“Verkehrsknoten” gemeinsam lösen

Das Thema Verkehr erhitzt die Gemüter und es betrifft das gesamte Oberland: So traf sich am Donnerstag der Runde Tisch in Holzkirchen zu der Frage, wie dem zunehmenden Verkehr zu begegnen sei. Am Samstag diskutierte dann eine Bürgerinitiative im nahen Waakirchen. Eine Lösung ist nicht in Sicht, aber in einem Punkt sind sich die Initiatoren einig.

Bei einem Runden Tisch soll jetzt auch die große Politik für das Verkehrsproblem Holzkirchens sensibilisiert werden.
Nur gemeinsam mit anderen Gemeinden und Landkreisen kann das Holzkirchner Verkehrsproblem gelöst werden.

Seit Jahren wird in Holzkirchen über die Südumfahrung gestritten. Um bis zu 40 Prozent werde der Verkehr in den kommenden Jahren zunehmen, so die Prognosen. Ob die Südumfahrung kommt und wo sie gebaut wird, das entscheidet sich auch mit dem Bundesverkehrswegeplan. Doch ob Umfahrungen auch die Verkehrsbelastung lösen, ist fraglich.

Um dies zu diskutieren, trafen sich am Donnerstagnachmittag der Tölzer Landrat Josef Niedermaier (FWG) sowie Klaus Thurnhuber (FWG) als Dritter Landrat Miesbachs, viele Bürgermeister und Vertreter der Straßenbaubehörden aus Rosenheim, Weilheim und den beiden Landratsämtern.

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Fazit des runden Tisches: Nur in Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden im Landkreis und den Nachbarlandkreisen wird man das Verkehrsproblem lösen können. Denn wenn man an einem Ort etwas verändert, verschiebe man das Problem oft nur weiter, so Ralf Kauken, der derzeit ein Konzept für Holzkirchen entwickelt. Dabei lassen sich die Ergebnisse des Treffens am vergangenen Donnerstag fast eins zu eins auf die Situation ein paar Kilometer südlich übertragen.

Waakirchen für eine regionale Lösung

Denn auch im nahen Waakirchen macht man sich Gedanken um eine Lösung gegen den befürchteten Verkehrskollaps. Am Samstag traf man sich im dortigen Pfarrheim: „Ich bin für eine Umgehungsstraße und gegen einen Tunnel, der wäre derzeit ohnehin nicht zu finanzieren. Die Klagen der Bürger halte ich für mehr als berechtigt“, sagte einmal der Bayerische Innenminister zur Situation in Waakirchen.

Eine Aussage, die auch heute noch zutrifft. Doch sie stammt bereits aus dem Jahr 1989. Der zuständige Minister hieß damals Edmund Stoiber, als er in der BR-Sendung „Jetzt red i“ mit dem damals schon hohen Verkehrsaufkommen konfrontiert wurde.

26 Jahre sind seitdem vergangen, doch die Probleme blieben, wie Ausschnitte der BR-Produktion im Pfarrheim zeigten. Ist die beste Lösung ein Kreisverkehr am Löwendenkmal oder eine Süd- oder Nordtrasse der Bundesstraße 472 um den Ort? Steht der Bund zur Finanzierung einer Umgehungsstraße, welche Chancen hat der Ort im Bundesverkehrswegeplan 2015, der sich laut Bürgerinitiative auf den „letzten Metern“ befinde.

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Wie kann man die Verkehrsbelastung Waakirchens am besten reduzieren? Die Kommunen müssen sich einig werden.

Bernd Küppers, Sprecher der Initiative, wies wiederholt auf Risiken und Folgen des Nichtstuns hin. „Schwerste Lkw- und Pkw-Unfälle mit Personenschäden und Todesfolgen“. Fehlen würden „Geschwindigkeitsbremsen“. Die B472 und die St2365 seien „überdurchschnittlich“ belastet. 14.000 Fahrzeuge würden sich pro Tag um das Löwendenkmal in Waakirchen bewegen, „also fünf Millionen pro Jahr“, so Küppers.

Nord- oder Südtrasse?

Für 2030 werde eine Steigerung des Verkehrsaufkommens um 40 Prozent prognostiziert. Beim Schwerlastverkehr rechnen Experten sogar mit einer Steigerung um 70 Prozent. Über 1.500 Lastkraftwagen würden dann durch die 5.000-Seelen-Gemeinde donnern. Denn bislang ist die B472 die einzige Ost-West-Verkehrsachse südlich von München. Sie ist von überregionaler Bedeutung, da sie sowohl Wirtschaftsräume als auch die Autobahnen A8 (Salzburg) und A95 (Garmisch) verbindet.

Dies ist auch der Bundesregierung seit vielen Jahren bekannt, doch das Problem von Waakirchen ist hausgemacht: Man kann sich nicht auf eine Trasse der Umfahrung einigen. Auch jetzt nicht, wie die teils erregte Diskussion vor etwa 80 Zuhören im Pfarrheim zeigte. „Schon vor 30 Jahren gab es den Streit Nord- oder Südspange“, gab Bürgermeister Josef Hartl (FWG) zu bedenken:

Die Frage ist immer noch, wenn wir einen Kreisverkehr am Denkmal machen, bekommen wir dann auch eine Umgehungsstraße? Denn wir konkurrieren mit Bad Tölz und Holzkirchen beim Bundesverkehrswegeplan. Da haben wir es schwer. Für uns spricht die Ost-West-Transitachse durch unser Dorf. Die soll ausgebaut werden. Und dafür brauchen wir einen realitätsnahen Vorschlag. Der gelingt aber nur, wenn wir zusammenstehen, ob bei einer Nord- oder Südumfahrung.

Als Rathauschef will Hartl „das Verkehrsaufkommen so nicht mehr hinnehmen“. Wollen wir jeden Tag 20.000 Fahrzeuge am Löwendenkmal? Das sei eine Lawine, die den Ort überrollt.

Landwirt Georg Obermüller prophezeite: “Ortsnahe Umfahrungen sind die Baugebiete von morgen“. Dem entgegnete Rudolf Reber (AGV): „Auch vor über zehn Jahren waren die Diskussionen mit den Landwirten schon schwierig“. Damals wie heute finde man niemand, der einen Grund für eine Trasse hergeben würde. „Auch Holzkirchen will eine Umgehung, die Südtrasse“, so Reber. Wie so viele Kommunen in Bayern.

"Eine Lawine wird uns überrollen", warnte Bürgermeister Josef Hartl vor den Auswirkungen, wenn die Verkehrsfrage nicht gelöst werde.
Der Waakirchner Bürgermeister Josef Hartl will das hohe Verkehrsaufkommen nicht mehr hinnehmen.

Da zu viele Anträge gestellt worden seien, würden auch viele wieder aus dem Bedarfsplan herausfallen. „Nur wenn wir mit Holzkirchen und Bad Tölz eine gemeinsame Lösung finden, können wir diese auch besser durchboxen, als drei verschiedene Planungsvorschläge“. Der Schwerlastverkehr werde nicht über eine Umgehungsstraße bei Holzkirchen nach Bad Tölz fahren, sondern weiterhin durch Waakirchen. Reber: „Die fahren keine Umwege, es geht um Zeit und Sprit. Eine Umgehung von Holzkirchen ist für uns keine Lösung“.

Zu viele Umgehungen im Landkreis?

Wenig Hoffnung machte der SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel, denn die Staatsregierung mache zu vielen Gemeinden im Freistaat Hoffnungen auf eine Ortsumgehung. „Allein im Landkreis Miesbach hat die CSU-Regierung folgende Projekte angemeldet“, so Barthel, „einen Tunnel oder ähnliches in Schliersee, die Westumfahrung von Gmund, die Südspange von Holzkirchen,dazu braucht man noch einen vierspurigen Ausbau der B 318, um den Verkehr von dort wegzubringen. Dann ist bei der B 472 noch die Nordspange von Bad Tölz angemeldet.”

Er halte es für ziemlich gewagt, zu glauben, dass Gmund, Waakirchen und Holzkirchen in den nächsten zehn Jahren alle in die Finanzierung durch den Bund kommen würden. Daher plädiert Barthel für den Ausbau der Ost-West-Achse, da sie nicht an Bedeutung verlieren werde.

Damit würde man auch Holzkirchen etwas helfen können, als umgekehrt dort mit einer Südspange.

Barthel setzt darauf, „dass der Bundesverkehrswegeplan noch einmal bis Ende des Jahres überarbeitet werden soll. Die Prämissen dafür sind vor allem der Kosten-Nutzen-Faktor. Aber auch die klare Linie in einer Gemeinde sei entscheidend, so der Bundestagsabgeordnete, der klar machte: “Wer sich nicht auf eine gemeinsame Lösung verständigt, wird in Berlin nicht zum Zug kommen“.

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