Rottacher Tennishalle rückt in weite Ferne

Der Rottacher Gemeinderat hat die Entscheidung über den Bau einer neuen Tennishalle vertagt. Einstimmig wurde die Errichtung eines Schaugerüstes beschlossen.

Dieser soll gegenüber des Gsotthaber Hofes auf der Grünfläche zwischen Feld- und Sonnenmoostraße entstehen. Mit dem Gerüst möchten sich die Gemeinderäte ein besseres Bild von den Auswirkungen einer Tennishalle auf das Ortsbild machen.

Ein Schaugerüst am Minigolfplatz soll die Dimensionen verdeutlichen.

Der Entscheidung vorausgegangen war eine intensive Dabatte innerhalb des Gemeinderates. Dabei sprachen sich viele Räte kritisch zu der geplanten Tennishalle aus. Unter den zahlreichen Zuhörern fanden sich auch einige Vertreter des Rottacher Tennisclubs.

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Eine talweite Lösung ist keine Lösung

Deren Vorsitzender Hubert Schmeizl hatte im Vorfeld in einem Schreiben an den Gemeinderat die Bedeutung einer Tennishalle gerade für die Jugendarbeit des Vereins betont und der Gemeinde Bauskizzen und ein erstes Finanzierungskonzept für die geplante Tennishalle zugeschickt.

Dabei war Schmeizl auch auf die Idee des Dürnbacher Tennisclubs eingegangen, die Halle am Nordende des Tegernsees aufzubauen. Dessen Vorsitzender Gerhard Kremer hatte in einem Brief an Bürgermeister Franz Hafner eine talweite Lösung in den Raum geworfen: “Nachdem die Gemeinden am Tegernsee sich mittlerweile gemeindeübergreifend um den Tourismus im Tegernseer Tal kümmern, liegt es auf der Hand, dass auch eine Tennishalle eigentlich kein Thema eines Vereins oder einer Gemeinde, sondern ein Thema des Tals insgesamt sein sollte.”

Diesem Ansinnen erteilte Schmeizl in einem aktuellen Schreiben eine klare Abfuhr. “Der Vorschlag aus Dürnbach ist nur mit Eigeninteresse zu erklären. Unsere Kinder brauchen eine eigene Halle in Rottach-Egern, da die Trainingszeiten sich überschneiden.”

Trotz aller grundsätzlichen Unterstützung für die Vereine und eines Lobes für die herausragende Jugendarbeit betonte Franz Hafner, „dass es von Seiten der Gemeinde keinerlei finanzielle Unterstützung für den Bau einer Tennishalle geben werde.“ Und auch die Eigentumsverhältnisse einer neuen Tennishalle wurden erörtert. Laut Satzung des TC geht die Tennishalle und damit auch die daraus resultierenden Kosten für die Instandhaltung im Falle einer Auflösung des Tennisclubs an die Gemeinde.

Doch dies, so die Aussage des Vereins, ist in der nächsten Zukunft, aufgrund der wachsenden Mitgliederzahlen, nicht zu befürchten.

Kalkulation zu optimistisch?

Dabei ist das Risiko laut Vorstand kalkulierbar. Pro Platz rechnet Andreas Erlacher, Architekt und Gemeinderat, mit 250.000 Euro. Im Gegenzug sollen nach der Kalkulation des TC Rottach-Egern die zwei Plätze (bei einer angenommenen Zwei-Feld-Halle) von Oktober bis April 252 Euro pro Tag einbringen. 21 Euro pro Stunde möchte der Verein von den Spielern einnehmen. Das würde einer Auslastung von sechs Stunden pro Platz und pro Tag entsprechen.

Nachdem man davon ausgeht, dass die Halle an sechs Tagen in der Woche belegt ist, kalkuliert Schmeizl Gesamteinnahmen von 6.048 Euro im Monat. Im Jahr könnte man so 42.236 Euro einnehmen. Da das Grundstück der Gemeinde gehört, würde man sich das sparen. Jedoch stehen Ausgaben von mindestens 500.000 Euro (realistisch eher 700.000) für die Errichtung der 36 mal 37 Meter großen Zweifeld-Halle auf der anderen Seite der Kalkulation. Zusätzlich kommen Kosten für den Betrieb einer solchen Einrichtung.

Für Hafner ist das alles unkritisch. “Ich stelle fest, dass die Einnahmen laut der Kalkulation so positiv sind, dass uns von seiten der Gemeinde nicht Angst und Bange werden muss.” Eine Einschätzung, die andere Eingeweihte nicht ganz so optimistisch sehen. Vor allem die in der Kalkulation veranschlagte sehr hohe Auslastung dürfte zumindest zum Start nur sehr schwer erreichbar sein.

Große Bedenken vor allem für das Ortsbild

Doch die Bedenken des Gemeinderates gingen weniger in Richtung einer finanziellen Überforderung des Tennisclubs. Eher wurden die ortsplanerischen Auswirkungen als sehr negativ beschrieben. Für viele Gemeinderäte ist die exponierte, von allen Seiten einsehbare Lage des Neubaus kritisch. Und auch die Nähe des neuen Gebäudekomplexes zum Gsotthaber Hof sei alles andere als vorteilhaft.

Zwei Tennisplätze in der Weissacher Halle.

Darüber hinaus wurde die grundsätzliche Möglichkeit ein solches Projekt an dieser Stelle im Flächennutzungsplan genehmigen zu lassen in Frage gestellt. Dem ursprünglichen Ansinnen des Tennisclubs zur Errichtung einer Halle mit drei Plätzen wurde daher eine klare Absage erteilt, die Möglichkeit zur Errichtung einer Halle mit zwei Plätzen wurde jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen.

Birkenmoos-Gelände als Alternative

Unterdessen erinnerte Gemeinderat Dr. Klaus Fresenius (FWG) ebenfalls an den „Talgedanken“ und unterstrich, dass es im Norden des Tegernseer Tals gerade vor dem Hintergrund der Erreichbarkeit für den gesamten Landkreis bessere und landschaftlich weniger problematische Orte für die Errichtung einer großen Tennishalle gäbe.

Dem hielt Bürgermeister Hafner entgegen, dass die angesprochenen Planspiele des Dürnbacher Tennisclubs für die Errichtung einer Tennishalle bisher nur Wunschdenken sind. Und auch die Gemeinde Gmund wisse noch nichts von irgendwelchen Planungen.

Doch auch für die zahlreichen Kinder und Jugendlichen des Rottacher Tennisclubs wäre der weite Anfahrtsweg nach Gmund sehr problematisch, so Hafner weiter. Als alternativer Standort wurde von ihm stattdessen das Birkenmoos-Gelände ins Spiel gebracht.

Dort würden sich aufgrund sichtgeschützten Lage weniger gravierende Folgen für das Ortsbild der Gemeinde ergeben. Aber auch das Gelände am Birkenmoos ist aus ökologischen Gründen nicht unproblematisch wie mehrere Gemeinderat anmerkten.

Errichtung eines Schaugerüstes an Ort und Stelle

Einigkeit herrschte letztlich lediglich darüber, dass man zunächst mehr Informationen sammeln müsse und auch nach weiteren alternativen Standorten auf dem Rottacher Gemeindegebiet suchen muss.

So wurde am Ende die Errichtung eines Schaugerüstes am Minigolfplatz beschlossen. Nur auf die Weise könne man sich ein angemessenes Bild über die optischen Folgen einer Tennishalle an Ort und Stelle machen, so die Meinung aller Gemeinderatsmitglieder.

Für den Vorstand des TC Rottach-Egern Hubert Schmeizl ist die Sache damit auch noch nicht vom Tisch. So richtig gut sehe die aktuelle Situation zwar nicht aus, wie Schmeizl auf telefonische Nachfrage betont. Doch die Verschiebung könnte nochmals eine positive Wende herbeiführen. Für ihn und die anderen Hallenbefürworter heißt es jetzt: “Die Hoffnung stirbt zuletzt”.

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