Auch wenn sie wenig Aufhebens von ihrer Rettungsaktion machen will, so ist der 52-jährigen Tegernseerin der 2. Dezember 2015 noch gut in Erinnerung. Martina Oberwallner arbeitet am Münchner Amt für Wohnen und Migration in der Franziskanerstraße und erklärt gegenüber der Tegernseer Stimme rückblickend:
Bei meiner Rückkehr aus der Mittagspause sehe ich, wie ein Polizeiauto mit Blaulicht auf unser Amt zurast. Ich dachte zunächst, die sind hinter einem Ladendieb her. Doch dann sah ich einen Jungen, der in meine Richtung lief, gefolgt von zwei Polizisten.
Die Beamten hätten ihr dann zugerufen, sie solle den Flüchtenden aufhalten. „Wie der Junge dann auf meiner Höhe war, packte ich ihn am Sweatshirt. Doch dies funktionierte nicht ganz, er entglitt mir wieder, obwohl ich beherzt zugegriffen habe“. Aber sie hätte ihn wenigstens bremsen können.
Doch der Einsatz blieb für sie nicht ohne Folgen. „Ein Polizist rannte mich nieder. Dann lagen wir beide am Boden. Dabei wurde ich am Knie leicht verletzt. Der andere Beamte aber konnte den Jungen dann fassen, als dieser sich umdrehte, um zu sehen, was los ist“.
Junge wollte sich vor den Zug werfen
Anschließend habe sie dann erfahren, dass der Ausreißer, der nur mit Strümpfen unterwegs war, 14 Jahre alt war und sich vor den Zug werfen wollte“. Direkt an ihrem Büro führe die Bahnlinie München – Salzburg vorbei. Der deutsche Jugendliche soll schon einmal einen Selbstmordversuch unternommen haben. Dies habe sie von dessen Vater erfahren, der im Streifenwagen saß. Der Junge wurde laut Polizeibericht dann der medizinischen Betreuung übergeben.
Das ganze Jahr 2016 verging, ohne dass Oberwallner etwas zu ihrer Rettungsaktion hörte. Erst in diesem Jahr, Anfang April, bekam sie Post aus der Staatskanzlei. Darin war die Ehrung durch Ministerpräsident Horst Seehofer für den 24. Mai angekündigt. In einer Feierstunde im Antiquarium der Münchner Residenz erhielten dann 65 Lebensretter aus ganz Bayern die Bayerische Rettungsmedaille. Außerdem überreichte Seehofer 64 Personen, darunter war Martina Oberwallner, die Christophorus-Medaille.
Seehofer dankt Lebensrettern
Seehofer in seiner Ehrung: „Jeder von uns kann plötzlich in Gefahr geraten. Gefahren wie Flutkatastrophen oder reißende Flüsse, brennende Häuser oder Autos haben unsere Lebensretter nicht davon abgehalten, mutig einzugreifen. Ihnen ist es zu verdanken, dass Eltern, Kinder, Großeltern und Partner geliebte Menschen wieder in die Arme schließen konnten. Sie sind für mich Helden der Mitmenschlichkeit und der Nächstenliebe. Deshalb zeichnen wir diese besonderen Menschen aus – als Zeichen des Dankes und der Anerkennung für ihr beherztes Handeln in höchster Not.“
Mit der Bayerischen Rettungsmedaille wird ausgezeichnet, wer bei der Rettung eines Menschen aus Lebensgefahr sogar sein eigenes Leben eingesetzt hat. Wer jemanden unter besonders schwierigen Umständen aus Lebensgefahr rettet, erhält eine öffentliche Belobigung und die Christophorus-Medaille.
Seit Schaffung der Bayerischen Rettungsmedaille im Jahr 1952 haben 4.195 Personen diese Auszeichnung erhalten. Mit der Christophorus-Medaille, die erstmals 1983 vergeben wurde, sind bislang 1.617 Personen geehrt worden. Darunter ist nun die Tegernseerin Martina Oberwallner. Auch der Stadtrat lobte kürzlich ihr Engagement.
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