Kreide geschrieben wurde.
Dabei sei aber festgestellt worden, „dass die Konzentrationen zu den Schülerbänken hin schnell abfielen“. Die Verwendung digitaler Tafeln habe daher auch einen „gesundheitspräventiven Charakter“. Insgesamt sei aber aufgefallen, dass die Feinstaubkonzentration „im Gebäude höher waren als im Freien“. Dies sei normal und letztendlich Folge der Lüftungssituation.
Doppelt so viele Tote durch Feinstaub
Die sechs Schülergruppen präsentieren im Rahmen einer Ausstellung auch die natürliche Entstehung von Feinstaub. Dafür verantwortlich sind demnach Vulkanausbrüche, Busch- und Waldbrände, Biologische Substanzen und aufgewirbelter Staub durch Erosionen. Der Mensch setzt noch mehr oben drauf durch „Verkehrsmittel, Hausbrand, Industrie und Landwirtschaft“.
Besonders im Herbst und Winter sammeln sich diese Schadstoffe unter der Inversion, „die wie ein Deckel verhindern, dass sich untere und obere Luftschichten vermischen“, so die Studie. Allgemeinwissen ist, dass der sichtbare Dunst unter der Inversion vor allem aus Feinstaub besteht, der durch Einatmen vor allem Lunge, Herz und Ohren schädigt. Denn auf der Oberfläche von Feinstaubpartikeln befinden sich krebserregende Schwermetalle und polyzyklische Kohlenwasserstoffe.
Diese können Zellen beschädigen und so nicht nur Krebs hervorrufen. Meist verengen sie im Herz Blutgefäße und können so Herzinfarkte auslösen. Die Bilanz ist beängstigend. In Deutschland gab es 2015 insgesamt 34.000 Feinstaubtote, etwa doppelt so viele wie Verkehrstote. Die Tendenz weltweit ist klar steigend, so das Fazit der Gymnasiasten: „Bis 2050 wird sich die Zahl der Toten im Vergleich zu 2010 verdoppeln, auf dann etwa 6,6 Millionen“.
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