„Tegernsee macht keinen Sinn mehr“

Jahrzehntelang war die Geschäftsstelle der AOK in Tegernsee Anlaufstelle für die Versicherten. Doch bald ist Schluss. Schuld sei die nachlassende „Kundenfrequenz“.

Die AOK in Tegernsee schließt / Foto: Klaus Wiendl

Am 12. Dezember wird die Geschäftsstelle in der Bahnhofstraße ihre Pforten schließen. Dann geht ein Kapitel Kundenservice für die AOK-Mitglieder zu Ende. Schuld seien sie selbst, weil sie die Geschäftsstelle nicht häufig genug aufgesucht hätten. So jedenfalls lässt sich die Stellungnahme von Tarkan Demir interpretieren, dem Pressesprecher der AOK-Direktion Bad Tölz. Denn angesichts der festgestellten „Kundenfrequenz“ würde der „Kunde Tegernsee nicht mehr wünschen“.

Konkrete Zahlen zu Besuchen von Kunden hatte Demir allerdings nicht greifbar, sie würden aber „eine deutliche Sprache gegen den Erhalt sprechen“. Darauf müsse man „einfach reagieren“. Das Management habe die Verantwortung über die Beitragsgelder der Versicherten, daher sei die Filiale in Tegernsee nicht mehr zu halten. Immer mehr Kunden würden sich telefonisch beraten lassen  oder sich über das Onlineportal „Meine AOK“ an ihre Krankenversicherung wenden.

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Holzkirchen als „Kompromiss“

Deshalb sei man den „Kompromiss mit Holzkirchen“ eingegangen. Denn der Kunde wolle, „dass Holzkirchen größer wird. Dies hat er mit seiner Frequenz signalisiert“. Die Kunden könnten sich nun entscheiden, ob sie nach Miesbach oder Holzkirchen fahren wollen. Die Kunden in Waakirchen würden wohl eher die Geschäftsstelle in Bad Tölz aufsuchen.

Auf die Frage, was ein betagter Kunde ohne Auto macht, wusste Demir keinen Rat. „Die Frage haben wir uns auch gestellt“. Es sei eine schwierige Entscheidung gewesen. „Was sollen wir machen?“ Möglich wären unter Umständen „individuelle Lösungen“, die man noch suchen wolle. Ob aber mit einer Lösung alle glücklich seien, „werde schwierig“.

„Geschäftsstelle ganz in Ihrer Nähe“

Die fünf Mitarbeiter in Tegernsee sollen ab 13. Dezember die Teams in Miesbach und Holzkirchen unterstützen. „Es gibt keine personellen Einsparungen“, versicherte Demir, „da wir den Bedarf an Beratern in Holzkirchen haben“. Die Direktion reagiere auf steigende Kundenkontakte mit erweiterten Öffnungszeiten in größeren Räumlichkeiten im Gewerbegebiet von Holzkirchen, Rudolf-Diesel-Ring 23, heißt es zudem in einer Pressemitteilung.  

Der stellvertretende Direktor Wolfgang Morlang lege großen Wert darauf, „dass die Kunden einen persönlichen Ansprechpartner am Telefon oder in der AOK Geschäftsstelle ganz in ihrer Nähe auch weiterhin haben“. Davon können Kunden aus dem Tal ab 12. Dezember dann nur noch träumen. Nach Holzkirchen sind es etwa 20 Kilometer, nach Miesbach etwa 15 Kilometer. „Ganz in der Nähe“ dürften sie wohl anders empfinden.

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