VIVO nimmt der Stadt den Container
Tegernsee kann nicht Müll

Weil man in Tegernsee seit Jahren einen Müllcontainer mit falschem Dreck befüllt, zieht die VIVO nun die Konsequenzen. Und die Kommune? Die hat ein mächtiges Problem:

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Der Container kommt weg. Foto: Redaktion

Der blaue Container in der Klosterwachtstraße in Tegernsee war ein begehrtes Ziel vieler Bürger in der Nacht. Wie bitte? Ein Müllcontainer? Seit Jahren ärgern sich Recycling-Unternehmen und der örtliche Bauhof mit der Ignoranz einiger Mitmenschen herum. Statt Pappe und Paier, werfen Menschen komplett andere Restmüll-Formen in den Container. Sorgen dafür, dass die VIVO vor dem Problem steht, entweder umständlich den Container noch einmal vorzusortieren oder als Restmüll komplett abzuschreiben.

Pizza, Räder und Medikamente

“Das geht schon seit Jahren so”, klagt Bürgermeister Johannes Hagn. Immer wieder wurde an Bürger appelliert, nicht Fahrräder, Medikamente oder Pizzareste in den blauen Container zu werfen. Der wird zweimal in der Woche abgeholt, muss aber immer wieder von Bauhof-Mitarbeitern gesichtet und verdichtet werden. “Da liegt der letzte Dreck drin”, ärgern sich Gemeinderäte. Um wenigstens herauszufinden, wer den Dreck macht, ließ die Stadt Videokameras aufstellen. Aber auch das schreckte nicht ab und half auch sonst wenig. Bauhof-Chef Anian Hölzl beschreibt, wie die Müllsünder die Überwachung umgehen “Die parken außerhalb der Kameraüberwachung. So können wir die Kennzeichen nicht erkennen. Und eine Personenüberwachung hat sehr enge Grenzen.”

Tegernsee hat keinen Platz

Jetzt jedenfalls ist bald Schluss mit dem falschen Müll: Die VIVO streicht den Container. In der letzten Stadtratsitzung vor der Sommerpause verkündete Johannes Hagn die Entscheidung: “Das hat mir der VIVO-Vorstand Sarah Tschachtli mitgeteilt. Der Aufwand sei zu groß, das Aussortieren von falschen Müllresten sei nicht mehr machbar.”

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Wer sind aber die Sünder? Hagn erzählt uns, dass es sich meist nicht um Tegernseer selbst handelt. Oft seien es Handwerker, die nach getaner Arbeit ihren Baustellen-Müll loswerden wollen. Manch Tegernseer hat eine andere Gruppe in Verdacht: Jene, die am späten Abend ihre Zweitwohnungen Richtung München verlassen und den Müll nicht mit in die Stadt mitnehmen wollen, werden als “Tätergruppe” ausgemacht. Klar, es liegt auf der Hand: Dei VIVO-Wertsstoffhöfe sind am Wochenende geschlossen. Man verursacht Müll, will den nicht mit auf die Autobahn nehmen und füllt illegal den Container mit Pizzaresten und anderen Müll. Letztlich ist es egal. Man wird der Situation nicht Herr. Schon vor über fünf Jahren schimpfte man in Stadtratsitzungen darüber. Es wird also Zeit, dass sich etwas tut.

Nur: Damit steht die Kommune müllseitig mit runtergezogener Hose da. Sie hat keinen Wertstoffhof wie andere Gemeinden im Tal. Ihr fehle schlicht der Platz, erklärt Hagn und ist sicher froh, dass seine Tegernseer bislang in andere Kommunen ausweichen dürfen. Der Platz an der Waldschmidtstraße eignet sich aus Platzmangel nicht. Eher können man sich das Homposs-Gelände am Prinzenweg vorstellen.

Aber Hagn muss hier mit dem Ärger von Anwohnern rechnen. Denn keiner will den An- und Abfahrverkehr vor der Haustür zu einem Wertstoffhof haben. Hausbesitzer werden um den Wert ihrer Immobilie fürchten. Das übliche Theater eben. Jeder verursacht Müll, keiner will die Container hinter seinem Haus haben.

Tegernseer bringen den Müll in andere Gemeinden

Nun besitzt die Stadt Tegernsee sowieso in Sachen Müll eine Extrawurst: Als einzige Kommune entsorgt Tegernsee mit eigenen Müllwagen. “Angesichts unserer engen und steilen Wege am Hang, die besonders im Winter einen Allradantrieb bei den Wagen voraussetzen, haben wir die Fahrzeuge selbst angeschafft”, erklärt Hans Hagn. Das alles kostet die Bürger deutlich mehr, bis zu 25 % sollen es sein. Müll-Exklusivität hat ihren Preis.
Wann der Container aber an der Klosterwachtstraße endgültig von der VIVO entfernt wird, steht noch nicht fest. Und wenn der Stadtrat aus der Sommerpause kommt, wird der Müll und der Wertstoffhof garantiert wieder auf der Tagesordnung stehen.

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