Als der „rossdamische“ Rottacher Thomas Böck 1968 erstmals zum „D’Fuhrleit kemman z’samm“ einlud, war der Ladenschluss an jenem Tag noch kein Thema. Der Rosstag ist aus keinem Terminkalender des Oberlands mehr wegzudenken. Über 200 Rösser, entsprechende Gefährte, Musikkapellen und Trachtengruppe ziehen einmal im Jahr Tausende von Besuchern an. Verständlich, dass auch die Geschäftswelt davon profitieren will.
Doch nicht jeder darf dies. Nur die, die ihren Laden an der Zugstrecke haben. So will es die Verordnung zum Ladenschlussgesetz, die vom Gemeinderat für dieses Jahr neu gefasst werden musste. „Es wird zunehmend schwieriger, überhaupt noch verkaufsoffene Sonntage genehmigt zu bekommen“, stellte Bürgermeister Christian Köck (CSU) fest. Man müsse inzwischen Veranstaltungen mit starkem Besucherinteresse nachweisen.
Nur ein verkaufsoffener Sonntag bleibt
Dies sei heuer nur noch der Rosstag. Mit dem Landratsamt sei abgesprochen, dass den Geschäftsleuten entlang der Zugstrecke auf freiwilliger Basis die Möglichkeit gegeben werde, in der „Kernzeit“ zwischen 12 und 18 Uhr zu öffnen. Mit einbezogen seien auch die Gebiete Ludwig-Thoma-Straße und um den Zentralparkplatz. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums führt die Wegstrecke erstmals über die Sonnenmoosstraße und dann am ehemaligen Gsotthaberhof vorbei.
„Da dort auch 1968 schon der Rosstag stattgefunden hat“, so Köck. Im jetzigen Voitlhof Zum Zotzn werde auch der Hutmacherei Wiesner die Öffnung des Geschäfts ermöglicht. Die Gemeinde müsse nun eine entsprechende Verordnung abweichend zum Ladenschlussgesetz erlassen. „Das können wir guten Gewissens tun“, meinte Köck.
Andere Geschäftstreibende benachteiligt
Da war die Gastronomin Alexandra Wurmser (CSU) anderer Ansicht. Zwar wolle sie zustimmen, weil es sich „nur noch um einen Sonntag“ handeln würde. Dennoch „missfalle“ ihr, dass nicht alle Betriebe aufmachen könnten. „Dies ist ungerecht gegenüber den anderen Gewerbetreibenden“. Man habe dem Landratsamt erklären müssen, erwiderte Geschäftsleiter Gerhard Hofmann, dass es sich um Geschäfte in unmittelbarer Nähe zur Zugstrecke handeln würde.
Laut Hofmann sei dies so weit wie möglich “ausgereizt” worden. „Schade, dass uns dies wieder von oben aufs Auge gedrückt wird“, gab Wurmser nochmals zu bedenken. Denn viele Besucher würden dem Zug nicht folgen, sondern den Nachmittag im Ort verbringen. Ohnehin obliege es den Geschäftsleuten, so Köck, ob sie aufmachen oder nicht. Wurmser wieder: „Schade, dass nicht alle aufmachen dürfen“. Dennoch: Mit der Stimme von Wurmser wurde die Verordnung über den Ladenschluss am Rosstag einhellig akzeptiert.
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