Laut Rottachs stellvertretender Bürgermeisterin Gabriele Schultes-Jaskolla haben die Talbewohner allerdings keine Vorschläge eingereicht. Die Koordinatorin Stephanie Stiller widerspricht.
Das Leader-Programm ist ein Förderprogramm der EU. Es soll ländliche Regionen auf dem Weg einer selbstbestimmten Entwicklung unterstützen. Dabei kann der Bürger mit eigenen Projekten selbst die Initiative ergreifen, um seine Region voranzubringen. Das Programm selbst läuft von 2014 bis 2020. In dieser Zeit können Projekte bei den geförderten Regionen eingereicht werden.
Landkreis winken Fördermittel in Millionenhöhe
Der Kreisentwicklungs-Verein Miesbach entscheidet darüber, wer gefördert wird und wer nicht. Den Vorsitz hat Michael Pelzer, der ehemalige Bürgermeister Weyarns. Die Standort-Marketing Gesellschaft (SMG) übernimmt indes die Organisation und Umsetzung des Programms und somit das LEADER-Management.
Zur Realisierung der Projekte stellen jeweils zur Hälfte die EU und die Kommune selbst Fördermittel zur Verfügung. Am 28. November wird die SMG ihre Lokale Entwicklungsstrategie (LES) beim Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zur Bewerbung als neue Leader-Region abgeben.
Bis vor Kurzem konnten die Bürger ihre Projekte zur Aufnahme in die Strategie abgeben. Sollte die Region tatsächlich in das Programm aufgenommen werden, so würden dem Landkreis Miesbach dadurch 1,3 Millionen Euro aus dem „Fördertopf“ zur Verfügung stehen.
Projekte einreichen – von der Idee bis zur Umsetzung
Um sein Projekt realisieren zu können, sind vorerst ein paar Hürden zu nehmen. Am Anfang steht die Projektidee. Diese muss den vorgegebenen Förderrichtlinien und den Zielen der Entwicklungsstrategie des Landkreises entsprechen. Die SMG hat die Strategie, die Agenda 2020, mit der sie sich bei der Ausschreibung um das Leader-Verfahren bewirbt, auf ihrer Website veröffentlicht. Dort sind alle Ziele und Handlungsfelder festgehalten.
Das Spektrum reicht von Land- und Forstwirtschaft über Natur und Umwelt, Kultur und Soziales, Gesundheit und Freizeit bis hin zu Tourismus, Wirtschaft und Bildung, Energie, Familie und Region. Um sein Projekt einzureichen, muss zunächst ein Projektbogen ausgefüllt werden.
Mangelnde Initiative im Tegernseer Tal?
„Bürger gestalten ihre Heimat“, so lautet das Motto von Leader. Der bürgerorientierte Ansatz gehört deutlich zu den Kernelementen des Programms. Das Engagement der Bürger ist gefragt. Sie erarbeiten die Konzepte und reichen die Projekte ein, die ihnen wichtig und hilfreich erscheinen. Doch an genau diesem Element soll es, laut Rottach-Egerns dritter Bürgermeisterin Gabrielle Schultes-Jaskolla, im Tal hapern.
„Aus dem Tegernseer Tal selbst wurden bisher keine Projekte gestellt – andere Gemeinden sind da weitaus aktiver“, so Jaskolla. Sie glaubt, dass die Talbewohner zu wenig über das Projekt und die damit verbundenen Chancen wissen. „Es wäre von Nutzen, wenn da mehr passieren würde – natürlich ist so etwas mit einem großen Aufwand verbunden.“
SMG widerspricht
Die Leader-Koordinatorin Stephanie Stiller kann Jaskollas Aussage hingegen nicht bestätigen.
Es wurden Projekte aus dem Tegernseer Tal eingereicht. Sie waren lediglich noch nicht genügend ausgereift, um angenommen zu werden.
Auch bei der Information der Bürger habe die SMG ihr Bestes gegeben. Man habe mit der Presse kommuniziert und auch die Bürgermeister wussten Bescheid. „Jeder hatte die Möglichkeit, zu den Informationsveranstaltungen im Landkreis zu gehen“, betont Stiller.
Insgesamt gebe es landkreisweit eine bunte Mischung an Ideen. Rund 100 Projektideen wurden eingereicht, doch nur 16 davon waren ausgereift genug, um als Startprojekte in die Agenda 2020 aufgenommen zu werden. Dabei bleibt das Tegernseer Tal nicht gänzlich unbeteiligt: In fünf Startprojekte ist auch das Tal involviert. Es geht zum Beispiel um eine Plattform für ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe zur Unterstützung Bedürftiger aus der Region.
„Die Bürger können von Anfang an mitwirken.“ Stiller nennt die intensive Bürgerbeteiligung als Hauptvorteil des Programms. Bürger hätten so die Möglichkeit, mit der Gemeinde zusammenzuarbeiten und ihre eigenen Ideen zu realisieren.
Doch hat unsere Region tatsächlich Ausblick auf einen Leader-Status? Stiller ist überzeugt: „Unsere Chancen stehen gut.“ Wird Miesbach Leader-Region, so können noch bis 2020 Projekte eingereicht werden. Bis dahin hätten also auch die Talbewohner noch die Chance, ihre eigenen Projektideen weiterzuentwickeln.
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