Verpeilte Promis nerven Holzer Bauern

Konnte man in früheren Zeiten bei Wiesseer Gemeinderatssitzungen beruhigt wegdämmern und wurde ab und an vom zänkischen Streit diverser Mitglieder geweckt, gefällt sich das neue Gremium in trauter Eintracht – zuweilen kommen unfreiwillig komische Highlights, meist leider erst zum Ende der Sitzung hin. Diesmal ging es um kotende Köter.

Bleibt die Ausnahme: ein Maibaum auf dem Wiesseer Lindenplatz.

Wiessees Bürgermeister Robert Kühn führt die Sitzungen mit dem Charme und der Professionalität eines Bingo-Moderators (“Die Sieben, wer hat die Sieben? Nein, Klaudia und Kurt, das ist eine Sechs!”) in einem Seniorenheim. Headset, kleine Witze hier und da, schicker Dress und immer alles unter Kontrolle. Für langatmige Ausführungen von Räten mit Redebedarf ist kein Platz. Erholsam.

War das Thema “Altbürgermeister” noch vor Jahren ein echter Aufreger, wurden nun für Kühns Vorgänger ohne Gegenstimme diese Ehrung zuteil. Sowohl Herbert Fischhaber, der die Gemeinde 20 Jahre führte, als auch Peter Höß können sich in Zukunft mit diesem Titel ansprechen lassen. Ingrid Versen bekam für ihre 30-jährige Teilnahme an Gemeinderatssitzungen eine Ehrenmedaille.

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Platz für Maibaum gefunden

Im nächsten Jahr wird, so Covid 19 es will, auf dem Zentralparkplatz bei der Post der Maibaum aufgestellt. Damit endet das elende Pachtgezänk mit einem heimischen Bauern, und das Trumm steht ab 2021 zentral auf Gemeindegrund. CSU-Gemeinderat Erlacher und Vorsitzender des örtlichen Trachtenvereins, erinnerte noch einmal daran, dass es beim Aufstellen weniger um die Nähe zu Wirtschaften und um ein Touristen-Event handelt, sondern dass es ein langer Brauch seit dem 13. Jahrhundert sei, um den Frühling zu begrüßen.

Einzig sein Fraktionskollege Kurt Sareiter hätte gern den Baum am Lindenplatz gesehen und wollte dazu auch gerne die Bundesstraße sperren lassen. Mit zwei Gegenstimmen wurde der Maibaum-Ortswechsel vom Gremium abgenickt. Ein Antrag der SPD zu einer verbesserten Gestaltung des neuen Jod Schwefelbads wurde vom Rat wie auch der Verwaltung wohlwollend aufgenommen. Die Grünen im Rat forderten eine verstärkte Überwachung des Parkraums. Hier sei zu viel Wildwuchs, und nur mit einer konsequenten Kontrolle sei dem Herr zu werden. Wieder Zustimmung im Gremium.

Wut-Alois macht sich Luft

Bevor man aber vor lauter Eintracht wegdämmerte, konnte Landwirt und CSU Ratsherr Alois Fichtner mit einer bestechend authentischen Wutrede gegen kotende Köter die Aufmerksamkeit der Zuschauerschaft erlangen. Seine Wiesen in Holz seien regelmäßig von freilaufenden Hunden heimgesucht, die wiederum dort ihren “Mist” hinterlassen. “Das sind Lebensmittel, auf die die “sch…“, ärgerte sich Fichtner und bekam allgemeines Zustimmungsgemurmel.

Pfuideifi – eines von vier Motiven einer Kampagne gegen Hundekot / Quelle: www.hundekot-macht-krank.de

Selbst Wiesseer Bürgerinnen seien unter den haltlosen Hundehaltern. Es fiel der Name einer bekannten Schauspielerin aus dem Sonntagskrimi-Milieu. Fichtner wünschte sich Schilder gegen diesen Unrat, also den Hinterlassenschaften, nicht gegen die Darstellerin. Gmund habe es mit eindrücklichen Bildern vorgemacht. Die wolle er auch haben. Der Bürgermeister stimmte zu, die Verwaltung wolle sich darum umgehend kümmern. Der Wut folgte ein ökologischer Vorschlag des Grünen von Miller, der Papier statt Plastikbeutel forderte.

In nahezu rekordverdächtiger Zeit war kurz darauf die öffentliche Sitzung vorbei. Zur zweiten Halbzeit des DFB-Spiels dürften einige Räte es noch geschafft haben. Kann so bleiben.

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