Gemeinde baut selbst am Flachsfeld

Im Holzkirchner Flachsfeld sollen dringend benötigte Wohnungen entstehen, die Gemeinde diskutiert seit Monaten über die Durchführung des Projekts. Jetzt steht fest: Holzkirchen nimmt das erste von vielen notwendigen Bauvorhaben selbst in die Hand. Das Prinzip “Eigenregie” stieß im Gemeinderat aber auf Widerstand – eine ganze Fraktion stimmte dagegen.

Hier im Sommerfeld sollen demnächst günstige Wohnungen entstehen.
Hier im Sommerfeld sollen demnächst günstige Wohnungen entstehen.

Der Hauptausschuss des Holzkirchner Gemeinderats gab nach seiner letzten Sitzung im November eine lange erwartete Empfehlung an den Gemeinderat weiter: Das Wohnungsbauprojekt am Flachsfeld selbst in die Hand zu nehmen. Am Dienstag war das Vorhaben deshalb großes Thema im Gemeinderat.

Einerseits gab es Kritik von Josef Sappl (CSU): „Ich finde immer noch, dass wir so ein Projekt nicht selber bezahlen sollten.“ Dennoch stimmte er unter einer Bedingung zu: „Ich möchte einen genauen Kostenplan und will eine Deckelung – nicht dass am Ende wieder alles teurer wird.”

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Kritik kam auch von den Freien Wählern, die sich mit dem Konzept “Eigenregie” ganz und gar nicht anfreunden konnten es geschlossen ablehnten. Die Fraktionsmitglieder waren sich einig, dass die Durchführung des Projekts nicht der Gemeinde zu überlassen sei, sondern einem Investor. Wolfgang Buntz-Jennerwein (FWG) argumentiert:

Wir haben schon genug Projekte, die wir gerade schultern. Da müssen wir das nicht auch noch selber zahlen.

Doch der Widerstand nützte nichts: Am Ende wurde der empfehlende Bescheid des Hauptausschusses vom Gemeinderat angenommen. 16 Wohnungen möchte die Gemeinde am Flachsfeld bauen. Insgesamt rechnet man mit Kosten von rund 2,5 Millionen Euro. Diese Summe wurde für den Haushalt im nächsten Jahr bereits eingeplant.

Mit dem Beschluss wurde auch der Antrag der SPD-Fraktion aus dem April angenommen. Darin wurde gefordert, das “gemeindliche Grundstück im Sommerfeld vom Markt in Eigenregie” zu realisieren. Außerdem wird auf Antrag der CSU-Fraktion vom Juni geprüft, ob es Sinn ergibt, für die gemeindlichen Wohnungen eine zusätzliche Planstelle in der Verwaltung einzurichten.

Ziel ist es dabei, einen Verantwortlichen für die rund 120 Gemeindewohnungen zu gewinnen. „Wir begrüßen diesen Weg der besseren Professionalisierung“, so Birgit Eibl (FWG). Die Verwaltung wurde zudem vom Gemeinderat damit beauftragt zu prüfen, ob die rechtliche Möglichkeit eines Einheimischenprogramms besteht.

Ursprünglicher Artikel vom 03. Dezember 2015 mit der Überschrift: „Unsere Not: Wir brauchen Wohnungen“

Holzkirchen will seinen Bürgern mehr bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen. Die größte Frage dabei ist, ob man einem Investor vertrauen oder selbst Geld in die Hand nehmen will. Da die Zeit drängt, will man nun ein Zeichen setzen. Im Sommerfeld sollen in Kürze bis zu 20 Wohnungen entstehen, bezahlt von der Marktgemeinde.

Es ist eines der drängendsten Probleme der Marktgemeinde: Der mangelnde Wohnraum für vorwiegend junge Menschen mit überschaubarem Einkommen. Daher hat der Gemeinderat auch versprochen, hier schnelle Abhilfe zu schaffen. Doch der Weg dahin ist schwer. Im Vorfeld wurden immer wieder verschiedene Varianten durchgesprochen. Im Kern steht die Frage, ob die neuen Wohnungen von einem privatem Investor oder von der Marktgemeinde selbst geschaffen werden sollen.

Acht Euro pro Quadratmeter

Dabei drängt die Zeit. Im Sommerfeld will die Gemeinde daher nun einen ersten Schritt machen. Zwei Wohnblöcke mit insgesamt 15 bis 20 Wohnungen sollen dort entstehen. Sie sollen in einem preisgünstigen Niveau liegen und dennoch qualitativ hohe Standards erfüllen. „Angestrebt wird eine Miete von acht Euro pro Quadratmeter“, so Bürgermeister Olaf von Löwis.

Allerdings ist eine solch niedrige Miete für Investoren nicht besonders attraktiv. Die Suche nach einem geeigneten Kandidaten könnte einige Zeit in Anspruch nehmen. Zudem müssten wohl aufwendige Vertragswerke vereinbart werden, die das Projekt weiter verzögern würden. Daher schlagen Bürgermeister und Gemeinde vor, die neuen Wohnungen in Eigenregie durchzuführen. Die nötigen Mittel seien bereits im Haushalt eingeplant.

Kritik kam dafür von Hubert Müller (FWG). Man sei schon zweimal auf die Nase gefallen mit Projekten, bei denen später alles teurer geworden sei. Daher bevorzugt er einen privaten Investor. Ähnlich sieht es auch Josef Sappl (CSU): „Ich würde mich bei all den Ausgaben in letzte Zeit da lieber raushalten.“ Allerdings sieht er ein, dass es bei den geringen Gewinnaussichten schwierig werden wird, einen Investor zu finden.

Alternative Modelle weiter möglich

Von Löwis betonte, dass es sich bei dem anstehenden Projekt im Sommerfeld um das kleinste der anstehenden Wohnbauten handle. Daher wäre es für die Gemeinde am ehesten möglich, es selber zu verwirklichen. Das heißt aber nicht, dass die Gemeinde künftig alle Neubauten nach diesem Modell bauen müsse. „Ich könnte mir vorstellen, dass jedes der heute genannten Modell Verwendung finden kann“, so der Bürgermeister.

Am Ende einigte man sich mit knapper Mehrheit darauf, dem Marktgemeinderat einen Bau in Eigenregie zu empfehlen. Folgt dieser in der kommenden Sitzung der Empfehlung, wären die Grundlagen für den Bau noch vor den Feiertagen gelegt. Auf diese Weise könnte schon Anfang des kommenden Jahres mit der Planung begonnen werden.

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