Von Tirol nach Rottach: Aus alt mach neu

Seit 1577 steht der alte Bauernhof hoch über Brixlegg. Nun aber wird er abgetragen und in den nächsten Tagen in Rottach-Egern wieder zusammengefügt. Josef Bogner will den Blockbau aus der späten Renaissance zu einer Attraktion machen. Als Tiroler Hof wird er die Gsotthaber Stuben ersetzen und damit das neue Zuhauses des “Zotzn” werden.

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Lange machten die Bogners ein Geheimnis um den Standort ihres Tiroler Hofes, den sie erworben haben. Mehr als Brixlegg im Unterinntal verrieten sie nicht. Doch jetzt, wo der Holzbau durch eine Firma aus Gmund abgetragen wird, brachen Senior und Junior gegenüber der Tegernseer Stimme das Schweigen: „Es geht weit rauf zu dem Hof“. In der Tat. Die einspurige Straße Richtung Alpbachtal windet sich in etlichen Serpentinen den Südhang hoch. Rundherum kommen noch verschneite Gipfel zum Vorschein. Eine Idylle. Keine Zweitwohnungsburgen verschandeln die Fahrroute bis auf 750 Meter Höhe, vorbei an einsam gelegenen Bauernhöfen.

Doch ein Kran in der Ferne weist bereits den Weg zu dem inzwischen eingerüsteten Uralthof aus dem 16. Jahrhundert. Bis vor kurzem sei der Hof noch von zwei etwa 90-jährigen alleinstehenden Männern bewohnt gewesen. Doch als einer von ihnen starb, konnten die Bogners den Hof erwerben. Er hat sechs Kammern, unten den Stall, oben die Tenne, erzählt Josef Bogner jun., der kräftig mit anpackt. Schon Monate zuvor war er hier und hat jeden einzelnen der 3.000 Balken mit einem Metallschild nummeriert, damit bei der Wiederaufstellung in Rottach nichts schieflaufe.

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Die Zeit blieb stehen

Doch der äußere Schein eines intakten Bauernhauses trügt. „Die Räume waren in einem katastrophalen Zustand, nahezu alles war verkommen. Die beiden alten Bauern hatten nur Strom, aber kein fließend Wasser, kein Bad und keine Toilette, nur ein Plumpsklo“, erzählt Bogner beim Rundgang durch das alte Gebälk, dessen Böden vielfach schon durchgefault sind. „Die Vorbesitzer sind in den 60er Jahren stehengeblieben.

Seitdem ist an dem Hof nichts mehr gemacht worden. Innen sah es aus wie vor 200 Jahren“, berichtet Bogner, dem man als Betrachter nur zustimmen kann. Allerorten viel Gerümpel, das es nun zu entwirren gilt. Bogners Ziel:

Wir müssen nun sortieren, was wir als Erstes brauchen. Auch der Dachstuhl muss zunächst vorbereitet und bearbeitet werden. Doch die alten Balken sollen auf alle Fälle bleiben. Wir wollen alles so wieder herstellen.

Über seinen Onkel, der in Brixlegg das Bauernhofmuseum führt und schon viele Höfe abgetragen hat, sei ihm der alte Hof angeboten worden. Der Gedanke war, den Hof wiedererstehen zu lassen und ihn nicht den Altholzhändlern zu überlassen. Denn diese Branche würde den Hof zusammenschneiden und dann die Teile als Altholz verkaufen.

„Dass jemand so wie wir den Hof wiederaufstellt, ist eher die Ausnahme. Das ist schon etwas Besonderes“, sagt Bogner in der Mittagspause. Den ganzen Vormittag hatten er und seine vier Helfer aus dem Tegernseer Tal Dachplatte für Dachplatte abgetragen und gestapelt. „Die bleiben hier. Sonst wird von dem alten Hof alles mitgenommen“, so der neue Betreiber des Zotzn.

Ein Hof voller „Patina“

Für ihn sei es wichtig, dass die älteste Form einer Fassade in Blockbauweise erhalten bleibt. Damals, als es in einem der ältesten Siedlungsräume des unteren Inntals nur vereinzelt Sägemühlen gab, wurden die Baumstämme nur mit einfachen Werkzeugen wie Axt und Säge waagerecht aufeinander geschichtet. Daher will Bogner die Stämme des massiven Holzblockbaus auch nicht behandeln oder groß säubern. „Wenn wir da etwas machen würden, wäre die schöne Patina weg“, sagt der neue Besitzer des Hofs, „der sonnenverbrannte Charakter soll bleiben“. Der alte Hof diene aber nur als Hülle. Innen werde er ganz normal gemauert, verriet Bogner sen. kürzlich der Tegernseer Stimme.

Man sei gut im Zeitplan, sodass der Einzug im Oktober oder November zu packen sei. „Dann könnte auch die Hutmacherei Martin Wieser im Obergeschoß sein Geschäft aufsperren“, das von außen über eine Rampe zu erreichen sei. „Anfang Dezember könnten wir dann den neuen Zotzn eröffnen“, so Bogners Planung. Zu den Kosten schweigt Bogner jun., aber wer schon einmal gebaut habe, wisse, was so etwas ungefähr koste. Von mehr als 1,3 Millionen Euro ist für den neuen Zotzn-Komplex samt Cafe Kutschen-Museum die Rede. Kommt es so, wie von den Bogners gedacht, wäre Rottach-Egern um eine Attraktion reicher: um die Fassade eines Bauernhauses aus der späten Renaissance-Zeit. Wer hat das schon.

Hier noch einige Eindrücke:

Eine der sechs Kammern des Hofes
Eine der sechs Kammern des Hofes

Die einstige Stube mit Kachelofen
Die einstige Stube mit Kachelofen

Hoch über Brixlegg im Inntal auf 750m Höhe steht der Hof - noch
Hoch über Brixlegg im Inntal auf 750m Höhe steht der Hof –
noch

 Josef Bogner jun.
Josef Bogner jun.

 Josef Bogner jun.
Josef Bogner jun.

Zotzn Brixlegg 6

Zotzn Brixlegg 7

Die Böden im Stall waren schon durchgefault
Die Böden im Stall waren schon durchgefault

So könnte die Fassade in Rottach als Zotzn aussehen.
So könnte die Fassade in Rottach als Zotzn aussehen.

So, oder so ähnlich könnte die Wiedergeburt des Hofes aussehen
So, oder so ähnlich könnte die Wiedergeburt des Hofes aussehen

Über 3.000 Hölzer wurden nummeriert
Über 3.000 Hölzer wurden nummeriert

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