Verliehen und verkauft – Wie es ist, unter wechselnden Investoren zu arbeiten

„Bin gleich da. Nur noch ein kurzes Telefongespräch“, ruft Vesna Cumurdzic aus ihrem Büro im Foyer des Hotel Margarethenhof. Nur wenige Minuten hat sie Zeit für ein Gespräch. Momentan hat sie fast keine Gelegenheit zum Durchatmen.

Kräftezehrend ist der jetzige Zustand offenbar für alle Beteiligten. Das Ringen rund um den Steinberg hat begonnen.

Schönes Fleckchen Erde, magischer Ort oder gar verflucht? Der Margarethenhof am Steinberg in Marienstein.
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Als Cumurdzic vor 10 Jahren hier ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau begann, ahnte sie nicht, wie sich die Situation auf dem Steinberg einmal entwickeln sollte. Die Deutsche Bank AG war damals ihr Arbeitgeber.

Zur Gesamtanlage gehören der Golfplatz Margarethenhof nebst Restaurant und einem Hotel mit 39 Appartements. Eine Anlage, die sich laut Expertenmeinung nicht tragen kann. Denn Golfen ist ein Saisonsport. „Im Winter ist hier oben fast nichts los“, weiß die Tölzerin. Denn nur um das Restaurant zu besuchen, fährt hier kaum einer hoch. Die meisten Gäste sind Golfer.

An die vierzig Menschen sind beschäftigt, vom Greenkeeper auf dem Platz, bis zum Zimmermädchen, Koch und Kellner. Viele davon Saisonbeschäftigte, die von April bis November hier arbeiten.

Cumurdzic ist inzwischen Assistentin der Direktion und eine der wenige, die hier das ganze Jahr über arbeiten. Vor einiger Zeit hat sie sich für die Rezeption entschieden. Das Arbeiten am Menschen ist es, was ihr gefällt. Dass die Menschen – die das Hotel leiten – so oft wechseln, taugt ihr da weniger. Und sie spricht im Namen aller Angestellten.

Ein Eigentümerwechsel nach dem anderen – Stabilität sieht anders aus

„Wie geht es weiter?“ Mit dieser Unsicherheit mussten die Beschäftigten nach jedem Eigentümerwechsel fertig werden. Ständig wechselnde Chefs inklusive immer neuer Anforderungen und Vorstellungen. „Auch unserem Image hat das geschadet“, behauptet die 30-Jährige. Und einen Gast zurückzugewinnen, sei harte Arbeit.

Vesna Cumurdzic

Die Deutsche Bank hatte das Golfhotel relativ lange inne. „Ungefähr bis 2008“, meint Cumurdzic sich zu erinnern. Dann wurde das Areal an die Schörghuber-Unternehmensgruppe verkauft.

Milliardär und Kunstmäzen Stefan Schörghuber war es, der sich das Hotel zu seinem bestehenden Firmen-Konglomerat sicherte.

Ende 2008 dann die Nachricht, die vieles verändert hat: Mit 47 Jahren verstarb der Unternehmer. Für die Angestellten des Margarethenhofs eine ebenso traurige wie unheilvolle Nachricht.

Das Bangen um einen erneuten Investorenwechsel sollte wieder beginnen.

Im Jahr 2009 ging die Anlage dann in den Besitz einer Investorengruppe um den Münchner Geschäftsmann Christian Behr über. Von der Umgestaltung des Hotels bis hin zur Errichtung von Eigentumswohnungen oder Ferienwohnungen reichten die Planungen. Umgesetzt wurde davon nichts. Behr, selbst begeisterter Golfer, aber mit offenbar weniger Geschick als Hotelier, entschied sich bald dazu, das Objekt wieder abzustoßen.

„Wenn das Vorhaben nicht gebaut werden darf, dann wird es eng für den Margarethenhof“

Doch die GAT (Golf am Tegernsee GmbH & Co. Grundstücksverwaltungs KG) war offenbar nicht so einfach zu verkaufen. Es sei zwar in eine wunderschöne Landschaft eingebettet. Aber im jetzigen Zustand nur eingeschränkt wirtschaftlich nutztbar. „Wir haben keine Schlechtwetteralternative“, weiß Cumurdzic. Der kleine Wellnessbereich – ohne Schwimmbad – reicht den Gästen nicht. „Wenns regnet, kann man hier oben nichts machen.“

Cumurdzic setzt große Hoffnungen auf ihren neuen Chef. Christian Harisch will 50 Millionen investieren. 150 Arbeitsplätze schaffen. Die Nachricht, dass der Weg für die Rettung frei ist, hatte schnell die Runde gemacht. „Es war eine so große Anspannung. Dieses Hin und Her über Jahre hinweg“, sagt sie. Ein Hoffnungsschimmer am Horizont und „sehr erleichternd für alle.“

Bis sich die Widerstände gegen die Baupläne formiert hatten, sah alles gut aus. Die neuen Chefs punkteten durch Professionalität, gelungene Marketingansätze und Investitionen. Eine Million sind in den vergangenen Monaten bereits investiert worden: In den Umbau der Zimmer, eine neue Terrasse sowie Möbel und andere Ausstattung.

„Für uns ist das eine riesige Chance“, verabschiedet sich die Angestellte. Vor dem 6. November hat sie großen Bammel. Dann entscheiden die Waakirchner Bürger über die Umsetzung des geplanten Gesundheitshotels. „Wenn das Vorhaben nicht gebaut werden darf, dann wird es den Margarethenhof nicht mehr lange geben“, ist sich Vesna Cumurdzic sicher.

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