Vermutlich hat sich Rathauschef Peter Höß (Wiesseer Block) bei der Bürgerversammlung am Donnerstag der Realität angenähert, als er sagte, der Badepark könne aus heutiger Sicht erhalten bleiben. Jetzt werde dafür ein privater Investor gesucht. Was aber wurden um den geplanten Abriss des Badeparks für Schlachten geschlagen. Sie beherrschten die Kommunalwahl vor einem Jahr.
Bürgermeister Höß hätte es beinahe das Amt gekostet, er musste um seine Wiederwahl fürchten. Denn sein Gegenkandidat Rolf Neresheimer warb mit einer weiteren Zukunft des Badeparks. Dem Vorhalt, eine energetische Sanierung würde rund zehn Millionen Euro kosten, setzte Neresheimer entgegen, der Badepark sei kein Schrott. Diese Freizeitmöglichkeit für junge Familien müsse auf jeden Fall erhalten bleiben.
Nur ein Jahr später hat sich das Blatt gewendet. Höß: „Aus heutiger Sicht kann der Badepark erhalten bleiben.“ Gesucht werde nun ein privater Investor. Zustimmung kommt auch von der Opposition im Gemeinderat. „Es verschiebt sich alles mehr in Richtung Realität. Es ist erfreulich, dass der Badepark in der neuen Konzeption wieder Platz findet“, sagt Florian Sareiter (CSU). Bedauerlich sei allerdings, dass die Spielarena samt Tennisplätzen weichen müsse. Dennoch erklärt er: „Es ist zwar viel Zeit vergangen, aber wir sind jetzt auf einem guten Weg, den wir als CSU auch unterstützen können.“
Viel Lärm um nichts?
Ein Grund für den Richtungswechsel von Bürgermeister Höß könnte sein, dass Thuns Vorstellungen von einem öffentlichen Schwimmbad im 150-Zimmer-Hotel wohl schwer realisierbar sind, wie der Wiesseer Rathauschef jüngst einräumen musste. Denn der Investor muss sich bei einem öffentlichen Swimmingpool verpflichten, europaweit auszuschreiben. Dies würde zu viel Zeit kosten.
Damit ist auch die dem Hotel vorgelagerte „moderne Therme mit Freizeit- und Wellness-orientierter Nutzung, das Alleinstellungsmerkmal im Tegernseer Tal“, vom Tisch. „Die Therme ist nicht mehr geplant“, weiß Florian Sareiter mit Blick auf die Realität. „Es ist auch erfreulich, dass die Straßenführung im Kurviertel so bleiben kann.“ Denn, so Höß am Donnerstagabend:
Auch die Verkehrswege sollen nach gegenwärtigem Planungsstand weitestgehend bestehen bleiben.
Somit ist auch die Planung von Thun für die Tiefgarage mit bis zu 550 Stellplätzen mehr als fraglich. „Die Tiefgarage wird ein Problem sein. Das ist ein diffiziles Thema. Daher werden die Parkmöglichkeiten wahrscheinlich oberirdisch stattfinden“, glaubt Sareiter, „wenngleich diese zwar praktisch, aber eben hässlich sind. Eine Tiefgarage ist wegen der angrenzenden Quellen gefährlich und teuer“, so der CSU-Ortsvorsitzende, der glaubt, dass Investoren das Risiko scheuen würden.
Allein das Hotel und das Gesundheitszentrum bleiben vom „Masterplan“ des Stararchitekten Matteo Thun noch übrig, da auch die Planungen an den nördlichen und südlichen Randbereichen mit Gebäuden für „gehobenes Wohnen“ inzwischen zu Grabe getragen wurden. „Sie sind aus heutiger Sicht nicht mehr erforderlich“, sagte Höß in der Bürgerversammlung.
Bleibt Wiessee auf den Planungskosten von 560.000 Euro sitzen?
Dafür, dass nur noch wenig aus Thuns Konzeption Bestand hat, musste die Gemeinde bislang 560.000 Euro Planungskosten (Stand Januar 2014) hinblättern. „Darin sind auch Kosten für Anwälte, Besichtigungsfahrten, Gutachten und Messungen enthalten“, erklärte der Rathauschef einst und hoffte damals, dass diese der „kommende Investor übernehmen“ werde.
Anders sieht dies inzwischen CSU-Sprecher Sareiter. Er glaube nicht, dass dafür die Investoren des Hotels und des Gesundheitszentrums geradestehen würden: „Das sind irreale Ansätze. Diese Kosten werden wohl an der Gemeinde Bad Wiessee hängenbleiben.“ Der Gemeinderat und weitere Bürgerversammlungen in diesem Jahr haben also noch genügend Gesprächsstoff.
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