Asylbewerber in die Tegernseer Turnhalle?

Jetzt setzt das Landratsamt Gemeinden wie Tegernsee zunehmend unter Druck. Entweder die Verantwortlichen stellen Räumlichkeiten zur Verfügung oder ab nächster Woche schlafen Asylbewerber in den Turnhallen.

Für Sportreferentin Sabine Wittmann fast schon eine Horrorvorstellung: „Soweit darf es nicht kommen. Das kann nur die letzte Lösung sein!“

Hussein genießt es draußen zu sitzen
Für Asylbewerber gibt es derzeit im Tal keine Unterbringungsmöglichkeiten / Archivbild aus Moosrain

Wie wir bereits berichtet haben, wächst der Druck auf den Landkreis, mehr Asylbewerber aufzunehmen. So stellte das Landratsamt bereits vor knapp zwei Wochen klar, dass im Notfall auch Turnhallen benutzt werden müssen, falls man keine Unterkünfte in den Kommunen bekommt. Vor allem die Tal-Gemeinden zeigten in den vergangenen Monaten keine allzu großes Interesse daran, neuen Platz für Asylbewerber zu schaffen. Und nun könnte sich diese Strategie rächen.

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Der Pressesprecher des Landratsamtes, Gerhard Brandl, erklärt, dass „in den vergangenen Wochen immer mal wieder zehn Leute bei uns eingetroffen sind.“ Nun werde die Lage allerdings langsam akut. Nächste Woche stünden 20 weitere Bewerber vor der Tür. Diese wurden dem Landkreis von der Landesregierung zugewiesen, und man wisse nicht, wohin mit ihnen. So habe das Landratsamt bereits händeringend versucht, Unterbringungsmöglichkeiten zu finden. „Vergeblich“, wie Brandl heute bestätigt.

„Im Ernstfall keine andere Möglichkeit“

Daher bittet das Landratsamt die Bevölkerung um Unterstützung. Bisher sei die Resonanz allerdings ernüchternd. Auch auf unseren Artikel hin hätte sich niemand dazu bereit erklärt, Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, so Brandl. Bislang seien bereits 143 Asylbewerber unter anderem in Bayrischzell, Fischbachau, Hausham, Miesbach, Otterfing, Schliersee und Warngau untergebracht. Bis zum Jahresende dürften es 200 Personen werden, die der Landkreis aufnehmen muss.

Aus diesem Grund setzt das Landratsamt die Gemeinden langsam unter Druck: Sollte sich bis nächste Woche niemand gemeldet haben, werden die Asylbewerber in den Turnhallen untergebracht. „Im Ernstfall haben wir keine andere Möglichkeit“, sagt Vize-Landrat Arnfried Färber.

Tegernsee in der Auswahl

Zur Auswahl stünden die Landkreissporthallen Holzkirchen, Miesbach, Hausham und Tegernsee. In welchen Sporthallen die Menschen schlussendlich untergebracht werden, stehe laut Brandl noch nicht fest: „Das wird noch intern beraten.“

Für die Sportreferentin des Landkreises darf es soweit nicht kommen, denn die Konsequenzen wären für die stark frequentierten Hallen folgenschwer: Schul- und Vereinssport könnte nicht mehr stattfinden, Punktspiele müssten abgesagt werden.

Das darf nur die letzte Möglichkeit sein. Schließlich gibt es genügend leer stehende Räumlichkeiten, die zur Verfügung gestellt werden können.

Derzeit arbeite man zudem an einer Containerlösung, sagt Wolfgang Zierer vom Landratsamt. Bestellung und Anlieferung der Wohncontainer dauern allerdings bis zu drei Monate. Außerdem sei noch nicht geklärt, wo diese Container stehen sollen.

Können hier auch im nächsten Schuljahr Kinder spielen oder schlafen hier bald Asylbewerber
Die Tegernseer Turnhalle: eines der möglichen Notquartiere für Asylbewerber

So wie es derzeit aussieht, führt also an der Turnhallen-Lösung kein Weg vorbei. „Die Asylbewerber stehen ab nächster Woche vor der Tür und müssen ja irgendwo schlafen und sich waschen“, erklärt Brandl. Ganz aufgegeben hat der Pressesprecher die Hoffnung allerdings noch nicht: „Hoffentlich meldet sich noch einer.“

Dass die Unterbringung in Schulturnhallen nur der allerletzte Ausweg sein könne, machte bereits Pressesprecherin Gabriele Dorby vor knapp zwei Wochen klar:

Das würde natürlich zu großen Konflikten führen und die Integration sehr schwierig machen.

Eine Sorge, die nicht unbegründet ist. Ausfallender Sportunterricht kann schnell zu verstärkten Ressentiments gegenüber Asylsuchenden führen. Konflikte sind in einer solchen Stimmung vorprogrammiert.

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