Es war offenbar eine von langer Hand geplante Razzia, denn es galt nicht nur Beamte der Krimimalpolizeien in Miesbach und Rosenheim zu koordinieren, sondern auch eine Einheit der Operativen Ergänzungsdienste (OED), die in Traunstein, Rosenheim und Weilheim stationiert sind. In Bad Wiessee bekam der Rosenheimer Einsatzzug für „spezielle Aufgaben“ Arbeit.
Neben dem Medical Park wurden auch die zugehörige Fachklinik und die Privatklinik Am Kirschbaumhügel sowie das ambulante Therapiezentrum St. Hubertus durchsucht. Zeitgleich zu den Kliniken waren auch das Privathaus des Chefarztes und die Privaträume seiner beiden Kollegen für Orthopädie und Innere Medizin Teil der Razzia.
Diese gelten als beschuldigte Ärzte, so Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch gegenüber der Tegernseer Stimme. Nicht ausschließen will er, „dass sich im Laufe der Auswertung des sichergestellten Materials einerseits andere, neue Beschuldigte ergeben und andererseits gegen ursprünglich beschuldigte Personen der Verdacht sich nicht erhärten lässt“.
Einzelfall oder systematisches Vorgehen?
Ins Rollen kam der Fall bereits im Januar 2015 durch die Anzeige eines Orthopäden. Der Arzt war als Privatpatient in der Wiesseer Hubertus-Klinik in Behandlung. Bei der Liquidation der erbrachten Leistungen entdeckte der Fachkollege eine falsche Zuordnung der Leistungen und erstattete daraufhin Anzeige. Vermutlich wurden normale Visiten als Chefarztvisiten abgerechnet. „Wir gehen dem Verdacht nach, ob es sich hierbei um einen Einzelfall der Abrechnung oder ein generelles Vorgehen handelt“, erklärt Pressesprecher Steinkraus-Koch.
Ob hier neben privaten auch andere Formen der Krankenversicherung betroffen sind, können wir derzeit nicht sagen. Die Auswertung des gestern sichergestellten Beweismaterials wird sicherlich längere Zeit in Anspruch nehmen.
Die Höhe des möglicherweise entstandenen Schadens sei allerdings völlig ungeklärt. Für die betroffene Medical Park AG erklärt die Leiterin Marketing und Kommunikation, Jenny Levi: “Die Unternehmensführung der Medical Park AG ist überrascht über die am 6. April 2016 bekannt gewordenen Vorwürfe“.
Weitere Auskünfte zu den Ermittlungen könne sie aber nicht geben. Nur so viel: Selbstverständlich bemühe man sich um eine schnellstmögliche Aufklärung der erhobenen Vorwürfe und man kooperiere mit den ermittelnden Behörden.
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