U-Boot, Schuhschachtel, Bauwagen?

In Zeiten, in denen es im Winter keine Schneesicherheit mehr gibt und es auch im Sommer oft regnet, ist es für die Betreiber wichtig, sich ein wetterunabhängiges Angebot zu sichern. Am Oedberg in Ostin ist einiges geplant. Aber muss das aussehen wie eine Biwak-Schachtel?

Der Parkplatz für die Wohnmobile am Oedberg steht bereit. / Archivbild

Etliche Punkte zum Oedberg beschäftigte die Mitglieder des Gmunder Ortsplanungsausschusses am gestrigen Dienstagabend. Bauamtsleiterin Christine Wild rollte die Erweiterungspläne zum Freizeitgelände noch einmal auf. Man hätte einige Änderungen vorgesehen gehabt – Stellplätze für Wohnmobile, die Umnutzung des Nebengebäudes, der zusätzliche Einbau eines Radlshops sowie die Errichtung von mobilen Hütten. Die öffentliche Auslegung hatte stattgefunden. Bürger und Behörden hatten sich zu dem geplanten Projekt geäußert.

Von Natur und Denkmalschutz

Eine hitzige Diskussion warf die Stellungnahme der Naturschutzbehörden auf. Josef Berghammer (CSU) prognostizierte: „Der Naturschutz bringt uns noch einmal um. Die setzen auch immer wieder eins drauf. Und eine Ausgleichsfläche wollen sie dann nachher auch noch.“ Berghammer drückte damit sein Unverständnis aus, dass die UNB (Untere Naturschutzbehörde) fordere, dass der naturgeschützte Haag nun mit weiteren Sträuchern zusätzlich geschützt werden soll.

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Wild beschwichtigte und hatte als Antwort parat, dass der Haag eben doppelt schützenswert erscheine: erstens weil er im Bestand sei und zweitens nach dem Naturschutzgesetz, weil biotopkartiert. Als Alternative – damit man nicht zu nah an den Haag herantritt – sei der Verzicht auf fünf Wohnmobilstellplätze, meinte Besel. Die Gremiumsmitglieder sahen das nicht so: die Mehrheit sprach sich dafür aus, die Stellplätze unverändert bei den 25 geplanten zu belassen (2 Gegenstimmen).

Die Denkmalschutzbehörden merkten an, dass in der Nähe des Bauprojektes ein Denkmal existiere, das berücksichtigt werden müsse. Dieses soll standardmäßig in den Texthinweisen vermerkt werden. Der Wasserrechts- und Bodenschutzabteilung am Landratsamt erschienen Hinweise zum Wasserschutzgebiet wichtig. „Im Moment endet das Wasserschutzgebiet mit der Straße (Oedbergzufahrt), das wird momentan überprüft“, so Wild hierzu. Der Antrag beim LRA erfolgt, die neuen Schutzzonen niederzuschreiben.

Von Wasser und Erde

Zum Thema Wasser hatte auch das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim (WWA) etwas beizutragen. So ging es fachspezifisch auf diverse Bestimmungen im zukünftigen Wasserschutzgebiet (sogenanntes „W3A“) ein. Hierzu merkte Johann Huber (CSU) kritisch an, dass dadurch „brutal viele landwirtschaftliche Betriebe“ in ihrer Arbeit beschränkt würden. (Anmerkung der Redaktion: In Wasserschutzgebieten geltende Schutzvorschriften fordern eine geringe Belastung des Grundwassers durch Düngungen aus der Landwirtschaft.)

Grundsätzlich seien Campingplätze aber möglich, wenn Entwässerung und Wasserversorgung geregelt werden, so die Bauamtsleiterin. Diese müsse mit Wasserversorgern und -betreibern abgestimmt werden, gerade was einen höheren Druck wegen höherem Verbrauch anbelangt. Zudem erörterte Wild die Hinweise zu Georisiken. Im Bereich des Oedbergs könnten tiefreichende Rutschungen eintreten, darauf werde im Bebauungsplan hingewiesen.

Insgesamt gab es von Behördenseite wenig zu meckern. Wild konnte keine unlösbaren Konflikte erkennen. Die Regierung von Oberbayern beispielsweise sprach sich ausdrücklich für die Erweiterung und Belebung des Freizeitstandortes aus. Auf den Einwand eines Bürgers, in dem Wasserschutzgebiet sei ein Baugebiet nicht möglich, konterte Wild, dass es hier bereits eine Bestandsnutzung gebe und es in dem Sinne keine neue Baugebietsausweisung sei.

Von U-Booten, Schuhschachteln und Bauwagen

Nach dem eher trockeneren Teil folgten Diskussionen zu Gestaltung und Konzeption. Der vorgelegten Gesamtplanung habe man – mit Änderungen – ja grundsätzlich zugestimmt, so Wild. Jetzt gehe es um die sogenannten „Tiny-Häuser“, kleine, mobile Häuschen, die auf dem Areal entstehen sollen. Über Anzahl und Gestaltung sollte abgestimmt werden. Dass 20 mobile Wohnanlagen aufgestellt werden dürfen, darüber war man sich schnell einig. Zur Gestaltung gab es jedoch kontroverse Diskussionen.

„U-Boot, Schuhschachtel, Bauwagen?“ An den vorgestellten Gestaltungsvarianten konnte besonders Josef Berghammer (CSU) kein gutes Haar lassen: „Vom Baulichen her geht da gar keine Variante, das ist unmöglich“, so entrüstete er sich. Er würde vorschlagen, vernünftige, kleine Hütten in einem einheimischen Stil zu errichten.

CSU-Kollege Franz von Preysing hatte einen Vorschlag zur Güte: „Die sollen alle gleich bleiben, nicht so kunterbunt.“ Dann hätte das ganze mehr Einheit. Im übrigen seien bei den Gestaltungsvorschlägen durchaus auch ansehnliche dabei gewesen, meinte er. Vize-Bürgermeister Georg Rabl (FWG) regte zudem ein Schutz-Vordach an.

Von Anfang bis Ende

Er läutete auch die Diskussion darum ein, wie die Häuschen auf dem Gelände verteilt werden sollen. Rabl wünscht sich keine Komplettsiedlung, sondern eher, dass die Hüttchen weiter verteilt sind, das würde dann aufgelockerter aussehen. Während Barbara von Miller (SPD) noch eine Ortsbegehung anregte und den Wunsch äußerte, „nicht alles dem Bauwerber zu überlassen“, sah Bürgermeister Alfons Besel (FWG) das anders. Zumindest in Bezug auf den Betriebsablauf solle man Vertrauen haben in den Betreiber.

Letztendlich beschloss der Ortsplanungsausschuss, den vorgelegten Entwurf. 20 Häuschen dürfen aufgestellt werden. Es sollen langgestreckte Gebäude mit Satteldach sein, alle in gleicher Machart. Zudem wird ein Umweltbericht und wegen der eingegangenen Stellungnahmen eine zusätzliche zweite Auslegung erforderlich.

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