Als Letzte kam Lena gestern über die Ziellinie des Tegernseelaufs. In den Ergebnislisten taucht Ihr Name nicht mehr auf. Vielleicht war es einfach zu spät, die Zeitmessung bereits abgebaut.
Dass Sie Letzte geworden ist stört die junge Lenggrieserin jedoch nicht. Ausgestattet mit dem Ehrgeiz einer ganz Großen sitzt Sie, völlig durchnässt, im beheizten Zelt. Draußen regnet es seit drei Stunden in Strömen. Die junge Läuferin ist unterzuckert. Ihr Wert liegt bei 80. Die Cola hilft ein wenig. Doch Nässe und Kälte sind unangenehm.
Letzte zu werden sei nicht schlimm. Nur Aufgeben, das konnte Sie einfach nicht bei Ihrem ersten richtigen Lauf. Bis Kilometer fünf ging es noch ganz gut. Kurz hinter Tegernsee fing dann der große Regen an. Und damit Lenas Leidensweg über quälend lange 15 Kilometer.
Alleine zwar, aber nicht auf sich selbst gestellt. Ab Tegernsee an ihrer Seite die beiden unfreiwilligen “persönlichen Helfer”. Einer auf dem Fahrrad und der zweite im Besenwagen. Fredl, der Fahrer des Besenwagens, erklärt seine Aufgabe so: “Normalerweise sammelt der Letzte die Letzten ein.”
Doch dieses Mal wollte die Letzte nicht eingesammelt werden. Immer weiter lief die junge Frau durch Regen und Kälte.
“Als wir gemerkt haben, dass Lena nicht mit dem Besenwagen migenommen werden will, haben wir Sie angefeuert. Das war schon hart aus dem warmen, trockenen Fahrzeug heraus. Vor allem weil man merkt, wie Sie sich quält.”
Ob sich der Ehrgeiz und die ganze Quälerei ausgezahlt hat? Lena weiß es nicht. Eigentlich möchte Sie nur nach Hause, ins Warme, unter die Dusche.
Und dann blitzt doch Stolz in Ihren Augen auf. “Letzte zu werden ist wirklich egal. Ich habe meinen ersten Halbmarathon geschafft, das ist ein gutes Gefühl!”
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