Morgen strahlt das Erste um 20.15 Uhr den Spielfilm „Verliebt in Valerie“ aus. Gedreht wurde der Film im Hotel Überfahrt in Rottach-Egern.
Die Story: Um das Herz des Zimmermädchens Valerie zu erobern, muss der hochintelligente, aber scheue Florian sich auf die Unwägbarkeiten menschlicher Beziehungen einlassen. Was er als Autist einbringen kann – seine Gradlinigkeit und sein Ordnungssinn – ist genau das, was Valerie zuweilen fehlt. Die Regisseurin Claudia Garde im TS-Interview.
Frau Garde, warum hat man sich als Drehort für den Tegernsee entschieden?
Claudia Garde: Es ging uns um einen alpinen Ort, der besonders schön ist, der aber auch deutlich macht, dass er exklusiv ist. Wir haben nach einem 5 Sterne Hotel gesucht, also einem Arbeitsplatz, wo besonders deutlich wird, dass Gäste und Angestellte vollkommen unterschiedliche Leben führen. Abgesehen davon: Ich bin Wahl-Tegernseerin, daher war selbstverständlich der Tegernsee auch meine erste Wahl.
Was war das Besondere am Tegernsee als Kulisse für diesen Film?
Claudia Garde: Natürlich vor allem der See selbst, der so viele unterschiedliche Gesichter hat, die täglich wechseln. Da wir im Winter gedreht haben, hofften wir natürlich auch auf Schnee, der dann prompt kam. Wir haben das Drehbuch dann auch im Laufe seiner Entwicklung an die Örtlichkeiten angepasst.
Warum hat man sich für das Hotel Überfahrt entschieden und in welcher Hinsicht passte dieses Hotel als Kulisse für den Film?
Claudia Garde: Das Hotel Überfahrt hat uns mit offenen Armen empfangen und uns keine Grenzen gesetzt, was die Bespielbarkeit der einzelnen Bereiche angeht. Es liegt direkt am See und hat eigentlich aus jedem Raum heraus eine imposante Kulisse. Die Wirtschaftsbereiche sind eindrucksvoll und ein idealer Drehort. Mit seinem internationalen Stil und seiner imposanten Größe lässt das Hotel den Protagonisten Florian wie eine kleine unsichtbare Nummer in einem großen Apparat wirken.
Welche Rolle spielten die Landschaft und die hier lebenden Menschen für den Film?
Claudia Garde: Klienten und Personal in einem Luxushotel haben eines gemeinsam: Sie sind meist Zugereiste und verbringen nicht allzu viele Jahre an einem Ort. Im Film findet die Hauptfigur Florian mit Henk, der vor Jahrzehnten seine Heimat Österreich verlassen hat, einen väterlichen Freund, der ihn beschützt und fördert.
Anders als in einer großen Stadt findet der Autist Florian hier eine Art von Frieden. Ein Ort wie der Tegernsee und seine Menschen vermitteln Werte wie Tradition und Verlässlichkeit. So etwas braucht jemand wie Florian. So rudert er täglich über den See, zählt dabei seine Ruderschläge, trifft den Fischer und gibt ihm eine kurze Wetterprognose. Er ist als Kauz bekannt, aber wirklich stößt sich niemand an seinem Verhalten.
Erklären Sie kurz, was an der Geschichte von Florian und Valeria besonders berührend ist.
Claudia Garde: Beide sind Außenseiter und das Leben scheint nicht allzu große Überraschungen für sie parat zu haben. Valerie, die eine verheerende private Situation erduldet, nimmt eigentlich zunächst mit einer gewissen Berechnung Florians Dienste in Anspruch. Aber mit der Zeit lernt sie, dass seine rationale Sicht auf die Welt auch gewisse Vorteile hat. Dadurch bekommt sie auch einen anderen Blick auf sich selbst. Autisten gelten in unserer Welt gerne als „Spinner“., dabei sind häufig bei der Beurteilung von Fakten im Vorteil.
Unser Blick wird ständig von Emotionen verwischt. Übrigens heißt das nicht, dass Autisten nicht fühlen können, nur dass bei ihnen zunächst die Fakten im Vordergrund stehen. Gefühle können im Gegenteil auch sehr ungebremst und unvermittelt aus ihnen herausbrechen, da sie nicht selten die Handlungen anderer falsch verstehen. Das alles beginnt Valerie zu begreifen und es verschafft ihr die Möglichkeit, neue Wege im Leben zu gehen.
Wie haben Sie und die Schauspieler sich darauf vorbereitet, einen autistischen Menschen authentisch in einem Film darzustellen?
Claudia Garde: Es gibt viele Ausprägungen von Autismus. Das kann soweit gehen, dass die Menschen gar nicht im Alltag zurecht kommen. Uns war wichtig, ein Maß zu definieren, das die Menschen nicht verstört, sondern den Blick der Zuschauer für diese Persönlichkeit öffnet. Seitdem ich an diesem Film gearbeitet habe und mich mit dem Thema Autismus vertraut gemacht habe, hatte ich plötzlich das Gefühl, dass es deutlich mehr autistische Menschen gibt, als man glaubt. Der Schauspieler des Protagonisten hat den Autisten in seiner Darstellung in seinen ganzen Körper einfließen lassen. Sprache, Bewegung und Gesten sind sehr eigen.
Was bleibt Ihnen von den Dreharbeiten besonders in Erinnerung?
Claudia Garde: Wir waren mehrere Monate am Tegernsee, für mich eine Art First-Class Klassenfahrt. Wir haben mehr Stunden als bei anderen Drehs miteinander verbracht, weil wir alle an einem Ort untergebracht waren. Dazu gab es überall nette Menschen, die uns mit offenen Armen empfangen haben. Und am Abend gabs dann immer ein Tegernsser Helles, besser geht’s doch wohl kaum.
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