Mandl: “Ich habe die Schulterklopfer satt”

Der Tegernseer Stadtrat Thomas Mandl will am 15. September in den bayerischen Landtag gewählt werden – und tritt gegen die CSU-Kandidatin und derzeitige Verbraucherministerin Ilse Aigner an.

Keine leichte Aufgabe, wie Mandl im Kandidaten-Interview zugibt. Doch gleichzeitig zeigt sich der Tegernseer Stadtrat knapp drei Monate vor der Wahl selbstbewusst und betont: „Wir haben die richtigen Themen.“

Landtagskandidat Thomas Mandl im Gespräch in einem Tegernseer Café.
Landtagskandidat Thomas Mandl im Gespräch in einem Tegernseer Café.

Der 55-jährige Volkshochschulleiter aus Tegernsee ist nun seit knapp 17 Jahren in der SPD und derzeit der einzige „Sozi“ im Tegernseer Stadtrat. Nun zieht es ihn jedoch in eine höherer Position: einen Sitz im Landtag.

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Auf diese Position gehievt hat ihn dabei ein ganz regionales Thema, nämlich das Almdorf in Tegernsee. Dementsprechend legt Mandl auch seine thematischen Schwerpunkte in Sachen Bildung und Naturschutz. Doch eins ist ihm bei seiner ganzen Kandidatur wichtig: „Bayern soll gerechter werden.“

Keine leichte Aufgabe

Tegernseer Stimme: Guten Tag, Herr Mandl, fangen wir doch mit einer ganz essenziellen Frage an: Wie kommt man auf die Idee, als Kommunalpolitiker gegen Ilse Aigner in den Wahlkampf zu ziehen?

Thomas Mandl: Ich erzähle immer, dass Ministerpräsident Seehofer unsere Verbraucherschutzministerin zurückgeholt hat, als er gehört hat, dass ich hier Landtagskandidat sein werde. (schmunzelt) Aber im Ernst. Es ist natürlich keine leichte Aufgabe. Schuld an meiner Kandidatur ist eigentlich das Almdorf. Ich habe damals ja als einziger Stadtrat dagegen gestimmt, und das ging dann natürlich auch durch die Medien. Da hat man mich dann darauf angesprochen, ob ich nicht Lust auf diese Aufgabe hätte. Zusammen mit meiner Familie habe ich dann beschlossen: Ja, das ist ein wichtiges Thema.

Tegernseer Stimme: Trotzdem, sehen Sie für sich eine wirkliche Chance zu gewinnen?

Thomas Mandl: Sie sind natürlich nicht der Einzige, der da ein bisschen skeptisch ist. Allerdings kann ich es nicht leiden, wenn immer wieder Leute, auch aus meiner Partei, zu mir herkommen und mir auf die Schulter klopfen so nach dem Motto: Einer muss es ja machen. Denn ich selber sehe das gar nicht so. Wir haben im Wahlkampf die richtigen Themen und brauchen uns überhaupt nicht zu verstecken. Jetzt liegt es an mir, die Menschen davon zu überzeugen, dass wir diese Themen auch wirkungsvoll vertreten können. Und wer weiß, vielleicht kommen ja auch zwei Kandidaten aus unserem Wahlkreis in den Landtag.

Zu wenig Geld für Bildung

Tegernseer Stimme: Als Volkshochschulleiter liegt Ihnen ja bestimmt die Bildung am Herzen. Erklären Sie doch mal anhand des Gymnasiums Tegernsee, was aus Ihrer Sicht derzeit zu verbessern wäre.

Thomas Mandl: Ich erlebe es in Sachen Abitur bei meiner Tochter gerade hautnah mit. Ich denke, die Lehrer in Tegernsee arbeiten nicht wegen des Schulsystems so gut, sondern trotz des Schulsystems. Bei dem G8 stehen die Schüler ja ständig unter Leistungs- und Zeitdruck. Da werden dann Kernfächer am Nachmittag unterrichtet, was von der Lernpsychologie vollkommen verkehrt ist.

Bei der Bildung sieht Mandl noch Verbesserungsbedarf
Bei der Bildung sieht Mandl noch Verbesserungsbedarf

Tegernseer Stimme: Was müsste man denn anders machen?

Thomas Mandl: Es gibt bereits erprobte Schulmodelle mit flexibleren Prüfungsformen, die sich meiner Meinung nach bewährt haben. Und dann haben die Kinder auch wieder Spaß an der Schule. Das ist es ja, wo wir eigentlich hin wollen. Sicherlich wird für Bildung auch immer noch zu wenig Geld ausgegeben. Wir können es uns bei dem demografischen Wandel gar nicht leisten, Schüler auf der Strecke zu lassen. Bildung ist nicht nur eine Chance zum gesellschaftlichen Aufstieg, sondern auch ein starker Faktor zum persönlichen Glück.

„Für den Landschaftsschutz“

Tegernseer Stimme: Bei manchen Ihrer Themen könnte man ja fast denken, Sie wären bei den Grünen. Wie stehen Sie denn beispielsweise zum Landschaftsschutz?

Thomas Mandl: Da bin ich natürlich ein Verfechter davon. In Bayern wird jedes Jahr eine Fläche des Chiemsees verbaut. Der Flächenfraß hier ist enorm, wie beispielsweise auch das Almdorf in Tegernsee zeigt. Und ich bin davon überzeugt, wenn in letzter Zeit nicht so viele Flächen versiegelt und damit der Wasserabfluss stärker gewährleistet worden wäre, dann hätte das vergangene Hochwasser auch nicht so schlimme Auswirkungen gehabt.

Tegernseer Stimme: Und wie sieht es mit der Energiewende im Tegernseer Tal aus? Stichwort: Windrad im eigenen Garten.

Thomas Mandl: Bei der Energiewende würde ich mich in erster Linie nicht auf das Tegernseer Tal konzentrieren, sondern bayernweit denken. Allerdings besteht gerade bei der Energieeinsparung noch Potenzial im Tal. Wir müssen weg von einer reinen Energieersatz-Diskussion und mehr hin zum Energiesparen. Das ist meine Meinung.

Tegernseer Stimme: Kommen wir mal zu einem anderen Thema: Was sagen Sie denn zu der Beschäftigung von Verwandten im bayerischen Landtag?

Thomas Mandl: Es ist jetzt natürlich der unselige Eindruck entstanden, dass da nur korrupte Politiker im Landtag sitzen. Und das stimmt einfach nicht. Das hat die CSU natürlich geschickt gemacht, den Eindruck zu erwecken, die SPD-Abgeordneten wären ähnlich darin verwickelt wie sie selber. Ich finde aber, es macht einen Unterschied, wenn man seine eigene Frau anstellt und damit das Geld in einen gemeinsamen Haushalt fließt, oder ob man nur einen Verwandten anstellt. Leider wird das jetzt in einen Topf geworfen.

Tegernseer Stimme: Hätten Sie es denn vielleicht auch so gemacht, wenn Sie in der Situation gewesen wären?

Thomas Mandl: Es gab ja gewisse Richtlinien, in denen es erlaubt war und gegen die trotzdem auch absichtlich verstoßen wurde. Die ,Was wäre wenn‘- Frage ist im Nachhinein aber natürlich immer schwer zu beantworten.

„Bayern soll gerechter werden“
„Bayern soll gerechter werden“

Tegernseer Stimme: Im bisherigen Wahlkampf haben Sie immer wieder betont, Sie wollen Bayern gerechter machen. Wie?

Thomas Mandl: Im Moment herrscht einfach das System CSU. Sie haben, und das ist bei so einer ganz langen Regierungszeit auch ganz normal, die Partei mit dem Land Bayern gleichgesetzt. Dadurch sind die Strukturen verfilzt. Und Filz tut der Demokratie nicht gut. Denn diese lebt durch den Wechsel. Diesen möchte ich gerne mit herbeiführen.

Tegernseer Stimme: Nehmen wir mal an, dass Sie im September gewählt werden. Bleiben Sie dem Tal denn dann noch in irgendeiner Form erhalten?

Thomas Mandl: Ich bleibe Tegernsee natürlich auf jeden Fall als Bürger erhalten. Allerdings muss man natürlich zugeben, dass die Position im Landtag schon extrem zeitaufwendig sein wird. Ich glaube nicht, dass ich als Trainer der Mädchenfußballmannschaft dem TV Tegernsee noch länger dienen könnte.

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