Sachbeschädigung und Vandalismus ist in vielen bayerischen Städten und Kommunen ein Problem. So ist es auch im Tegernseer Tal in den letzten zwölf Monaten immer wieder zu teils schweren Fällen von Vandalismus gekommen: Grünanlagen wurden verwüstet, Fensterscheiben eingeschlagen, Bänke im See versenkt.
Grund genug einmal die Frage zu stellen, ob es sich dabei um einige wenige Ausnahmen handelt oder ob die Fälle mutwilliger Sachbeschädigung zunehmen. Wer sind die Täter und wie kommt es eigentlich zu solchen Vorfällen? Das haben wir versucht herauszufinden.
Tegernsee 22. April 2012, die Scheibe eines Reifenhandels an der Schwaighofstraße wird eingeschlagen, beträchtlicher Sachschaden. Bad Wiessee, 5. Mai 2012, Unbekannte beschädigen mutwillig eine Straßenlaterne, Schaden 550 Euro. Rottach-Egern 24. Juni wieder sind Laternen das Ziel, diesmal im Wert von 4.000 Euro.
Zuletzt hatte auch die Gemeinde Kreuth mit derartigen Problemen zu kämpfen. In der Nacht auf den 14. Oktober verwüsten Unbekannte einige Spielbahnen des Kreuther Minigolfplatzes am Rainerplatz, Gegenstände in Höhe von 1.000 Euro werden kaputtgemacht. Diese und noch viele weitere Fälle von Vandalismus und mutwilliger Zerstörung haben sich im Laufe dieses Jahres rund um den Tegernsee ereignet.
Deutlich zurückgehende Zahlen
Insgesamt sind es laut Aussage von Wilhelm Sigel, Chef der Polizei Bad Wiessee 91 Vorfälle dieser Art im Jahr 2012. Kann man hier noch von einigen wenigen Vorkomnissen sprechen oder gibt es gar ein systematisches Vandalismus-Problem, wie vor allem immer wieder von betroffenen Anwohnern angeführt?
Rein vom Gefühl her ist man geneigt zu sagen, dass Sachbeschädigung in der letzten Zeit immer häufiger geworden ist. Eine Tendenz, die sich laut Sigel jedoch nicht bestätigen lässt. Ganz im Gegenteil:
Von 2009 bis heute sind Delikte, bei denen Sachbeschädigung eine Rolle spielt, im Tegerneer Tal stetig zurückgegangen. Wir sind hier auf einem guten Weg.
Sigel kann seine positive Aussage auch mit konkreten Zahlen belegen. Waren es im Jahr 2009 noch 137 Fälle, sank diese Zahl kontinuierlich auf 134 in 2010, 105 in 2011 und auf Stand heute eben 91 Delikte im Jahr 2012.
Auch die Aufklärungsquote konnte man laut Siegel kontinuierlich auf aktuell 55 Prozent steigern. Damit liegt die Quote der Wiesseer Beamten deutlich über dem bayernweiten Durchschnitt von knapp 30 Prozent.
Viele der Vorfälle ereignen sich in den Abend-und Nachtstunden. Dadurch gebe es wenige Zeugen, die im Nachgang berichten können. Auch gelingt es der Polizei selten die Täter auf frischer Tat zu erwischen.
Nichts desto trotz können viele Talbewohner diese Argumente nicht nachvollziehen, wie ein verärgerter Rottacher, der bereits mehrfach Vandalismus aus der Ferne mit ansehen musste.
Die Polizei Bad Wiessee schafft es nach x-maligem Aufforderungen nicht regelmäßig zwischen 20 Uhr und 1 Uhr Nachts nach dem Rechten zu sehen. Stattdessen fährt sie vorbei oder steht stundenlang am Rathaus. Irgendwann gibt es auch wieder Sachbeschädigung bei den Anwohnern. Über eine Kontrolle durch eine Security Firma wäre langsam nachzudenken.
Dabei ist der Ansatz, eine Sicherheitsfirma für “Brennpunkte” wie die Schwaighofanlage zu engagieren, nicht neu. So reagierte die Stadt Tegernsee bereits im Frühjahr 2010 auf einige Fälle von Vandalismus auf dem Friedhofsgelände in der Prinz Karl Allee und beauftrage ein Sicherheitsunternehmen damit, den Kurgarten und das Friedhofsgelände Nachts zu überwachen. Sechs Monate später zog der Tegernseer Geschäftsleiter Hans Staudacher ein positives Fazit:
Vorfälle sind seitdem keine bekannt geworden. Damit sind die Erfahrungen diesbezüglich gut.
Weitere Maßnahmen könnte die Installation von Kameras oder die Ausstattung der Verkehrsschilder mit Graffiti-Schutzfolie sein. Dies wird bereits in anderen Gemeinden in Deutschland seit längerem praktiziert.
Hilft ein Alkoholverbot?
Eine weiterer spannender Punkt ist unterdessen die Frage nach dem Warum. Was bewegt die Täter letztlich zu solchen Aktionen und wer sind die Verantwortlichen? Die aufgeklärten Fälle zeigen, dass es sich bei den Tätern oft um Jugendliche handelt, die Nachts “mal ein wenig Dampf ablassen” wollen. Häufig spielt dabei auch übermäßiger Alkoholkonsum eine Rolle. Eine Aussage, die Sigel zwar bestätigt, andererseits aber zu bedenken gibt, dass “man letztlich nicht eindeutig belegen kann, dass Alkohol bei den Taten mit im Spiel war.”
Grund hierfür ist die Tatsache, dass viele Delikte nicht oder nur mit einiger Verzögerung aufgeklärt werden können. “Im Nachhinein lässt sich eben nur schwer feststellen, ob die Randalierer zum Tatzeitpunkt alkoholisiert waren oder nicht”, so der Polizeichef.
Würde trotz allem ein Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen im gesamten Gemeindegebiet dafür sorgen, dass Vorfälle dieser Art weiter zurückgehen? Ein solches Gesetz hat die bayerische Landesregierung kürzlich auf den Weg gebracht. So haben die Städte und Kommunen im Freistaat zukünftig die Möglichkeit ein solche Verbot bei Bedarf auch bei sich umzusetzen.
Gabriele Schultes-Jaskolla (FWG), Mitglied im Rottacher Gemeinderat forderte genau das im Rahmen der letzten Rottacher Sitzung. Bürgermeister Franz Hafner sieht dafür bislang jedoch keine Notwendigkeit. “Wir hatten keine größeren Probleme mit Alkoholkonsum an öffentlichen Plätzen. Daher wären Verbot aus meiner Sicht überzogen. Sollte der Gemeiderat jedoch eine andere Meinung vertreten, können wir gerne darüber reden.”
Auch in Bad Wiessee sieht man das ähnlich, bislang gibt es daher auch dort kein generelles Alkoholverbot an öffentlichen Plätzen. “Das neue Gesetz der Ladesregierung wird allerdings im Zuge des nächsten Gesprächs mit Bürgermeister Peter Höß und Geschäftsleiter Michael Hermann zur Sprache kommen,” so Klaus Schuschke vom Ordnungsamt Bad Wiessee.
Alkoholverbot nur in Tegernsee
Ein Alkoholverbot existiert im Tegernseer Tal bislang nur in der Schweighofanlage in Tegernsee. “Auch auf der Point war es angedacht, wurde aber bislang nicht umgesetzt,” so Bettina Koch vom Tegernseer Bauamt. In den anderen Tal-Gemeinden im Tegernseer Tal ist der Alkoholkonsum bislang noch überall erlaubt.
Dabei steht das Thema übermäßiger Alkoholkonsum sicherlich in enger Verbindung zu Vandalismus und Sachbeschädigung, dürfte jedoch nicht immer die Hauptursache sein. Zerstörungswut gibt es über alle Altersklassen hinweg, sie ist auch im nüchternen Zustand ein gern genutztes Motiv vieler Täter. Die Entwicklung der Zahlen im Tegernseer Tal ist zwar seit 2009 rückläufig, angesichts der immer noch 91 Vorfälle (Stand: November 2012) muss man jedoch wohl eher von einem immer noch existierenden Problem sprechen.
Das Ganze unter dem Motto “vereinzelte Vorkommnisse” abzutun, wäre wohl zu kurzsichtig. Denn Auswirkungen wie die 12.000 Euro teure “Vandalismus-Tour” durch Rottach-Egern im November vergangenen Jahres sollten zu Denken geben.
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