„Vier Millionen Euro reichen nicht“

Noch gibt es weder einen Beschluss des Wiesseer Gemeinderates, noch eine Ausschreibung. Damit verzögert sich der Neubau für das geplante Badehaus nicht nur. Er wird auch erheblich teurer, wie Bürgermeister Peter Höß detailliert vorrechnet.

Ein Entwurf von Matteo Thun für das neue Badehaus in Bad Wiessee. Das Datum dürfte obsolet sein.
Ein Entwurf von Matteo Thun für das neue Badehaus in Bad Wiessee. Das Datum dürfte obsolet sein.

Sein Stellvertreter Robert Huber (SPD) bezeichnete die Anfrage der Tegernseer Stimme noch als „staatsanwaltliche Befragung“ und verweigerte die Auskunft. Für Wiessees Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) ist es mit den gleichen Fragen ein ganz normales Gespräch, quasi Alltag zwischen Journalisten und Politikern.

Dabei geht es um nichts weniger als die Zukunft des Badehauses – für Bad Wiessee als Heilbad ein eminent wichtiger Neubau. Höß muss einräumen, dass die im Haushalt für dieses Jahr eingestellte Zahl von vier Millionen Euro ein rein fiktiver Betrag ist. Die Kosten seien geschätzt und dann in den Haushaltsplan eingestellt worden, „ohne dass man irgendetwas Konkretes gehabt hat. Für dieses Jahr reichen die vier Millionen allemal, so viel werden wir bis Jahresende bei weitem nicht verbrauchen“.

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Probebohrungen zeigen Probleme

Doch es werde weitere Kosten geben, wie Höß einräumt. Denn so ein Badehaus sei nicht das Übliche. Es seien nicht nur eine entsprechende Frischwasserversorgung einzuplanen, sondern auch eigene Leitungen für das Heilwasser. „Damit entsteht ein doppeltes Leitungsnetz, verbunden mit einem hohen Aufwand“. Zudem habe man bei Probebohrungen festgestellt, dass erst in etwa 20 Meter Tiefe fester Untergrund vorhanden sei.

Dies löst schon enorme Kosten für die Gründung des Badehauses aus. Trotz allem bewegt sich dies noch in einem vertretbaren Rahmen.

Klarstellen möchte Höß, dass es noch keine Ausschreibung gebe. Denn die Planung sei nochmals überarbeitet worden, da es Verschiebungen zu den Praxis- und Therapieräumen gab. „Dies wurde notwendig, um die Abläufe zu optimieren“, so Höß. “Wünsche der Krankenkassen führten zunächst zu einem höheren Raumbedarf. Doch um die Kosten im Rahmen zu halten, kam man wieder auf die ursprünglichen Entwürfe zurück. Erst wenn diese Änderungen erfolgt sind, wird die Kostenberechnung durch das Münchner Architekturbüro Hirner und Riehl erstellt“, erklärt der Rathaus-Chef.

Die Adrianus-Quelle / Archivbild
Ein Archivbild der Adrianus-Quelle.

Diese detaillierte Kostenberechnung will Höß noch Ende Juli dem Gemeinderat vorlegen. Weitere Kosten würden sich auch durch die Einhausung der Adrianus-Quelle ergeben, deren Pumpenkopf deutlich sichtbar freisteht. „Diese Quelle existiert seit 1978, als es noch keinen Winterbetrieb gab“, erklärt Höß die Kostensteigerung.

Den Winter-Betrieb der Anlage habe man erst wieder seit einigen Jahren. Da das Heilwasser nicht direkt aus dem Boden in die Wannen fließe, brauche es eine Zwischenlagerung. Dafür müssten neue Tanks geplant werden, um es in die Anwendungen weiterleiten zu können.

Auch die eingehauste Wilhemina-Quelle sei nicht frostsicher. Doch um „bestimmten Gefahren vorzubeugen“, mache es Sinn, sie frostsicher zu gestalten. „Zudem müssen wir bedenken, dass auf dem Areal mit den künftigen Gebäuden der Sports Medicine Excellence Group schöne Bauten entstehen“, da passe die alte Brettereinhausung der Wilhemina-Quelle nicht so gut ins Bild.

Wiessee vertraut auf staatliche Förderung

Damit durch die Verzögerung mit dem Neubau des Badehauses keine Lücke im Badebetrieb entsteht, ist eine Interimslösung im Gespräch, auf die die TS schon im Mai hinwies.

Für maximal ein Jahr könnte das Obergeschoß des Badeparks für die Anwendungen genutzt werden. Derzeit würden dort die Räume leer stehen, in denen sechs Wannenräume provisorisch installiert werden könnten, war aus dem Gemeinderat zu erfahren.

Höß bestätigt nun diese Gedankenspiele, über die aber der Gemeinderat erst noch abstimmen müsse. Das Provisorium hänge davon ab, wie groß der Zeitraum zwischen Abriss des alten Jodbades und die Inbetriebnahme des Badehauses sein wird. „Dafür müssen wir erst noch ein paar Parameter kennen“, sagt Höß. Die von der TS genannten Kosten von etwa 150.000 Euro würden zutreffen, doch sie seien noch ohne Mehrwertsteuer.

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Im 1. Stock des Badeparks könnte ein provisorisches Badehaus entstehen.

Für das millionenschwere Projekt winkt der Gemeinde zudem auch eine staatliche Förderung. Doch den Antrag dazu könne er erst einreichen, so Höß, „wenn der Gemeinderat den Plan mit der genauen Kostenberechnung abgesegnet hat. Erst mit konkreten Zahlen besteht eine Chance, eine Förderung zu bekommen. Bis es soweit ist, müssen noch sehr viele Hürden genommen werden“.

“Das bleibt ein Zuschussgeschäft”

Eine davon wäre ein sogenanntes Interessenbekundungsverfahren. Damit müsse zunächst geprüft werden, ob nicht auch ein privater Investor Interesse am Badehaus habe. Doch daran glaubt Höß nicht, „da wir als Gemeinde seit etwa dem Jahr 2000 jedes Jahr einige hunderttausend Euro Defizit mit dem Jodbad machen. Ich gehe davon aus, dass wir dieses Defizit mit dem neuen Badehaus deutlich reduzieren können“.

Schwarze Zahlen seien aber noch in weiter Ferne. Höß macht dafür die Gesundheitsreform Ende der 90er Jahre verantwortlich. Bis dahin hätte man 150.000 Anwendungen verbucht, jetzt seien es nur 16.000 Bäder pro Jahr. Als sportliches Ziel nennt Höß bei Inbetriebnahme des Badehauses eine Verdreifachung der Anwendungen. „Doch es wird auf längere Sicht noch ein Zuschussbetrieb bleiben“.

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