Katholisch oder evangelisch? Hauptsache gemeinsam!

„Gerade hier am Tegernsee ist doch alles so konservativ und katholisch geprägt“, sagt der evangelische Pfarrer Martin Weber. Zugleich stellt Weber die Frage in den Raum: „Wie könne es dann sein, dass es hier einen ökumenischen Kirchbauverein der Gemeinden Tegernsee, Rottach-Egern und Kreuth gibt?“

Der deutschlandweit erste Zusammenschluß dieser Art ist eine kleine Sensation. So sieht es zumindest der Vorsitzende und Tegernsees ehemaliger Bürgermeister Claus Cnyrim.

Gerhard Kainz Vorsitzender der katholischen Pfarrgemeinde Tegernsee, Monsignore Walter Waldschütz, Claus Cnyrim und Dr. Martin Weber vor der Christuskirche in Tegernsee.
Von links: Gerhard Kainz, Vorsitzender der katholischen Pfarrgemeinde Tegernsee, Monsignore Walter Waldschütz, Claus Cnyrim und Dr. Martin Weber vor der Christuskirche in Tegernsee.

Der Anfang dieses Jahres mit der Eintragung im Vereinsregister amtlich gewordene Zusammenschluss zum ökumenischen Verein ging dabei vom Pfarrer Weber aus. Und Monsignore Walter Waldschütz spricht ganz offen darüber, dass ihm Weber die Hand gereicht hätte. „Noch dazu geht es hierbei um finanzielle Dinge und da hört bekanntlich sogar die beste Freundschaft auf“, so der Dekan. Trotz oder gerade wegen dieser Bedenken haben sich die beiden Kirchengemeinden zu einem gemeinsamen Weg entschlossen und wollen damit ein zukunftsweisendes Zeichen setzen.

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Konfirmation in katholischer Kirche – alles ist bei uns möglich

Für den katholischen Pfarrer ist der Zusammenschluß auch eine Bestätigung dafür, dass man am Tegernsee „nicht nur über Ökumene spricht, sondern diese auch tatsächlich lebt“. So halten die beiden Pfarrer schon seit einiger Zeit gemeinsame Segnungen und regelmäßige Gottesdienste ab. Selbst ihre Kirchen in Tegernsee, Rottach-Egern und Kreuth würden die Katholiken den Evangelen für eine Konfirmation zur Verfügung stellen. Sollte es in den eigenen Platzprobleme geben.

Seinen Ursprung hatte der ökumenische Verein dabei aus dem evangelischen Kirchbauverein, der ausschließlich zur Instandsetzung der eigenen Kirchen gegründet wurde. Dieser wurde im Jahr 2010 aus der Taufe gehoben. „Wobei sich die rund 250 Mitglieder und auch die Vorstandschaft bereits damals aus beiden Glaubensrichtungen zusammensetzten“, wie der alte und neue Vorsitzende Claus Cnyrim betont.

Vor zwei Jahren ging es vor allem darum die kostenintensiven Sanierungsarbeiten an der Auferstehungskirche in Rottach-Egern und der Christuskirche in Tegernsee zu stemmen. Der Eigenanteil der insgesamt rund 800.000 Euro teuren Instandsetzungen belief sich dabei auf etwa 250.000 Euro. „Aus den eigenen Rücklagen hätten wir dies kaum bezahlen können“, betont Pfarrer Weber.

Dekan Walter Waltschütz (l.) und Pfarrer Dr. Martin Weber beim ökumenischen Gottesdienst zur Wiedereröffnung der Auferstehungskirche in Rottach-Egern.
Dekan Walter Waltschütz (l.) und Pfarrer Dr. Martin Weber beim ökumenischen Gottesdienst zur Wiedereröffnung der Auferstehungskirche in Rottach-Egern.

Die Sanierung an der Kirche in Rottach ist seit Ende letzten Jahres abgeschlossen. Die Arbeiten am Dach der Christuskirche in Tegernsee stehen kurz vor der Vollendung. „Wir haben unser Finanzierungsziel also erreicht“, vermeldet Cnyrim sichtlich stolz.

Aber den Verein jetzt einfach auflösen, wollte man dann auch nicht. „Die Idee der Umfirmierung zu einem ökumenischen Kirchbauverein war damit geboren“, so Cnyrim weiter. Von allen Seiten her bekam man im Anschluss grünes Licht.

Neues Projekt: Bausubstanz der Filialkirche St. Quirin

Selbst ein neues Kirchensanierungsprojekt hat der Verein bereits gefunden. So hat sich der Kirchbauverein dazu entschieden die Bausubstanz der katholischen Filialkirche St. Quirin in St. Quirin zu erneuern. „Wir haben dort große Probleme mit der Feuchtigkeit in den Außenwänden“, so Waldschütz, der die Gesamtkosten für die anstehende Instandhaltung auf rund eine halbe Million Euro schätzt.

„Ohne die finanzielle Unterstützung des Vereins hätte die sie kaum mehr eine Chance“, bringt Waldschütz den Zustand der derzeit für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Kirche auf den Punkt.

Ein weiteres Ziel sei es dann auch, dass die kleine Wallfahrtskirche am Ortseingang von Tegernsee wieder mit Leben gefüllt werde. Eine erste Vorortbesichtigung mit dem zuständigen Baureferat sei hier für nächste Woche geplant. Und von Seiten des Erzbistums hat der Pfarrverband auch schon eine Zusage zur finanziellen Unterstützung erhalten.

Dass zuerst eine katholische Kirche als neues Projekt des ökumenischen Kirchenbauvereins angegangen wird, und die Idee wiederum von der evangelischen Seite ausgegangen ist, zeige laut Waldschütz wiederum, dass es schon heute ein “sehr gutes Fundament” gibt, auf dem man auch zukünftig aufbauen kann. “Eben eine funktionierende Ökumene”, wie Weber ergänzt.

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