Sie stand schwarz auf weiß als Tagesordnungspunkt für den Ortsplanungsausschusses für heute: Die Bauvoranfrage zum Abbruch des Hotels und Restaurants Carrera und Neubau eines Mehrfamilienhauses in der Karl-Theodor-Straße 2a. Antragstellerin war die Max Bachmair am See KG. Demnach gab es offenbar Überlegungen der Eigentümerin, Karin Rauh-Bachmair, das etwa 50 Jahre alte Haus abzureißen und mit einer Nutzungsänderung dort Eigentumswohnungen entstehen zu lassen. Doch heute die überraschende Wende: Der Tagesordnungspunkt wurde abgesetzt. Irgendwie muss man in dem Hoteliersbetrieb aneinander vorbei geredet haben.
Denn auf Anfrage war der Haus- und Hofarchitekt der Familie Rauh-Bachmair, Fritz A. Mayer, völlig überrascht, als ihn die Tegernseer Stimme mit dem Tagesordnungspunkt konfrontierte. Mayer wusste auch nicht, dass Karin Rauh-Bachmair bereits vor vier Wochen den Pachtvertrag mit der Wirts- und Hoteliersfamilie Denisa & Ottavio Carrera verlängert hatte. Im Gespräch mit der TS sagte Mayer:
Frau Rauh als Erbin des Hotels Carrera hat das Problem, dass ihr verstorbener Mann zu Lebzeiten dem Pächter den Vertrag gekündigt hat. Aus diesem Grund geht dessen Pacht, wenn ich richtig informiert bin, Ende April zu Ende. Dann zieht der aus.
Mayer beharrte auch darauf, keine Bauvoranfrage gestellt zu haben, sondern lediglich nur eine Bauanfrage. Zu der sollte die Gemeinde nun Stellung nehmen und nicht das Landratsamt, das zu einer Bauvoranfrage gehört werden müsse. Falsch sei auch die Max Bachmair am See KG als Antragstellerin. „Ich habe in Absprache mit Frau Rauh die Bauanfrage gestellt“, behauptet Mayer.
Er wollte damit feststellen lassen, was auf diesem Grundstück als Ersatz für das Hotel gemacht werden könnte. „Ob und wann sich daraus etwas entwickelt, kann ich nicht sagen. Es kann auch sein, dass Frau Rauh sagt, wir bringen zunächst einmal den Brandschutz in Ordnung, weil es da brandschutztechnisch hapert, ebenso der Zustand von Bädern und Zimmern. Dafür aber brauche ich keine Zustimmung der Gemeinde“.
Mayer: „Mit Frau Rauh die Bauanfrage abgestimmt“
„Wenn der Pachtvertrag für das Hotel um eineinhalb Jahre verlängert wurde, dann habe ich in den Wind geblasen. Mein Wissenstand ist ein anderer“, verdeutlicht Mayer. Mit Frau Rauh habe er vor etwa sechs Wochen die Bauanfrage bei der Gemeinde abgestimmt. Er sei von ihr gefragt worden, was man tun könne. „Als ich mir dann das Haus als Architekt ansah, musste ich feststellen, dass es vorne, hinten, oben und unten fehlt. Nicht einmal eine Investition von einer Million Euro wird reichen, dass das Hotel den heutigen Ansprüchen genügt. Damit taucht die Wirtschaftlichkeit des Objektes auf“, so Mayer.
Im derzeitigen Zustand könne eine Familie das Hotel vielleicht kostendeckend betreiben. „Aber bei Umbaukosten von über einer Million Euro für 13 Zimmern könne man keinen Hotelbetrieb kostendeckend aufrecht erhalten, da Frau Rauh dann auch eine höhere Pacht verlangen müsste. Dann wird der Pächter schnell sagen, wo soll ich das hernehmen“, rechnet Mayer vor.
Auch beim Brandschutz sieht Mayer großen Nachholbedarf: „Das Haus herzurichten dürfte schwierig werden, denn für den Brandschutz gibt es als Frist das nächste Jahr. Bis dahin müssen alle heutigen Brandschutzauflagen erfüllt sein. Für das Hotel Carrera wäre dies ein Aufwand von bis zu 40.000 Euro. Ob man sich dessen im Haus Bachmair bewusst ist, weiß ich nicht“, erklärt Mayer, der von sich sagt, er berate die Familie Rauh in sämtlichen baulichen Angelegenheiten.
Im Moment laufe eine Ausschreibung zu den Brandschutzauflagen für sämtliche vier Betriebe der Familie Bachmair. Neben dem Hotel selbst seien es die Hotels Alpina, Carrera und die Post in Kreuth. Ab Oktober soll damit dann in den einzelnen Betrieben begonnen werden.
Wiedervorlage wegen Abriss?
Der Brandschutz war noch nicht vorrangig das Thema, als die Immobilie 1967 von Walter Franzen erworben wurde. Nach dem Umbau eröffnete es ein Jahr später als Hotel Franzen. „In den folgenden Jahren vergrößerte ich das Restaurant. Der bauliche Zustand von heute wurde 1976 geschaffen. Im Jahr 2001 kaufte es dann die Familie Bachmair-Rauh“, erzählt der 75-jährige Franzen, der das Hotel 33 Jahre führte. „Wir haben jedes Jahr immer wieder in das Haus investiert, um es auf den neuesten Stand zu halten. Es war in einem einwandfreien Zustand, als wir es übergeben haben“.
Die derzeitige Eigentümerin Karin Rauh-Bachmair wird demnächst zumindest in den Brandschutz investieren müssen. Damit aber erscheint das Hotel noch nicht in einem besseren Licht, wie selbst Mayer und viele Gäste in ihren Bewertungen urteilen. Es ist wohl abzusehen, dass mit Auslaufen des Pachtvertrages im Herbst 2017 das Thema erneut in den Gemeinderat von Rottach-Egern kommt. Dann ist man sich vielleicht bei der Max Baichmair am See KG einig, was man wirklich will.
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