Die Dimension des geplanten Neubaus mit über 51 Metern Länge ist auf dem langgezogenen Grundstück an der B307 nicht einzigartig. Weitere Nachbarn links und rechts von Birkenstock haben ähnlich langestreckte Villen. Sie dienten dem Planer offenbar als Bezugsfälle. So waren dem Tegernseer Bauausschuss wegen der Planungsgröße die Hände gebunden, als Birkenstocks Antrag auf Vorbescheid für den Neubau eines Einfamilienhauses mit Tiefgarage behandelt wurde.
Der Bauherr wollte wissen, ob sein geplanter Bau mit Verbindung zum bestehenden Gebäude planungsrechtlich zulässig ist, und die Tiefgarage in dieser Dimension genehmigt wird. Zumal „dreiviertel der bebauten Fläche im Überschwemmungsgebiet liegt“, wie Bauamtsmitarbeiter Stephan Herbst am Montagabend betonte.
Verbindungstrakt zwischen Alt- und Neubau
Derzeit stehen auf dem Grundstück zwei Wohnhäuser und eine Garage, die ebenso wie das vorhandene Haus abgerissen werden soll. Dafür soll ein neues mit einer Grundfläche von 17 mal 11 Metern errichtet werden. Darunter ist eine zweigeschossige Tiefgarage mit 20 Stellplätzen und einem Außenlift geplant.
Alt- und Neubau sollen mit einem Gebäudetrakt verbunden werden. Somit würde eine Gesamtlänge des Einfamilienhauses von 51 Metern zur Straße hin entstehen. 48 Meter seien es seeseitig. In den ersten Planungen sei das Haus noch drei Meter länger gewesen. Das Vorhaben sei aber laut Baugesetzbuch zulässig, wenn es sich in die nähere Umgebung einfügt.
“Gigantismus” lässt grüßen
Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) konnte sich dennoch nicht damit anfreunden. Ihm ist eine breite Glasfläche bis unters Dach auf der Seite zum See zu groß, „man schaut ja vom See auf diesen Platschari“. Die Tiefgarage sei „unterseeisch“ und gleiche einem „U-Boot“, war am Ratstisch zu hören. Andrea Köstler (SPD) wollte festgehalten wissen, dass die Baufahrzeuge nicht die Durchfahrt an der Münchner Straße beeinträchtigen.
Die sollen ihr Zeug auf dem Grundstück und nicht auf der Straße machen.
Dies war ganz im Sinne von Rudolf Gritsch (CSU), der auch den Radlweg „freigehalten“ sehen will. Zum anderen sei auch für ihn die große Glasfläche ein „krasser Bruch“ zu den Linien des Hauses. Thomas Mandl (SPD) fand das Gebäude „ziemlich arg“.
Über Geschmack lasse sich bekanntlich streiten, „aber jetzt ist es eh scho wurscht“. Für Martina Niggl-Fisser (BürgerListe) „lässt der Gigantismus bei diesem Einfamilienhaus grüßen“. Da es jedoch keine grundlegenden Bedenken gegen den Antrag auf Vorbescheid gab, da dieser insgesamt planungsrechtlich zulässig sei, wurde Birkenstocks Vorhaben mit einer Gegenstimme genehmigt.
„Vom Öko-Latschen zur Trendsetter-Sandale“, titelte einmal die “Welt” über die Birkenstocks als Familienunternehmen. Voll im Trend könnte vielleicht auch einmal angesichts knapper Stellplätze in Tegernsee Birkenstocks „U.Boot-Tiefgarage“ liegen. In Rottach-Egern und Bad Wiessee ahmen sie ihm Bauträger schon nach. Allerdings bislang nur eingeschossig.
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