Tal-Versorger kündigen Widerstand an

Wasser ist für uns in Mitteleuropa ein selbstverständliches Gut. Laut der UN ist der Zugang zu Wasser sogar ein Menschenrecht. Deswegen ist in weiten Teilen Deutschlands die Wasserversorgung auch durch die Gemeinden und Städte gesichert.

Die EU will das jetzt ändern und den “Wassermarkt” privatisieren. Doch was sagen die Wasserversorger aus dem Tegernseer Tal dazu?

Sauberes Wasser im Gmunder Klärwerk

Und zunächst muss erst einmal festgestellt werden: Den einen heimischen Wasserversorger gibt es gar nicht. Denn am Tegernsee wird die Wasserversorgung neben einigen gemeindlichen Wasserversorgern vor allem auch durch unzählige Vereine übernommen.

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Vereine wehren sich

Und genau diese Vereine sind es auch, die sich gegen die mögliche Privatisierung durch Konzerne wehren würden. „Wir lassen uns nicht aufkaufen. Da können sie uns so viel Geld bieten wie sie wollen“, erklärt beispielsweise Georg Grabmeier vom Wasserbeschaffungsverein Scharling – Point – Schärfen e. V.

Und damit spricht er den meisten seiner Kollegen aus dem Herzen. Man dürfe manche Sachen eben nicht abgeben. „Ich halte überhaupt nichts davon wenn den Bürgern ihr eigenes Wasser nicht mehr gehören soll“, erklärt der Wasserwart vom Wasserwerk Bad Wiessee, Markus Reckermann.

Gemischte Gefühle

Dennoch beobachten die kleinen Wasserversorger die Entwicklung im fernen Brüssel natürlich mit gemischten Gefühlen. Denn die Vereine fürchten, dass sie irgendwann von den großen Konzernen überrannt werden. „Die könnten die Richtlinien soweit hoch setzten, dass wir nicht mehr mithalten können“, weiß Sigi Leo vom Wasserversorgungsverein Oberhof – Pförn. Was dann passiere, könne man ja immer wieder im Fersehen oder im Internet sehen.

Einen interessanten Beitrag dazu hatte letztens das Erste. Unter dem Titel “Geheimoperation Wasser: Wie die EU-Kommission Wasser zur Handelsware machen will” skizzierte das Magazin Monitor auf eindrucksvolle Weise, was auf die Verbraucher durch die Privatisierung zukommen könnte.

Zum Beitrag in der Mediathek des Ersten auf das Bild oder den obenstehenden Link klicken.

„Die großen Konzerne saugen bloß das Wasser raus, ohne ins Netz zu investieren“, das befürchtet der Wiesseer Wasserwart Reckermann. Und wenn die Rohre dann nicht mehr zu gebrauchen seien, dann werden die Betriebe wieder an die Gemeinden zurückverkauft, da der Wasseranschluss für die Bürger ja gewährleistet bleiben müsse, so die Befürchtung des Wiesseers.

Kurzfristig seien hier im Tal zwar keine so großen Veränderungen zu erwarten, erklärt Sigi Leo, aber langfristig sei das schon eine Gefahr.

Zusammenschließen oder nicht?

Grundsätzlich schätzt Leo die Dezentralisierung der Wasserversorgung im Tal. Allerdings nur so lange die Vereine auch das nötige Kapital zur Instandhaltung der Netzte bereitstellen könnten. Sonst würde hier dasselbe Phänomen auftreten wie bei den großen Konzernen.

Eine Einschätzung, die der Direktor der Tegernseer Kur und Versorgungsgesellschaft Norbert Kruschwitz nicht hundertprozentig teilt. Seiner Meinung nach sollten sich die vielen kleinen Versorger lieber zu größeren Einheiten zusammenschließen. Doch auch Kruschwitz ist den Plänen der EU kritisch gegenüber eingestellt.

Ich bin klar gegen eine Privatisierung durch Konzerne. Die Kommunen arbeiten da einfach seriöser. Im Tegernseer Tal ist es dagegen noch ein wenig zu kleinteilig.

Es ist also offensichtlich, dass viele Vereine auch viele Meinungen haben. Nur in einem sind sie sich alle einig: Eine Privatisierung durch Konzerne kommt im Tegernseer Tal nicht in Frage. Ob die Gemeinden, die an den Wasserversorgern beteiligt sind, das auch langfristig so sehen, ist dagegen offen.

Die derzeitigen Bekenntnisse zu den öffentlichen Versorgern könnten sich beispielsweise unter dem Druck hohe Schulden kurzfristig abbauen zu müssen, verflüchtigen. Mit langfristigen Folgen, die derzeit noch keiner absehen kann.

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