Marcus Staudacher, Petra Schmid, Isotte Herb, Barbara Staudacher und Sabine Mandl – diese fünf Tegernseer kämpfen seit Ende Juli dieses Jahres um den Erhalt des Feuerwehrhauses. Wie berichtet hatte die Initiative “PRO Feuerwehrhaus” eine Unterschriftenaktion gestartet, um sich bei der Stadt mit ihrem Anliegen Gehör zu verschaffen.
Bis zum 20. September waren 1729 Unterschriften eingegangen, davon 533 von Tegernseer Bürgern. Für die Initiative ein „überaus positives Ergebnis“. Offenbar bestehe ein „großes Interesse“ der Öffentlichkeit am Erhalt des historischen Gebäudes sowie an dem daneben liegenden Spielplatz, so Initiator Marcus Staudacher.
Initiative: Nur bauen, was unbedingt nötig ist
Die große Resonanz veranlasste die Initiative sogleich, einen Antrag an den Tegernseer Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) und die Stadträte zu stellen. Darin fordert die Initiative die Stadt auf, das seit 1927 bestehende Feuerwehrhaus durch einen Umbau sowie eine Sanierung zu erhalten, und mit einem entsprechenden Anbau für die notwendigen Fahrzeuge zu ergänzen. Wegfallen könnten beispielsweise die sechs Mietwohnungen im Obergeschoss, so der Vorschlag der Initiative.
Man strebe eine Lösung an, so heißt es in dem Antrag weiter, der „den notwendigen Bedarf der Feuerwehr“ decke. Und diese Lösung gebe es mit „Variante J“, die in der von der Stadt in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie als eine von 12 möglichen Varianten aufgezeigt wurde. Die Initiative ist überzeugt: Der jetzt geplante Abbruch des historischen Hauses und ein kompletter Neubau samt diverser Räumlichkeiten, so wie die Feuerwehr es wünscht, seien nicht gleichzeitig erforderlich. Als Beispiel dafür, was nicht zum notwendigen Bedarf der Feuerwehr gehört, führt die Initiative auf:
a) die eingeplante Waschhalle mit 90 Quadratmetern
b) ein Schulungsraum mit 95 Quadratmetern
c) ein Aufenthaltsraum mit 70 Quadratmetern
d) ein Jugendraum mit 50 Quadratmetern
e) ein Bereitschaftsraum mit 28 Quadratmetern
f) ein Ruheraum mit 54 Quadratmetern
g) ein Fitnessraum mit 50 Quadratmetern
Auch die dreifache Einrichtung von Damen- und Herrentoiletten für 60 – 70 Aktive hält die Initiative für nicht sinnvoll. Die Tegernseer Feuerwehrleute seien ehrenamtlich tätig und hielten sich immer nur kurzfristig im Haus auf. Das sei anders als etwa bei der Berufsfeuerwehr München, der auch der Tegernseer Kommandant Winkler angehöre.
Notfalls kommt Bürgerbegehren
Die Machbarkeitsstudie besage zudem, so die Initiative, dass eine Tiefgarage bei allen Varianten optional möglich sei. Ihr Vorschlag: Die Zufahrtsrampe könnte einspurig parallel zur Hochfeldstraße verlaufen, wenn man beispielsweise den Gehweg und die Längsparkplätze hinzunehmen würde. So könnte auch der Spielplatz erhalten werden.
Sollte der Antrag kein Gehör finden im Rathaus, so Staudacher, erwäge die Initiative ein „förmliches Bürgerbegehren“. Der Antrag erreichte den Tegernseer Rathauschef heute Vormittag. Seine Reaktion: „Dem Anliegen wird insoweit Rechnung getragen, als dass wir die von der Initiative vorgebrachten Argumente im Stadtrat behandeln werden.“
Feuerwehrler stehen hinter der Entscheidung der Stadt
Dies erfordere einige Vorbereitung, sagt Hagn, sodass der Antrag erst in der Novembersitzung behandelt werde. Die Unterschriftenliste habe er nicht bekommen, bemängelt der Rathauschef. Aus diesem Grund könne er auch die „behaupteten Zahlen nicht verifizieren und bewerten“. Im Zuge dessen hat die Initiative um weitere Gespräche in dieser Angelegenheit gebeten. „Diese Gespräche werden gegebenenfalls nach der Sitzung im November stattfinden können“, so Hagn.
Die Feuerwehr selbst hat auf ihrer Homepage eine Stellungnahme zur Argumentation der Initiative „PRO Feuerwehr“ abgegeben. Gegenüber dem Merkur hatte Kommandant Wolfgang Winkler der Initiative „schlechten Stil“ vorgeworfen. Es bestehe ein „erhebliches Sicherheitsrisiko für die Einsatzkräfte“, so Winkler, aber auch „für die Bewohner im Schutzbereich“. Zum einen seien die Ein- und Ausfahrten der Fahrzeugstellplätze viel zu klein, zum anderen könnten dringend benötigte Fahrzeuge aufgrund von Platzmangel nicht angeschafft werden.
Außerdem sei das Feuerwehrhaus nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik. Abgase werden derzeit nicht aus dem Gebäude geführt, so heißt es, und es sei auch nicht möglich, eine Abgasabsauganlage nachzurüsten. Hinzu kämen betriebliche Mängel und ein bedenklicher, baulicher Zustand des Gebäudes. Die Feuerwehr stehe aus den genannten Gründen voll hinter dem vom Stadtrat beschlossenen Abriss des Hauses. Die Architektenleistungen für die ersten Planungen des rund 6,25 Millionen Euro teuren Neubau sind bereits EU-weit ausgeschrieben worden, wie Hagn mitteilt. Grundsatzentscheidungen werde man aber erst nach der Behandlung des Antrags im November treffen. Vorher werde man “keine Fakten” schaffen, wie Hagn betont.
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