„Tradition und gelebte Kultur“

Unsere Konsumgesellschaft ist bestimmt von Schnelllebigkeit. Luxus wurde zur Massenware. Jedes Produkt wird in unzähligen Ausführungen billig produziert. Verzichten will niemand mehr. Doch es gibt sie noch – Menschen, die auf Individualität und Qualität setzen. In unserer neuen Reihe sehen wir traditionsbewussten Handwerkern im Tal über die Schulter. Heute: Goldschmied Thomas Müller.

Goldschmiedemeister und Juwelenfasser Thomas Müller fertig seinen Schmuck in Tegernsee.
Goldschmiedemeister und Juwelenfasser Thomas Müller fertigt seine Schmuckstücke in Tegernsee.

Der Flachbildfernseher wird größer, der Kleiderschrank immer voller und die Wohnung schnell neu möbliert – dennoch soll alles so billig wie möglich sein. Unser Konsumverhalten orientiert sich immer mehr an Quantität, schon lange nicht mehr nur an Qualität.

Dagegen streben vor allem traditionsbewusste Handwerker, die ihren Beruf lieben und jedem Produkt Einzigartigkeit verleihen. In unserer neuen Reihe „Bodenständige Handwerker im Tal“ sehen wir hinter die Kulissen solcher Betriebe. Heute bei Goldschmied und Juwelenfasser Thomas Müller in Tegernsee.

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Vom Konditor zum Goldschmied

Seit 20 Jahren ist Müller nun schon mit seiner Goldschmiedekunst in Tergernsee vertreten. Im Schaufenster findet man vom schlichten Anhänger bis zum exklusiven Collier alles, was vor allem Frauenherzen höher schlagen lässt. Das alles fertigt Müller in seiner kleinen Werkstatt an, die sich mit im Laden befindet. So kann man den Goldschmied bei seiner Arbeit und jedem Handgriff beobachten.

Seine Berufung zum Goldschmied fand er aber erst mit 25 Jahren. „Mit 15 habe ich keine Ausbildungsstelle bekommen, deshalb habe ich erst Tortendesigner gelernt.“ Danach sei der Punkt gekommen, wo er sich überlegen musste, welcher Beruf ihm sein Leben lang Spaß machen würde. Die Wahl fiel auf das Handwerk, das er nun seit knapp 30 Jahren ausübt: Goldschmied.

Für mich ist das Schönste an meinem Beruf, dass ich jeden Tag etwas Neues machen darf. Jeden Tag gestaltet oder kreiert man etwas, was man noch nie zuvor gemacht hat. Es bleibt immer einzigartig.

Bereits vier Jahre nach seinem Ausbildungsabschluss machte er sich selbstständig. Seit Mitte der Neunzigerjahre hat er ein Geschäft in Tegernsee mit integrierter Werkstatt. Vor allem die Edelmetalle Gold und Silber haben es Müller angetan. So schmilzt er auf Wunsch der Kunden alten Familienschmuck ein und gestaltet daraus ein neues Schmuckstück für den Kunden.

Thomas Müller arbeitet neben Gold und Silber auch gerne mit Edelsteinen.
Thomas Müller arbeitet neben Gold und Silber auch gerne mit Edelsteinen.

Auch Edelsteine, Perlen, Elfenbein, Emaille und Holz verarbeitet Müller in seinem Schmuck. Denn in den ersten Jahren seiner Karriere habe er hauptsächlich als Juwelenfasser für Juweliere gearbeitet. Dabei gebe es für ihn gravierende Unterschiede zwischen den beiden Berufsbildern:

Der entscheidende Unterschied zwischen einem Goldschmied und einem Juwelier ist, dass sich der Juwelier beim Arbeiten niemals die Hände schmutzig macht.

Zwar hat sich für Goldschmiede durch die Motorisierung der Werkzeuge die körperliche Arbeit verändert, sonst sei die Goldschmiedekunst aber immer noch wie vor 300 Jahren. „Goldschmied ist Tradition und gelebte Kultur“, so Müller. Doch Goldschmied sei laut ihm, wie andere Handwerksberufe auch, eine aussterbende Art.

Denn vor allem durch das Konsumverhalten werde das traditionelle Handwerk immer weniger geschätzt. Das Internet habe den Markt in den vergangenen Jahren verändert und auch das Verlangen nach Markenware habe seinen Teil dazu beigetragen. Die Wenigsten dächten daran, dass teure Marken ihre Ware billig produzierten. Man zahlt also für den Namen.

Jedes Schmuckstück ist einzigartig

Anders als bei einem handgefertigten Produkt. Bei diesem wüssten die Kunden das auch zu schätzen: „Das sind Unikate und solche Stücke passen zur Persönlichkeit der Kunden.“ Das liege daran, dass Kunden sich bei ihren Schmuckstücken mit eigenen Ideen beteiligten. Wenn Müller diese Ideen dann in die Wirklichkeit umsetze, sei die Freude über die Individualität des persönlichen Schmuckstücks sehr groß.

Müller lebt und liebt seinen Beruf – das merkt man, sobald man sein kleines Geschäft in der Rosenstraße betritt. Auch er hat gelernt, dass sich die Wertschätzung guten Handwerks mit den Jahren verändert hat, dennoch ist er überzeugt von seinem Beruf: „Ich bin stolz auf jedes einzelne Schmuckstück.“

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