Nachhaltiges Einkaufen wird immer wichtiger. Dennoch stand der “Ois Ohne“-Laden kurz vor dem Aus. Doch nun gibt es gleich zwei Gründe zur Freude.
Vor wenigen Tagen noch war es ungewiss, ob der Unverpackt Laden in Bad Tölz eine Zukunft hat. Zum Weiterbestehen brauchte das “Ois Ohne”-Team bis zum 30.11. ein monatlich fixes Einkommen in Höhe von 10.000 Euro. Dieses sollte durch sogenannte Einkaufsabos sichergestellt werden, in denen Menschen ein einjähriges Einkaufsabonnement mit einem flexiblen Betrag abschließen. Kurz vor Ende November fehlten dem Laden nach Aussage von Aufsichtsratsvorsitzenden Stephan Wild noch 5.000 Euro.
Erst im Oktober begann mit dem Boarhof in Bad Wiessee eine Kooperation für Bürger aus dem Tegernseer Tal. Interessierte können auf der Seite des “Ois ohne”-Ladens eine Bestellliste für das Sortiment herunterladen, ausfüllen und jeweils bis zum Dienstag einer Woche per Mail an den Unverpacktladen im Nachbarkreis mailen. Die Bestellungen können dann ab Donnerstagnachmittag bei Maria und Markus Bogner auf dem Hof in Holz abgeholt werden.
Nun gibt es gleich doppelten Anlass zum Feiern für den Unverpackt-Laden. Das “Ois Ohne”-Geschäft in Bad Tölz hat Ende November sein Fixum erreicht und bleibt somit erhalten. Zudem wurde ihnen vom Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen der Umweltpreis 2021 verliehen. Bei Interesse ist es natürlich trotzdem weiterhin möglich, ein Einkaufs-Abonnement abzuschließen.
Ursprünglicher Artikel vom 25. November 2022 mit der Überschrift: „Unterstützer gesucht: “Ois Ohne” vor dem Aus“
Jährlich verursacht die Herstellung von Plastik-Verpackungen einen großen CO₂ Ausstoß und trägt dazu essenziell zum Klimawandel bei. Plastik landet zur Entsorgung oftmals in Flüssen, Seen und Meeren oder muss womöglich recycelt oder verbrannt werden. Auch das äußerliche Erscheinungsbild des Tegernsees täuscht, unten drunter stapelt sich der Müll, wir haben berichtet.
Seit Mai 2019 gibt es in Bad Tölz einen Unverpackt Laden. Statt jeder Menge Plastik gibt es dort die Lebensmittel lose zu kaufen. Die Produkte befinden sich in großen Glasschütten, im Handumdrehen lassen sich damit die selbst mitgebrachten Behältnisse füllen – und dazu noch genau in der Menge, in der man sie auch wirklich verbraucht.
Unmittelbarer Beitrag zum Umweltschutz
Das “Ois ohne”-Einkaufen bietet außer einem Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz noch weitere Vorteile. Zum einen werden regionale Lieferanten gestärkt. “Wir haben viele verschiedene Lieferanten, viele sind kleine regionale aus der Umgebung”, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Stephan Wild. Das Ziel sei Regionalität durch möglichst kurze Lieferwege und eine direkte Beziehung zum Erzeuger. Es werde sehr bewusst darauf geachtet, dass die Lieferanten biozertifiziert oder nach dessen Standards sind und möglichst nachhaltig produzieren.
Zum anderen lässt sich dadurch bewusster und bedarfsgerechter einkaufen. Allzu oft muss im Einzelhandel eine Großpackung gekauft werden, die nicht verbraucht wird und der Rest dann vergammelt oder im Müll landet. “Der Vorteil beim Unverpackt-Einkaufen ist, dass man nur die gewünschte/notwendige Menge einkaufen kann und keine Lebensmittelverschwendung hat”, betont Wild.
Kooperation mit dem Boarhof
Seit gut einem Monat läuft mit dem Boarhof in Bad Wiessee, Ortsteil Holz, eine Kooperation für Bürger aus dem Tegernseer Tal. Interessierte können auf der Seite des “Ois ohne”-Ladens eine Bestellliste für das Sortiment herunterladen, ausfüllen und jeweils bis zum Dienstag einer Woche per Mail an den Unverpacktladen im Nachbarkreis mailen. Die Bestellungen können dann ab Donnerstagnachmittag bei Maria und Markus Bogner auf dem Hof in Holz abgeholt werden.
“Die Kooperation ist in der Anlaufphase, mit ein paar wenigen Bestellungen. Wir machen lokal noch keine Werbung, es muss sich erst rumsprechen”, äußert sich Wild. Wenn spürbarer Bedarf aus dem Tal besteht, werde man sich gegebenenfalls nach einer weiteren Abholstelle umsehen.
Nicht nur Lebensmittel werden im Unverpackt-Laden angeboten. Es gibt ein breit gefächertes Angebot an plastikfreien Produkten, auch Reinigungsmittel zum Abfüllen sowie Kosmetik und Alltagsartikel, die aus natürlichen Inhaltsstoffen und Verpackungsmaterial bestehen. Wie das Konzept genau funktioniert, erklärt Wild so: “Man bringt seine eigenen Gefäße (z.B. Glas, Mehrweg-Box) mit, wiegt sie und kann sie mit der Menge befüllen, die man wünscht. An der Kasse wird dann das Leergewicht abgezogen”. Wem es selber im eigenen Haushalt an leeren Gefäßen mangelt, kann diese vor Ort im Laden erwerben.
Abonnenten dringend gesucht
Für das Weiterbestehen braucht der “Ois Ohne”-Laden nun aber dringend finanzielle Planungssicherheit, das heißt abgesicherte Umsätze beziehungsweise Kunden, die plan- und regelmäßig einkaufen. 10.000 Euro pro Monat müssen eingenommen werden, um den Laden in Bad Tölz aufrechtzuerhalten. Denn die massiven Einschränkungen während der Corona-Pandemie haben ihre negative Wirkung für kleine Geschäfte hinterlassen. “Leider neigt in Deutschland die Mehrheit eher dazu, bei Lebensmitteln zu sparen. Qualität und Regionalität ist für viele nicht mehr so wichtig”, kommentiert Wild etwas betrübt.
Die Genossenschaft hat sich in der Konsequenz ein neues Konzept überlegt. Eine Art Abo-Modell, sprich Menschen schließen ein einjähriges Einkaufsabonnement ab, damit “wir Umsätze haben, mit denen wir sicher rechnen können”. Das funktioniert so: Man verpflichtet sich für einen fixen monatlichen Betrag und erhält dafür einen Einkaufsgutschein im Gegenwert. Der Betrag startet bei mindestens 20 Euro und der Gutschein kann flexibel eingelöst werden. “Nicht nur für Grundnahrungsmittel, sondern auch für Geschenke oder Gutscheine, die an Freunde weitergegeben werden können”, so Wild.
Aktuell wurden bereits monatliche Abos im Wert von zirka 5.000 Euro abgeschlossen und wir sind zuversichtlich, die weiteren 5.000 Euro zu bekommen. Sollten wir bis zum 30.11. das Ziel erreichen, kann der Laden wie bisher weitergeführt werden und wird nicht bis zum Jahresende abgewickelt. Stephan Wild
Wenn ihr dieses Konzept unterstützen wollt und unverpackt und nur in den Mengen, die ihr wirklich braucht, einkaufen wollt, könnt ihr euch hier informieren:
Wenn Du noch Bedenken zum Einkaufsabo oder Argumente für deine Freunde und
Verwandten brauchst, findest du hier einige Antworten.
Du kaufst nicht jedes Monat regelmäßig ein?
Kein Problem, du kannst die
Gutscheine auch verschenken. Außerdem verfallen die Gutscheine nicht und somit
kannst du diese auch sammeln, um Geschenke oder größere Einkäufe zu tätigen.
Du brauchst nicht so viel im Laden? Kein Problem, teile dir das Abo mit deiner
Familie oder einer Freund*in. Lass dich gerne jederzeit von unserem Ladenteam
beraten, damit du neue Produkte entdecken kannst.
Du wohnst nicht in Tölz?
Kein Problem, entweder du kommst einmal im Monat bei
uns vorbei und machst eine Großbestellung vorab oder du startest eine
Einkaufsgemeinschaft mit Freunden. Gerne verbinden wir dich mit anderen
Interessenten und wir bauen gemeinsam Verteilerstationen auf. Folgende wären
bereits möglich: Benediktbeuern, Penzberg, Tegernsee. Schreibe uns gerne, wenn
du diese Möglichkeiten in Anspruch nehmen willst.
Wie funktioniert das Einkauf-Abonnement?
Du verpflichtest dich, für einen beliebigen Betrag monatlich für ein Jahr einzukaufen.
Dieser Betrag wird monatlich vorab bezahlt und im Gegenzug erhältst du eine
Gutscheinnummer, die du zum Einkaufen verwenden kannst.
Der Beginn des Abos wäre zum 01.12.2022, wenn wir genug Abonnenten gefunden
haben. Die Deadline, um ein Abo abzuschließen ist der 30.11.2022 und insgesamt
werden monatliche Abos im Wert von 10.000 – 15.000€ benötigt, um das
Weiterbestehen zu sichern. Bisher haben wir über die Hälfte geschafft.
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