Im Rahmen der Rottacher Bürgerversammlung ist Bürgermeister Franz Hafner auch auf Pläne rund um die Ludwig-Thoma-Straße eingegangen. Die Verbindung zwischen dem Rottacher Zentrum und der Valepper Straße soll, so die Idee eines Arbeitskreises, zu einer durchgehenden 30er Zone umgebaut werden. Der komplette Bereich könnte damit entschleunigt werden. Dass das scheinbar nötig ist, zeigen die Ergebnisse von immer wieder durchgeführten Radarkontrollen.
Vor allem der Übergang zur Valepper Straße ist als “Raserbrennpunkt” berüchtigt. So blitzte es beispielsweise am 19. Mai vergangenen Jahres an der Stelle innerhalb von zwei Stunden über 200 mal. Eine Quote von 32,1 Prozent.
Rennstrecke Ludwig-Thoma- / Valepper Straße
Zu viel für eine Vereinigung Rottacher Bürger, die sich regelmäßig mit dem Gemeinderat über Themen des Straßenverkehrs austauscht. “Der Arbeitskreis Verkehr ist vor kurzem an die Gemeinde mit der Idee heran getreten, die Ludwig-Thoma-Straße zu einer 30er Zone zu machen,” so der Rathauschef.
Konkret ist das Stück von der Einmündung der Südlichen Hauptstraße bis zur Tuftenmühlstraße gemeint. Geht es nach dem Arbeitskreis, soll dort künftig nur noch maximal 30 km/h gefahren werden. Doch die Umsetzung ist komplizierter als man auf den ersten Blick vermuten würde. Mit dem Aufstellen von Schildern ist es jedenfalls nicht getan.
Die Kriterien für Tempo 30 sind hoch
“Der Gemeinderat wird sich dem Thema in einer der kommenden Sitzungen annehmen, doch zuvor müssen die nötigen Grundlagen ermittelt werden”, so Bürgermeister Hafner.
In der Tat ist die Umsetzung gar nicht so ohne weiteres möglich und an ganz bestimmte Kriterien geknüpft. Was genau unter einer Tempo 30 Zone zu verstehen ist, wird durch Paragraph 45 der Straßenverkehrsordnung festgelegt.
Die Straßenverkehrsbehörden ordnen ferner innerhalb geschlossener Ortschaften, insbesondere in Wohngebieten und Gebieten mit hoher Fußgänger- und Fahrradverkehrsdichte sowie hohem Querungsbedarf, Tempo 30-Zonen im Einvernehmen mit der Gemeinde an.
Eine solche Zonen-Geschwindigkeitsbegrenzung komme nur dort in Betracht, wo der “Durchgangsverkehr von geringer Bedeutung ist”. Solche Begrenzungen sollen eben vorrangig dem Schutz der Wohnbevölkerung, sowie von Fußgängern und Fahrradfahrern dienen. In Gewerbe- oder Industriegebieten sind sie daher grundsätzlich nicht möglich.
Ob sich die notwendigen Kriterien auch auf die Ludwig-Thoma-Straße anwenden lassen, muss zumindest mit einem Fragezeichen versehen werden. So dient die Strecke unter anderem als wichtiger Zubringer zu den Ortsteilen in Enterrottach und zum Sutten-Gebiet.
“Eigentlich nicht geeignet”
Aus diesem Grund muss auch der Leiter des Rottacher Baumates Walter Hübsch eingestehen, “dass die Kriterien dafür in der Ludwig-Thoma-Straße derzeit nicht gegeben sind”. Und Michael Diegner vom Rottacher Verkehrsreferat betont, dass eine 30er Zone vor allem ein ein einheitliches Straßenerscheinungsbild voraussetzt.
Laut Diegner waren bereits vor zwei Jahren Spezialisten des ADAC vor Ort, um die Möglichkeiten einer Verkehrsberuhigung oder Tempobegrenzung auszuloten. Damals, so Diegner, lautet das Fazit der Experten: Die 30-er Zone ist nur umsetzbar, wenn die Straße massiv umgestaltet wird. Konkret bedeutet das umfangreiche Straßenverengungen und breitere Gehwege. Hohe Kosten inbegriffen. Ein Umbau erscheint derzeit daher mehr als fraglich.
Keine Abzocke
Und so wird man von Seiten der Gemeinde wohl weiterhin versuchen, der dortigen Raserei durch Geschwindigkeitskontrollen Herr zu werden. Diese dienen anders, als von vielen Kritikern häufig kritisiert, “nicht dem Auffüllen der Gemeindekasse, sodern ausschließlich der Verbesserung der Straßensicherheit,” wie Hafner auf der Bürgerversammlung nochmals deutlich machte.
In Rottach-Egern, so der Bürgermeister, versuche man, sich an dem geltenden Grundsatz zu halten, nur dort Überwachungsanlagen einzurichten, wo aufgrund der Verkehrsstatistik Gefahrenstellen ausgemacht wurden. Die verstärkten Kontrollen haben dabei offenbar bereits positive Effekte entfaltet: “Die Ergebnisse der letzen knapp zwei Jahre zeigen, dass sich das Verhalten der Autofahrer verbessert hat,” so ein zufriedener Rathauschef.
Auf die Erträge angesprochen erklärt Verkehrsexperte Diegner, dass die Geschwindigkeitskontrollen derzeit keine Gewinne für die Gemeinde abwerfen. Alles in allem sei das ganze ein Nullsummenspiel, dass nur der Verkehrssicherheit dient. Und dies gelte, so der Referent, auch für die beiden Messstellen in der Ludwig-Thoma-Straße.
SOCIAL MEDIA SEITEN