Teure Gerechtigkeit

Ein Drittel der Bauflächen im Wohnprojekt Maitz-Inselkam vermarktet die Marktgemeinde selbst. Der Marktgemeinderat hat nun überraschend deutlich einen Beschluss gefasst, wie das zu geschehen hat. Zu Recht, findet unser Kommentator.

Die begehrten Wiesen neben der ehemaligen B13.

Ein Kommentar von Benno Kirschenhofer

Das von Bürgermeister Olaf von Löwis favorisierte Holzkirchner Modell ist im Gemeinderat durchgefallen. Das Modell sah vor, nach einem Punktesystem (Anzahl der Kinder, Ansässigkeit im Ort u.ä.) “geeignete” Bewerber zu begünstigen und die Grundstücke unter Marktwert anzubieten. Eine Initiative der Politik für einheimische Familien, und damit eine Idee, die sicher zahlreiche Anhänger hat. Zweifellos sympathisch, eine familienkompatible Erschwinglichkeit vor das Füllen des Gemeindesäckels zu stellen.

Anzeige

Dennoch musste diese Idee im Kontext der aktuellen Markt-Situation (im zweifachen Sinne!) krachend scheitern. Auch die Gemeindegrundstücke werden nun – wie die benachbarten Flächen der nicht-kommunalen Eigentümer auch – zum üblichen Bodenrichtwert ausgeschrieben und an den Höchstbietenden vergeben. Und das ist gut so.

Die Erfahrungswerte der letzten Grundstücks- und Bauprojekte lassen erwarten, dass die Maitz in dieser aberwitzig angespannten Immobiliensituation bestenfalls auch nur wieder ein Tropfen auf dem heißen Stein sein wird: Die Anzahl aller Bewerber auf alle Grundstücke dürfte das Angebot wieder um ein Vielfaches überschreiten. Und unter den vielen Bewerbern werden auch wieder ganz viele sein, die bereits lange in Holzkirchen wohnen und viele Kinder haben. Auch nach dem Punktesystem kämen – man nehme eine beliebige Zahl – 90% von diesen Bilderbuchfamilien wieder nicht zum Zug und dürften sich zu Recht übervorteilt vorkommen, weil 10% das Rennen machen, die ein bisschen “holzkirchnererer” sind.

Der ganz normale Wucher

In der Summe also eine recht ungerechte Idee für dieses knappe Angebot – und zwar ungerecht für die ganze Gemeinde, da gewissermaßen von allen (das Geld fehlt der Gemeinde am Ende – auch wenn der Bürgermeister das nicht für eklatant hält) eine wenige subventioniert werden, während die anderen nebendran den ganz normalen Wucher bezahlen müssen. Es kann weder Option, noch Pflicht noch Aufgabe einer Gemeinde sein, die Vorzugsbehandlung einiger weniger zu institutionalisieren!

Es ist nicht schön, dass sich im Hier und Jetzt insbesondere Familien bis zum Lebensende verschulden müssen, um mit dem Eigenheim ein in unseren Breiten als existentiell verankertes Asset vorweisen zu können. Das ist nicht schön, aber auch nicht tragisch. Tragisch ist Krieg, beispielsweise.

Wer dennoch meint, genau jetzt und unbedingt ein uninspiriertes Gesindehaus mit Mikrogarten für mindestens eine Dreiviertelmillion Euro kaufen zu müssen, sollte auch damit rechnen, nach den Regeln des Marktes behandelt zu werden. Letztere sind zwar Wucher, aber dann immerhin für alle gleich.

Abschließend sei gesagt, dass es entgegen der Äußerung von Herrn von Löwis das Gemeinwesen (auch die Bürger, die hierherziehen!) durchaus begrüßt, wenn in der Gemeindekasse zusätzlicher Zaster ist. Es geht laut Presse ja um einen sechsstelligen Betrag. Damit allein lässt sich zwar noch kein Freibad oder eine Markthalle am Herdergarten bauen, aber man sollte im Hinterkopf behalten:

Wer hier baut, will auch hier leben.

 

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner