Verkehrswende: Mobility as a Service als Hoffnungsträger

In den vergangenen Jahrzehnten ist das Verkehrssystem immer wieder um- und ausgebaut worden. Neue Straßen wurden gebaut, andere erweitert, dazu weitere Parkflächen angelegt, gleichzeitig sind immer mehr Lärmschutzwände hinzugekommen, die Sicherheitsnormen im Fahrzeugbau wurden verschärft und Emissionsstandards geschaffen. Gebracht hat das nicht viel. Nur noch mehr Staus, Unfallopfer, Lärmbelästigung, Luftverschmutzung und Klimaschäden. Hinzu kommen noch Parkplatzprobleme und hohe Spritpreise, die zusätzlich für ein persönliches Dilemma sorgen. Die Verkehrswende soll jetzt die Umkehr schaffen. Dem Mobilitätskonzept Mobility as a Service (MaaS) kommt dabei eine tragende Rolle zu.

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Stetig steigende Anzahl an Fahrzeugen wirkt als Hemmschuh

Die Zahlen sprechen hier eine deutliche Sprache. Laut dem Bundesumweltamt fühlen sich drei Viertel der Bevölkerung in Deutschland durch Verkehrslärm belästigt oder gestört. Es gab 2022 nach Zahlen der ADAC Staubilanz stockenden Verkehr oder Staus mit einer Gesamtlänge von rund 735.000 Kilometern. Das ist, als wenn man etwa 18,5 Mal die Welt umrundet. Im Durchschnitt summiert sich die Wartezeit im Schnitt auf über 900 Stunden – und das alleine nur auf den über 120 Autobahnen in Deutschland. Stockender oder zunehmender Verkehr und Staus in den Städten sind da noch gar nicht eingerechnet.

Allgemeine Lebensqualität sinkt durch das hohe Verkehrsaufkommen

Aber hier gibt es eh noch ganz andere Probleme durch verkehrsbedingte Abgasemissionen und die Feinstaubbelastung. Zwar sind PKWs und LKWs heute klimafreundlicher unterwegs als in früheren Zeiten, aber es sind auch mehr Fahrzeuge unterwegs. Das bedeutet mehr Verkehr, was die erreichten Verbesserungen im Hinblick auf den Umwelt- und Klimaschutz zu einem großen Teil wieder aufhebt. Beispiel Straßengüterverkehr: Die spezifischen CO2-Emissionen sanken pro LKW im Schnitt um 32 Prozent, durch die stark steigende Anzahl an LKWs auf deutschen Straßen liegen die absoluten CO2-Emissionen aber um 17 Prozent über dem Wert von 1995.

Hinzu kommt die Feinstaubbelastung, die durch Verbrennungsmotoren erzeugt wird. Obwohl die Belastung im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen hat und die aktuellen Grenzwerte in der Regel eingehalten werden, verzeichnen gerade Regionen und Städte mit einem hohen Verkehrsaufkommen immer noch Spitzenwerte der Feinstaubbelastung. Die PM10-Jahresmittelwerte liegen in Deutschland im Mittelwert zwischen 15 und 20 µg/m³. Als Hotspots für die Feinstaubbelastung gelten vor allem Berlin, München, Stuttgart und das Ruhrgebiet.

Mobility as a Service – so funktioniert dieser Ansatz in der Praxis

Das alles zeigt deutlich: Die Reduktion des Verkehrsaufkommens ist längst überfällig. Um Umwelt, Klima und nicht zuletzt auch die eigene Gesundheit zu schützen, müssen neue, nachhaltige Verkehrs- und Mobilitätskonzepte umgesetzt werden. Der Ansatz Mobility as a Service kann sich hierbei als die Triebfeder einer nachhaltigen Mobilität etablieren. Das Schlüsselkonzept hinter diesem Ansatz sieht vor, jeweils bedarfsgerechte, individuell zugeschnittene Mobilitätslösungen und -dienste mit einfachem Zugang für die Endnutzer zu flexible Reisedienstoptionen anzubieten. Dadurch soll zum einen die Transport- und Mobilitätseffizienz angehoben und zum anderen der Bedarf für ein eigenes Fahrzeug verringert werden.

Transport- und Servicelösungen gibt es künftig im Paket gebündelt

Konkret bedeutet das: Die Mobilität wird durch kombinierte und multimodale Services sichergestellt. Je nach individueller Routenplanung nutzen die Menschen den kompletten Verbund an Transportmitteln, wie beispielsweise Busse und Bahnen. Der zusätzliche Clou dabei: Buchung und Abrechnung erfolgen nur über eine einzige Plattform. Der Nutzer muss also nicht wie bisher einzelne Tickets kaufen, Karten aufladen und verschiedene Tarife bezahlen. Das spart Zeit, Nerven und auch Geld.

Zudem wird die Flexibilität und Individualität auf der persönlichen Ebene erhöht. Viele MaaS-Geschäftsmodelle basieren dabei auf einem Abonnementmodell, das mehrere Mobilitätsdienstleistungen in Paketen zusammengefasst bzw. bündelt. Nutzer rufen diese dann über eine digitale Plattform respektive über eine App an. Wählen können sie zwischen einem personalisierten Abonnement über einen gewissen Zeitraum und einem Pay-per-Use-Angebot, bei dem nur die tatsächliche Nutzung in Rechnung gestellt wird.

Mobility as a Service bietet gute Chancen für einen Paradigmenwechsel

MaaS könnte in Zukunft durch die Kombination privater und öffentlicher Transportanbieter auf Basis einer digitalen Anlaufstelle für Buchungen und Zahlungen einen drastischen Paradigmenwechsel in Sachen Mobilität einleiten. Wird das Konzept angenommen, besteht eine gute Chance, das Verkehrsaufkommen tatsächlich zu reduzieren und die jetzt noch aktuellen Probleme rund um Luftverschmutzung, Lärm, Parkplatznot und Co. zu eliminieren oder zumindest deutlich zu verringern.

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