Tempo 30 in allen Tal-Gemeinden?

Tempo 30 innerhalb der Gemeinden – Wiessee diskutierte bereits über solch einen Ansatz. Die Bürgerinitiative ‚Agmunda‘ trat nun mit einem ähnlichen Vorschlag an Landrat Wolfgang Rzehak heran. Dieser zeigte sich überzeugt von der Idee. Doch er sieht in erster Linie die Gemeinden in der Verantwortung.

Die Vertreter der Bürgerinitiative Martin Reinhold und Dorit Guttenberg mit Landrat Wolfgang Rzehak und Verkehrsexperte Peter Schiffmann (v.li.). / Quelle: LRA Miesbach

Die starke Verkehrsbelastung in den Tal-Gemeinden ist ein allgegenwärtiges Problem. Die beiden Vertreter der Bürgerinitiative ‚Agmunda Verkehr‘ Dorit Guttenberg und Martin Reinhold, trafen sich nun mit Landrat Wolfgang Rzehak (Grüne) und dem Verkehrsexperten Peter Schiffmann, um ihre Ideen zur Verkehrsberuhigung und Verkehrswende zu diskutieren. Die Schwerpunkte der Bürgeriniative liegen bei „dem Schutz von Schulkindern, Radfahrern und Fußgängern“.

In Kooperation mit der Regionalgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs e. V. fordern sie deshalb Geschwindigkeitsreduzierungen. Der Verkehr im Tegernseer Tal werde noch zunehmen, der Platz innerorts sei beschränkt. Auch der Vekehrsexperte des Landratsamts Miesbach Peter Schiffmann erklärt:

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Es besteht Einigkeit darüber, dass wir eine bessere Infrastruktur brauchen.

Am besten seien eigene Radwege. Auch mehr stationäre Blitzer würde Schiffmann begrüßen, da diese im Freistaat Bayern bisher sehr selten im Vergleich zu anderen Bundesländern eingesetzt werden.

Wird die Geschwindigkeit im Tal bald gedrosselt?

Eine weitere zentrale Forderung der Bürgerinitiative lautet: In den Innenbereichen der Kommunen sollten Tempo-30-Zonen eingerichtet werden. Solch eine Geschwindigkeitsbegrenzung wäre nach Ansicht der Agmunda eine kurzfristig umsetzbare und wenig kostenintensive Maßnahme. Der Verkehr würde wieder fließen, auch Lärm und Feinstaub können damit reduziert und die Sicherheit erhöht werden.

Landrat Wolfgang Rzehak nannte die vorgestellten Ideen „einen guten Ansatz“. Er sieht allerdings im ersten Schritt die Kommunen in der Verantwortung. Rzehak sicherte daher einem talweiten Konzept zwar seine Unterstützung zu. „Die Forderung dazu sollte aber aus den Tal-Gemeinden kommen.“ Die Landkreisverwaltung könne dann unterstützend tätig werden.

Dennoch steht für ihn fest: „Solche Lösungen sind besser als Umgehungsstraßen, diese lösen das Problem nicht und verursachen immense Kosten. Gerade für Gmund ist das nicht sinnvoll“, sagte Rzehak, der selbst mit seiner Familie in Gmund wohnt.

Wiessee geht den ersten Schritt

Erst kürzlich diskutierte auch der Wiesseer Gemeinderat über eine Tempodrosselung zugunsten der Radfahrer. Der Ansatz: Das Tempolimit auf der Hauptstraße im Bereich der Schule und des Lindenplatzes auf 30 km/h zu beschränken. Neben dem Sicherheitsaspekt war ein weiteres Argument, dass es im Bereich des Lindenplatzes ohnehin meist unmöglich ist, überhaupt schneller als 30 km/h zu fahren. Inwieweit diese Geschwindigkeitsreduzierung möglich ist, lässt die Gemeinde derzeit prüfen.

Allgemein fließt der Verkehr an besucherstarken Tagen oft nur in Schritttempo rund um den See. Wie sieht es also in den anderen Tal-Kommunen aus? Wären auch die anderen Gemeinden dazu bereit, Tempo-30 innerorts zu erwägen? Wie der Merkur berichtet, findet Tegernsees Vize-Bürgermeister Heino von Hammerstein (Bürgerliste), dass durch die bepflanzten Mittelstreifen im Zentrum der Verkehr bereits gesteuert werde. „Das ist ausreichend.“

Rottachs Bürgermeister Christian Köck (CSU) zeigt sich ebenfalls eher skeptisch. Er bezweifelt, ob die Einführung von Tempo 30 im Ort wirklich zielführend ist und immer noch mehr Reglementierungen wirklich nötig sind. „Das Verkehrsaufkommen im Rottacher Zentrum ist ohnehin hoch und der Verkehrsfluss wegen der Ampeln schlecht“, wird er im Merkur zitiert. Deshalb sei er eigentlich froh, dass momentan der Verkehr wieder einigermaßen rolle. Er werde das Thema daher behutsam angehen.

Mutige Bürgermeister gefordert

Gmunds Bürgermeister Alfons Besel (FWG) hingegen zeigt sich optimistisch. Er freue sich, dass nun Bewegung in ein Thema komme, das bereits Teil seines Wahlkampfs war. „Hartnäckigkeit lohnt sich“, so Besel gegenüber der Zeitung. Zuletzt war Tempo 30 zudem auch in der regelmäßig stattfindenden Bürgermeisterbesprechung Thema. Der in Gmund wohnhafte Professor Klaus Bogenberger, Inhaber des Lehrstuhls für Verkehrstechnik an der Münchner Bundeswehr-Uni, stand beratend zur Seite.

Im Dezember wollen sich die Bürgermeister nun erneut mit Vorschlägen zu dem Thema befassen. Für Guttenberg von der Bürgerinitiative ‚Agmunda‘ ist nach Rzehaks Forderung nach einem talweiten Konzept jedenfalls klar: „Wir brauchen mutige Bürgermeister.“

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