Gmund gründet Kommunalunternehmen

Dritte Ergänzung vom 8. Oktober / 10:04 Uhr
Wie geht es eigentlich in Sachen Kauf der Tegernseer Bahn samt Gleisstrecken, einiger Grundstücke und Immobilien sowie der beiden Bahnhöfe in Gmund und in Tegernsee weiter?

Viel Neues hört man aus den Rathäusern in Gmund und Tegernsee nicht. Dabei wird im Hintergrund – und da unter anderem in den nicht-öffentlichen Sitzungen – eifrig verhandelt und der weitere Weg geebnet.

Bis Ende 2013 haben jeweils Gmund und Tegernsee eine Kaufoption auf sämtliche Grundstücke und auch die Bahnhöfe der TAG.
Bis Ende 2013 haben jeweils Gmund und Tegernsee eine Kaufoption auf sämtliche Grundstücke und auch die Bahnhöfe der TAG.

So hat sich Gmund laut Geschäftsleiter Alfons Besel vor wenigen Wochen dazu entschlossen für den bevorstehenden Kauf ein eigenes Kommunalunternehmen zu gründen. Die Vorteile liegen dabei laut Besel auf der Hand: “Wir sind im Rahmen eines solchen Eigenunternehmens sehr flexibel, was unternehmerische Entscheidungen betrifft.” Die genauen Beweggründe werde man in der nächsten Gemeinderatssitzung am 16. Oktober der Öffentlichkeit bekanntgeben.

Anzeige

Millionenwerte

Dabei sind die Werte, die Gmund und Tegernsee zu schultern haben, immens. So umfasst alleine der Immobilienbestand der TAG am Tegernsee 33 Wohneinheiten mit 2.330 Quadratmetern Fläche. Dazu kommen 35.000 Quadratmeter Bahnhofsgelände in zentraler Lage in beiden Gemeinden, zwei Seegrundstücke mit 12.000 Quadratmetern sowie 12,4 Kilometer Gleisstrecke mit einer Grundfläche von 147.000 Quadratmetern Grundfläche.

Hierauf hat die Kreissparkasse Sparkasse Miesbach-Tegernsee (KSK) eine Kaufoption, die ursprünglich der ehemalige KSK-Chef Georg Bromme initiiert hat. Auf diese Möglichkeit zum Kauf, die Ende diesen Jahres ausläuft, haben nun wiederum Gmund und Tegernsee zusammen eine Kaufoption, die laut Experten als sinnvoll und weitblickend bezeichnet wird. Der konkrete Ansatz für den Millionen-Kauf: die Kommunen machen die Grundstücke baureif und verkaufen diese an externe Investoren. Diese Einnahmen würden dann die Finanzierung des Gesamtpakets ermöglichen.

Seit April liegen, laut Aussage von Tegernsees Erstem Bürgermeister Peter Janssen, die Unterlagen zur Einsicht bei den von der Stadt beauftragten Anwälte. Und auch in Gmund hat man lange, unabhängig von der Stadt, die unterschiedlichen Optionen geprüft. Am Ende hat man sich zum Modell des städtischen Eigenbetriebs entschlossen. Dabei könnte den Gmundern auch die Tegernseer Kur- und Versorgungsbetriebe als Vorbild dienen.

Die Beteiligungsverhältnisse zwischen Stadt Tegernsee, TKV und dem E-Werk. Für die große Ansicht auf das Bild klicken.

Über das Konstrukt TKV steuert die Stadt Tegernsee ihre unterschiedlichen Beteiligungen, wie die TEG oder das E-Werk. Steuerliche Vorteile und eine deutlich geringere Pflicht zur Offenlegung von Zahlen sind die Hauptgründe für die sogenannten Kommunalunternehmen. Gründe, die scheinbar nun auch Gmund dazu bewogen haben, einen Eigenbetrieb zu gründen.

Für die juristische Abstimmung hatte sich der Gmunder Gemeinderat am 26. September eigens einen Experten geholt. Der Pullacher Rechtsanwalt Dr. Stefan Detig berät Gemeinden hauptsächlich in den Bereichen öffentliches Unternehmens- und Wirtschaftsrecht. Detig, selbst mal Bürgermeister, präsentierte laut Besel in der nicht-öffentlichen Gemeinderatssitzung den aktuellen Sachstand zur nicht ganz einfachen Gründung des Unternehmens, über das Gmund wiederum die notwendigen Anteile an der TBG erwerben möchte.

“Wir sind momentan in den Verhandlungen zum Kauf. Das Thema beschäftigt mich derzeit fast jeden Tag voll,” so Besel weiter, der sich zu genauen Details allerdings nicht weiter äußern möchte. “Wir wollen uns strikt an die Vereinbarung des Stillschweigens halten.”

Zweite Ergänzung vom 11. Januar mit der Überschrift: Gemeinderat in Gmund mit Sondersitzung
Anfang Februar wird es in Gmund wohl eine Sondersitzung des Gemeinderats geben. Dort wird dann ausschließlich das Ergebnis des internen Architektenwettbewerbs der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee auf der Tagesordnung stehen.

Dies bestätigt Gmunds Erster Bürgermeister Georg von Preysing auf Nachfrage. Dabei soll es unter anderem um eine mögliche Gestaltung des Bahnhofsgeländes in Gmund gehen.

Der Gmunder Bahnhof gehört (noch) der TAG. Quelle: Rolf Kaul

Eigentlich ist für den 24. Januar eine turnusmäßige Sitzung des Gemeinderats angesetzt. Die Thematik “Tegernseer Bahn” könnte allerdings den Rahmen einer “normalen” Gemeinderatssitzung sprengen, so von Preysing.

“Bis Ende 2012 muss eine Entscheidung getroffen werden”

Um der Tragweite eines potenziellen Kaufs der Tegernseer-Bahn-Grundstücke auf Gmunder Gemeindegebiet gerecht zu werden, muss das Gremium an einem noch nicht fixierten Termin eine Sonderschicht einlegen. “Ein paar Stunden wird uns das sicher beschäftigen”, sagt von Preysing.

Die Gemeinderäte werden in jedem Fall, ob jetzt Ende Januar oder Anfang Februar, in einer nicht öffentlichen Sitzung diskutieren, denn es geht um Vertragsangelegenheiten.

Ein paar Details sind aus dem Gmunder Rathaus dennoch durchgesickert. Georg Bromme, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, hat bereits in einer nicht öffentlichen Sitzung im Herbst 2011 drei mögliche Architekturverschläge präsentiert. Über diese sei jedoch nicht weiter diskutiert worden. Mittlerweile ist der interne Architektenwettbewerb bei der Sparkasse abgeschlossen.

Sicher sei derzeit nur, dass der Gemeinderat bis Ende dieses Jahres eine Entscheidung bezüglich der Gestaltung und Bebauung des Geländes treffen sollte und ob die Kommune die Grundstücke kaufen will oder nicht.

Diese Frist stimmt auch mit der Aussage Brommes überein, der bereits im Dezember gegenüber der Tegernseer Stimme bestätigte: “Bis Ende des Jahres läuft ein Vorvertrag seitens der Kreissparkasse mit festgelegter Kaufsumme für sämtliche Immobilien aus.”

Ergänzung vom 11. Dezember/14:33 Uhr
Erst vor einem Monat hatte Georg Bromme seine Wunschvorstellung für den Erwerb des Schienenetzes am Tegernsee skiziert. “Kurzfristig sollen die Grundstücke in den Besitz der Kreissparkasse übergehen, um diese dann an einen Dritten weiterzuverkaufen”, so Bromme auf Nachfrage.

Und der Sparkassen-Chef betonte damals: “Mein Wunsch wäre es natürlich, dass die Gemeinden die Grundstücke erwerben.”

Was Bromme meinte, ist der Plan, dass am Ende die Stadt Tegernsee und Gmund das Grundeigentum der TAG übernehmen und bebauen lassen. Eine umfassende Bebauung wiederum ist notwendig, damit genügend Geld zusammenkommt, um den Kauf langfristig finanzieren zu können. Denn es geht um einiges.

200.000 Quadratmeter müssen finanziert werden

Laut Christian Rohdorfer, Geschäfstführer der Tegernseer-Bahn Betriebsgesellschaft, umfasst der Immobilienbestand am Tegernsee 33 Wohneinheiten mit 2.330 Quadratmetern Fläche (“vorwiegend Seeblick”), 35.000 Quadratmetern Bahnhofsgelände in zentraler Lage von Gmund und Tegernsee, zwei Seegrundstücke mit 12.000 Quadratmetern sowie 12,4 Kilometer Gleisstrecke mit einer Grundfläche von 147.000 Quadratmetern. Und das dürfte nicht einfach mal so aus der Haushaltskasse zu bezahlen sein.

Nachdem Ende November die Frist für einen internen Architekturwettbewerb bei der Kreissparkasse abgelaufen ist und auch schon erste Pläne für die zukünftige Bebauung bestehen, war dies der Startschuss für die beiden betroffenen Gemeinden. Denn da sich die Liegenschaften auf Tegernseer und Gmunder Gemeindegebiet befinden, müssen auch deren politischen Vertreter darüber entscheiden.

In nicht öffentlicher Sitzung hat nun der Tegernseer Stadtrat als Erstes die Entwürfe diskutiert. Laut Bürgermeister Peter Janssen stehe der Rat “der ganzen Geschichte positiv gegenüber.” So zumindest Janssens Aussage gegenüber dem Merkur. Ein eigens gegründeter Arbeitskreis soll sich mit dem Erwerb beschäftigen. Das Ziel, die Bahnstrecken in die öffentliche Hand zu bekommen, bezeichnet der Bürgermeister als “Zukunftsaufgabe”.

Der Gmunder Gemeinderat werde sich allerdings erst im Januar mit den Entwürfen beschäftigen. Vor allem die Art und der Umfang der Bebauung auf Gmunder Gemeindegebiet sollen wichtige Diskussionspunkte sein.

Klarer Ablauf – offenes Ende

Der weitere Ablauf ist bereits fix: Zuerst müssen sich Gmunder Gemeinderat und Tegernseer Stadtrat für eine Planung entscheiden. Danach wird eine Machbarkeitsstudie erstellt. Spätestens an dem Punkt wird man sehen, ob die Art der bevorzugten Bebauung auch tatsächlich ausreicht, um den Erwerb der TAG-Liegenschaften finanzieren zu können. Alles Weitere ist Spekulation.

Als sicher gilt der grobe Zeitplan für die endgültige Entscheidung: Bis Mitte 2012 wollen sich Gmund, Tegernsee und der Landkreis entscheiden, ob und wie der Handel mit dem derzeitigen Eigentümer vonstatten gehen kann.

Das “Eisenbahngeschäft”, einst der Ursprung der TAG, ist mittlerweile zu einer Randnotiz im Geschäftsmodell des Immobilienkonzerns geworden. Dennoch bestehe bis heute eine enge Verwurzelung zum Tegernsee, so Rohdorfer auf Nachfrage im November. “Die Tradition und auch die Mitarbeiter am Tegernsee liegen uns sehr am Herzen. Und auch das Schienennetz wirft jedes Jahr einen Gewinn ab.”

Zumindest diese Aussage hört sich nicht nach einem “Wir wollen unbedingt verkaufen” an. Aber vielleicht gehören solche Worte bereits zur Verhandlung dazu.

Ursprünglicher Artikel vom 4. November
Im März hatten wir gemeldet: Die Tegernseer Immobilien- und Beteiligungsgesellschaft AG, kurz TAG, plant eventuell den Verkauf des 12,4 Kilometer langen Schienennetzes im Tegernseer Tal.

“Das stimmt nicht”, behauptet ganz aktuell Christian Rohdorfer, Geschäftsführer der Tegernseer-Bahn Betriebsgesellschaft (TBG), gegenüber der Tegernseer Stimme.

Die Aussagen von Georg Bromme, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee (KSK), lassen jedoch anderes vermuten. Wie schon im März vermutet, laufen im Hintergrund seit Längerem intensive Verhandlungen.

Stehen u. a. das Tegernseer Bahnhofsgelände und das 12,4 km lange Schienennetz der TAG zur Disposition?

Die beiden Bahnhöfe in Tegernsee und Gmund sind, genau wie große Grundstücke im Tal, ebenfalls im Besitz der TAG und stehen laut des Artikels von Anfang des Jahres eventuell ebenfalls zur Disposition. “Das kann ich verneinen”, betont Rohdorfer.

Wer sagt die Wahrheit?

Georg Bromme, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee

Bei einer der kommenden nicht öffentlichen Stadt- bzw. Gemeinderatssitzungen in Tegernsee und Gmund sollen laut KSK-Chef Bromme bereits konkrete architektonische Bebauungsvorschläge für die beiden Bahnhofsgrundstücke auf den Tisch gelegt werden.

Ende November läuft die Frist für einen in diesem Zusammenhang stehenden internen Architekturwettbewerb bei der KSK aus. “Die Räte entscheiden dann, welche Vorschläge umsetzbar sind, welchen sie bevorzugen und wie die Bahnhöfe zukünftig aussehen sollen”, so Bromme, der ergänzt: “Das wiederum ist die wirtschaftliche Grundlage dafür, wie viel die Bebauung später kosten wird.”

Bromme geht weiter ins Detail: “Kurzfristig sollen die Grundstücke in den Besitz der Kreissparkasse übergehen, um diese dann an einen Dritten weiterzuverkaufen”, so Bromme. “Mein Wunsch wäre es natürlich, dass die Gemeinden die Grundstücke erwerben.”

Wer letztlich die Kaufoption ziehen wird, ob nun die Tal-Gemeinden oder ein externer Investor, steht noch in den Sternen. Im Sinne der zukünftigen und einer werthaltigen Infrastruktursicherung, was auch das 12,4 Kilometer lange Schienennetz im Tegernseer Tal betrifft, ist die öffentliche Hand laut Bromme die bestmögliche Option.

Viel Raum für Spekulationen

Laut Rohdorfer hat die TAG und auch die TBG keinerlei Verkaufsabsichten: “Weder für das 12,4 km lange Schienennetz noch für Grundstücke am Tegernsee”, so Rohdorfer, der anfügt: “Pro Jahr fragen im Schnitt zwei bis drei Investoren an und wollen eine unserer Liegenschaften am Tegernsee erwerben. Das hören wir uns gerne an. Die gebotenen Preise entsprachen aber nie unseren Vorstellungen. Momentan ist unsererseits nichts am Laufen.”

Der TBG-Geschäftsführer will “Ruhe” in die gesamte Thematik bringen und diese auch “bewahren”. Da verwundert die Aussage Rohdorfers, der zugibt: “Was andere planen, weiß ich nicht. Vielleicht kommt ja bald jemand auf uns zu.”

Die Wohnimmobilien als auch das Schienennetz werfen Jahr für Jahr für die börsennotierte TAG-Gruppe einen “kleinen unwesentlichen Gewinn ab”. Jegliche Verkaufsabsichten sind für die TAG im Geschäftsbericht für eine im SDAX notierten Aktiengesellschaft notwendigerweise mitzuteilen. Das schreibt das Handelsgesetzbuch jedoch nur als “Kann” und nicht als “Muss” vor.

Der Gesamtkonzern wird dieses Jahr einen Gewinn von knapp 60 Million erzielen. Da verkommen die Liegenschaften am Tegernsee zu einer bilanziellen Randnotiz. Dennoch meint Rohdorfer: “Die Grundstücke – inklusive der beiden Bahnhöfe – sind bei uns in der Konzernbilanz gut aufgehoben. Schreiben auch keine Verluste. Die Wohnimmobilien, die regelmäßig renoviert und saniert wurden, verzeichnen sogar leichte Gewinne.”

200.000 Quadratmeter Grund am Tegernsee gehören der TAG

Einst war das Eisenbahngeschäft der Ursprung der TAG. Das Kerngeschäft ist heute ein anderes. Wie der Name der Tegernseer Immobilien- und Beteiligungsgesellschaft schon sagt: Dieser liegt im Immobiliensektor.

Dennoch besteht bis heute eine enge Verwurzelung zum Tegernsee. “Die Tradition und auch die Mitarbeiter am Tegernsee liegen uns sehr am Herzen”, so Rohdorfer. Auch das Schienennetz wirft jedes Jahr einen Gewinn ab. “Die Bayerische Oberlandbahn als mittlerweile langjähriger Betreiber war und ist immer ein guter Partner gewesen und ist es auch noch bis heute”, lobt Rohdorfer die Zusammenarbeit mit der BOB.

Die gehaltenen Immobilien der TAG fokussierten sich bis 2001 vor allem auf das Tegernseer Tal. Seither ist das Unternehmen mit Konzernsitz in Hamburg expandiert und hat verschiedene Standorte in ganz Deutschland eröffnet.

Der Bestand am Tegernsee umfasst trotzdem bis heute eine Großzahl an Liegenschaften: 33 Wohneinheiten (2.330 qm, vorwiegend Seeblick), 35.000 qm Bahnhofsgelände in zentraler Lage von Gmund und Tegernsee, zwei Seegrundstücke (12.000 qm), 12,4 km Gleisstrecke mit 147.000 qm Grundfläche.

Die Frage ist nur: Wie lange noch …?

Ach ja: Miteinander geredet haben Christian Rohdorfer und Georg Bromme scheinbar lange nicht mehr. “Seit zwei Jahren habe ich Herrn Bromme weder gesehen noch gesprochen”, das behauptet zumindest Rohdorfer.

Abbildung Gmunder Bahnhof: Rolf Kaul

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner