Außer Spesen nichts gewesen

In Rottach dachte man schon mehrmals den idealen Partner für die sogenannte Seeperle – ein seit Jahrzehnten mehr oder weniger leerstehendes Areal am Kurgarten – gefunden zu haben. Immer wieder traten Investoren mit ambitionierten Plänen auf. Doch so richtig voran gegangen ist es auf dem traumhaft gelegenen Grundstück jedoch nie.

Ein Zeitraffer fasst die Geschehnisse von der Erbauung bis zum Status Quo zusammen.

Die Seeperle in Rottach-Egern steht seit Jahren leer.
Die Seeperle in Rottach-Egern steht seit Jahren leer.
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Immer wieder ist die Seeperle Bestandteil der Diskussionen im Gemeinderat. Und auch Rottachs Bürgermeister Franz Hafner ist nicht immer einverstanden mit der Entwicklung.

Auf Nachfrage machte er uns vor einigen Wochen klar, dass in der Vergangenheit nicht alles nach Plan gelaufen sei und es für die Gemeinde im Nachhinein wohl besser gewesen wäre das Grundstück in den 80er Jahren selbst zu kaufen.

Viel Aufwand für nichts

Vor über zwei Jahrzehnten war es der Nürnberger Teppichhändler Mouhammad Abousaidy, der das Grundstück erwarb und die „erste“ Seeperle erbaute. Anfänglich war das Anwesen, das aus zwei zweistöckigen Gebäuden und einer Tiefgarage besteht, für Galerien und Gaststätten bestimmt. Später wollte der Unternehmer dort ausschließlich Wohnungen unterbringen. Das war allerdings nicht im Sinn der Gemeinde. Abousaidy verlor den Streit vor Gericht.

Nach mehrjährigem hin und her stellte der Gemeinderat im Jahr 1994 dann einen rechtskräftigen Bebauungsplan für das Grundstück auf und legte so die Rahmenbedingungen für eine zukünftige Bebauung auf dem Grundstück an der Seestraße fest.

Die ausgearbeiteten Pläne sahen nun vor, dass die zwei Häuser ausschließlich für Fremdenverkehrszwecke genutzt werden dürfen. Ein Hotel, so der Wunsch der Gemeinderäte, hätte auf dem exponiert gelegenen Fleckchen gegenüber dem Kurpark entstehen sollen.

Der ursprünglich Bebauungsplan aus dem Jahr 1994. Quelle: gdi-bayern.de
Der ursprünglich Bebauungsplan aus dem Jahr 1994 / Quelle: gdi-bayern.de

Wirklich voran gegangen ist es – nun unter Gunar Karl Pimsner und der Nürnberger Treuhand AG – allerdings auch nicht. Und gerade einmal vier Jahre später passte der Gemeinderat die ursprünglich gefassten Pläne nochmals an. Ein sogenannter Therapiepavillon im von der Seestraße abgewandten Bereich wurde genehmigt und auch errichtet.

Mittlerweile war die Westdeutsche Immobilienbank Gruppe aus Düsseldorf (kurz: WestGKA) im Besitz des Grundstücks. Wobei Rottachs Bauamtsleiter Walter Hübsch heute noch immer in Frage stellt, ob sich tatsächlich die Eigentumsverhältnisse geändert haben. Die Seeperle ist seines Erachtens nach bis dahin immer “Kraft Schulden” erworben worden.

Aus der Seeperle, so die Vorstellung von Arzt Dr. Ulrich Schneider von der Arthro-Nova-Klinik, hinter dessen Plänen auch der Düsseldorfer Grundstückseigentümer von der WestGKA stand, sollte eine Wellness-Klinik entstehen. Aber auch daraus wurde letztlich nichts. Warum, ist heute nicht mehr richtig nachzuvollziehen. Hübsch meint: “Weil es wirtschaftlich für den Arzt nicht so gelaufen ist, wie er sich das vorgestellt hat”.

Eine Bauskizze von Architekt Eberhard Erlacher. Quelle: http://arthronova.com
Eine Bauskizze der Seeperle von Eberhard.Erlacher.Architekten / Quelle: http://arthronova.com

Mitantragssteller auf die Änderung der Bebauungspläne war im Jahr 2004 unter anderem auch der Rottacher Hotelier Klaus-Dieter Graf von Moltke, unter anderem Besitzer des Parkhotels Egerner Höfe.

Moltke war letztlich auch der entscheidende Faktor, warum der Rottacher Gemeinderat den Wunsch auf eine umfangreiche Nutzungsänderung der Gebäude stattgab. Denn nachdem die Räte grünes Licht dafür gaben, war es möglich, einen Großteil des Gebäudekomplexes für medizinische Zwecke zu nutzen.

Nur mehr 38 Prozent waren auch weiterhin für Hotelzimmer vorgesehen. Die übrigen 62 Prozent sollten für die geplante chirurgische Klink verwendet werden. Ein Zukunftsmarkt, den man mit den neuen Plänen bedienen wollte. Doch die Rottacher Gemeinderäte benötigten viel Überzeugungsarbeit.

Zuerst hatten Sie laut einem früheren Bericht des Merkur den Plan Moltkes und der Arthro-Nova-Klinik, das Areal hauptsächlich für medizinische Zwecke zu nutzen, in nicht-öffentlicher Sitzung in “Kampfabstimmung” abgelehnt.

Einen Monat später segnete das Gremium die Absichten in öffentlicher Sitzung doch noch mit 14 zu sechs Stimmen ab. Ein Sinneswandel, der durch viele intensive Gespräche im Hintergrund ausgelöst wurde. Dabei ist Hübsch immer noch überzeugt vom damaligen Klinikkonzept. “Das war keine Hurrageschichte”, gibt Hübsch zu verstehen. Das Ganze hätte schon Hand und Fuß gehabt.

Nicht nur im Erdgeschoss der Seeperle sieht der Bebauungsplan 2004 eine neue Nutzung der Flächen vor. Auch Ober- und Dachgeschoss sehen ähnlich aus. Abbildung: Die genehmigten Bebauungspläne für die Seeperle aus dem Jahr 2004 / Quelle: www.rottach-egern.gdi-bayern.de
Nicht nur im Erdgeschoss der Seeperle sieht der Bebauungsplan 2004 eine neue Nutzung der Flächen vor. Auch Ober- und Dachgeschoss sehen ähnlich aus. Abbildung: Die genehmigten Bebauungspläne für die Seeperle aus dem Jahr 2004. Quelle: www.rottach-egern.gdi-bayern.de

Und auch Bürgermeister Franz Hafner war Feuer und Flamme für das Konzept: “Wir können uns die Finger ablecken nach so einem Investor – das ist kein Traumtänzer von Auswärts”, warb Hafner damals für eine Zustimmung zur Kliniknutzung. Und gleichzeitig für den Rottacher Hotelier von Moltke.

Gegner des Vorhabens sprachen damals von einer „unzumutbaren Argumentation“ und davon, dass sie sich von den Grundstückseigentümern „unter Druck gesetzt“ fühlten. Heute weiß man: Die Widersacher sollten letztlich Recht behalten. Denn die großen Pläne aus dem Jahr 2004 wurden nie realisiert.

Wird es Greither besser machen?

Und so wechselte nur vier Jahre später der Eigentümer der Seeperle ein weiteres Mal. Andreas Greither, Eigentümer des Tegernseer Hotels „Der Westerhof“, erwarb das Grundstück inklusive der Häuser. Der Plan: ein reines Hotel im Bereich Vier Sterne Plus.

Damit ist erneut ein einheimischer Investor am Zug, von dessen Plänen und deren baldiger Umsetzung viele überzeugt scheinen. „Wir wollen etwas schaffen, was Rottach gut tut”, kündigte Greither selbst an.

Doch bis heute wartet man in Rottach auf die “Einlösung der offenen Versprechen”, wie uns Hafner auf Nachfrage erzählt. Vor allem weil der Gemeinderat einige bauliche Zugeständnisse gemacht hat, die Greithers Vorgängern verwehrt blieben.

So darf beispielsweise mittlerweile ein zusätzliches drittes Geschoss errichtet werden und auch eine Erweiterung in Richtung Seestraße sei möglich. Doch alle Möglichkeiten sind theoretischer Natur. Denn auch unter dem neuen Besitzer verharrt die Seeperle in einem ausgeprägten Winterschlaf.

Andreas Greither gehört, neben der Seeperle, auch das Hotel “Der Westerhof”.

Gebaut, um den Eigentümern viel Geld zu bringen, hat das prominente Grundstück außer viel Papier und Beschlussvorschlägen bisher nur wenig produktives erbracht. Mittlerweile wird das Gebäude ab und an für Ausstellungen benutzt, wie Greither auf Nachfrage betont. Und auch sonst sei man sehr kompromissbereit, was Wünsche und Anregungen der Gemeinderäte betrifft.

Auf einen genauen Zeitplan und eine konkrete Vorstellung wie es mit der ehemaligen Seeperle weitergehen soll, möchte sich Greither allerdings nicht festlegen lassen. “Wenn die Zeit passt, werden wir dort etwas errichten, was die Gemeinde und natürlich den Platz nach vorne bringt.”

Eine Aussage, die vielen im Gemeinderat nicht gefällt. Das Gebäude stehe an einem zu promenten Platz, als das es einfach verkommt. Zwar werde für den Erhalt viel getan. Erst jüngst hatte der neue Eigentümer die Gebäude streichen lassen. Doch insgesamt sei es schade, dass “ein Platz mit dem Potential seit so langer Zeit nicht genutzt wird”.

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