Auf der Bürgerversammlung lieferte Bürgermeister Johannes Hagn gestern dennoch einen interessanten Überblick über Themen, die die Stadt derzeit bewegen.
Im Gasthof Schandl moderierte der Tegernseer Bürgermeister Johannes Hagn gestern Abend seine erste Bürgerversammlung. Rund 120 Bürger waren gekommen, um Hagns Rückblick auf das Jahr 2014 aus Tegernseer Sicht zu lauschen. Gleich zu Beginn nahm sich Hagn eines aktuellen Konfliktthemas an: Des Spielbank-Streits mit Bad Wiessee.
„Die Spielbankabgabe, wie wir sie jetzt aktuell kennen, beruht auf einer Einigung von 1977, die auf Vermittlung des Finanzministeriums getroffen wurde. Dabei wurde aber von uns nichts unterschrieben“, so Hagn. Aufgabe der Betroffenen ist laut Hagn zunächst einmal, die unterschiedlichen Positionen abzuklopfen.
Wir haben vier Talgemeinden, die Geld wollen, und eine, die nicht bezahlen will.
Man versuche nun, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden und darauf eine Lösung aufzubauen, so Hagn. Der Bürgermeister will erreichen, „dass die nächsten Bürgermeistergenerationen damit nicht mehr belästigt werden. Das ist ein hochgestecktes Ziel. Darum brauchen wir auch Zeit“, bat er um Geduld.
Mehr Erstwohnsitze für Tegernsee
Breiten Raum in Hagns Rede von fast 90 Minuten nahm zudem der Haushalt der Stadt ein. Dabei merkten die etwa 120 Zuhörer im Gasthof Schandl schnell, dass ihr neues Stadtoberhaupt aus der Finanzverwaltung kommt, er sprach von kameralistischer Buchführung. Dennoch wollte Hagn seine Erläuterungen nicht ausufern lassen. „Wenn ich das alles in einem 45-minütigen Vortrag darstellen wollte, schliefe der halbe Saal ein, und der Rest liefe davon“, meinte Hagn selbstkritisch.
Ein kleiner Auszug aus Hagns Statistik: Aktuell hat Tegernsee 3.665 Einwohner mit einem Durchschnittsalter von 51,24 Jahren. Tendenz leicht fallend. Zweitwohnsitze seien es 667. Bemerkenswert sei, dass es im Jahr 2008 noch 335 Zweitwohnsitze waren. Seit dem letzten Jahr sei die Zahl ziemlich konstant. „Wir hoffen, dass wir wieder mehr Erstwohnsitze mit Kindern bekommen“, so Hagn.
Die Stadt habe 542 Gewerbebetriebe, deren Steuern der Stadt „stattliche“ 2,7 Millionen Euro eingebracht hätten. Fünf Betriebe davon zahlten jährlich über 100.000 Euro an Gewerbesteuern. „Das ist schön, denn es zeigt, dass der Mittelstand in Tegernsee funktioniert.“
Wenn es den Gewerbetreibenden gut gehe, gehe es auch der Stadt gut. Und der geht es ganz gut, denn die Pro-Kopf-Verschuldung sank von 388 Euro auf 353 Euro. Damit liege Tegernsee erheblich unter dem Landesdurchschnitt mit 703 Euro. „Das ist sehr gut. Dies heißt aber auch“, so Johannes Hagn, „dass wir investieren können.“
Transparenz und schnelles Internet
„Wir schwimmen nicht im Geld, aber wir stehen gut da“, meinte Hagn mit Blick auf das „Firmengeflecht“ der Stadt Tegernsee mit über neun Eigenbetrieben oder Beteiligungen. „Dabei machte das E-Werk mit 2,1 Millionen Euro einen außerordentlich guten Gewinn im vergangenen Jahr. „Zudem wollen wir auch noch einige Investitionen tätigen“, betonte Hagn. Eine davon ist der weitere Breitbandausbau der Tegernseer Erdgasversorgungsgesellschaft, TEG GmbH.
Hier habe Werksleiter Norbert Kruschwitz Weitsicht bewiesen, „da er mit den Erdgasrohren gleichzeitig auch Leerrohre für den Breitbandausbau verlegt hat“, lobte Hagn. Damit sei man nicht von einem Provider, der Kabel Deutschland, abhängig, „denn die Rohre gehören uns und wir können jederzeit wieder wechseln“. Ins Schwärmen geriet Hagn beim Internetausbau, „da haben wir in Tegernsee im Internet bei bis 100 Megabytes eine Rate von 91 Prozent.
Das sei das Verdienst von Kruschwitz. „Respekt, Herr Doktor“, sagte Hagn mit Blick auf das E-Werk, „wir können zufrieden sein.“ Dafür gab es auch Beifall der Zuhörer. Viel zu tun gebe es aber noch im Rathaus. „Wir haben in der Verwaltung niemand, der unsere Homepage hauptamtlich pflegt. Das macht unser armer Kämmerer“, bedauerte Hagn, „wir haben keinen IT‘ler im Haus.“
Dennoch wird das Ratsinformationssystem für die Tegernseer Stadträte im kommenden Jahr eingeführt. Die nächste Stufe sei dann ein Bürgerinformationssystem, auch wenn dies noch etwas dauern werde. „Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, dass wir transparent sein wollen, dass wir unsere Bürger informieren wollen.“ Diesem Vorsatz wurde Johannes Hagn auf seiner ersten Bürgerversammlung gerecht. Das Publikum dankte es ihm.
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