Tegernsee nimmt 143.000 Euro pro Jahr ein

Ergänzung vom 26. Juni / 10:25 Uhr
Automaten, wohin das Auge reicht. Das ist der Eindruck, den man als Bürger in Tegernsee haben kann. Daher gestaltet sich die Suche nach dauerhaften und kostenlosen Parkplätzen meist schwierig bis fast unmöglich.

Doch die Strategie der Stadt scheint aufzugehen. Die Kasse des Kämmerers klingelt, und man konnte 2011 rund 143.000 Euro “erwirtschaften”. Andererseits hat Tegernsee diese Einnahme auch wieder investiert.

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Die Ausgaben für die Pflege der Parkplätze überstiegen im vergangenen Jahr sogar die Einnahmen. Laut Bettina Koch aus dem Bauamt der Stadt hat man 146.000 Euro dafür in die Hand genommen. Inklusive 20.000 Euro, die für drei neue Automaten ausgegeben wurden.

Mehr Ausnahmeregelungen als “Normaltarife”

Insgesamt gliedert sich das Stadtgebiet in zehn Parkplatzbereiche. Dazu kommen noch Parkplätze vor dem Schlosskeller und dem Schlossplatz, die zum Herzoglichen Haus gehören.

Alle Bereiche haben eines gemein: Die erste halbe Stunde ist kostenlos, jede weitere halbe Stunde kostet 50 Cent. Wobei in der Adelhofstraße und entlang der Hauptstraße zwischen Rosenstraße und Prinz-Karl-Allee ein Euro pro Stunde bezahlt werden muss. Eine Halbstundentaktung ist nicht existent.

Abgesehen davon gibt es weitere – gefühlt unzählige – Sonderregelungen. Denn eigentlich ist die Parkhöchstdauer in ganz Tegernsee auf zweieinhalb Stunden reglementiert. Tagestickets sind im Übrigen grundsätzlich nicht vorgesehen. Möglich ist dies aber an den Parkplätzen am Bahnhof, an der Point und am Zentralparkplatz und am Schlossplatz.

Maximal eineinhalb Stunden darf das Auto in der Bahnhofstraße vor der Hausnummer 38 abgestellt werden. Außer es ist Sonntag. Dann darf man unbegrenzt parken. So ist es auch in der Rosenstraße und am Zentralparkplatz. Bis zu drei Stunden beträgt die Höchstparkdauer vor dem Sommerkeller.

Ach ja. Vergessen Sie das mit der einheitlich kostenfreien ersten halben Stunde gleich wieder. Am Schlossplatz und am Sommerkeller darf das Auto eine Stunde gebührenfrei abgestellt werden. Auch hier ist es erlaubt, einen ganzen Tag zu parken.

Wer soll da noch durchblicken?

Es stellt sich sicherlich nicht nur uns die Frage: “Wer soll da am Ende noch durchblicken?” Aber sei es, wie es ist. Ein Geschäft macht die Stadt mit der Parkraumbewirschaftung nicht. Wenngleich jeder Bürger grundsätzlich nicht so begeistert sein dürfte, Parkplatzgebühren entrichten zu müssen. Über eine Einheitsregel in Tegernsee, oder am besten rund um den See, würde er sich allemal freuen.

Ursprünglicher Artikel vom 18. Juni mit der Überschrift: “Vier von fünf Tal-Gemeinden kassieren”
Sein Auto in einer der Tal-Gemeinden zu parken, ist so eine Sache. An vielen Parkplätzen sind Gebühren fällig. Das gilt nicht nur vor Geschäften – auch an Wanderparkplätzen wird zum Teil zur Kasse gebeten.

Die sogenannte Parkraumbewirtschaftung hat sich mittlerweile als beliebtes Einnahmeinstrument rund um den Tegernsee etabliert. Zur Freude der Kämmerer, denen das Geld aus den Parkautomaten quasi nur so entgegensprudelt. So nahm Rottach-Egern im vergangenen Jahr 126.000 Euro ein und konnte damit den Haushalt ein wenig entlasten.

Kreuth auf dem Weg zu flächendeckenden Parkgebühren

Auf Parkgebühren zu verzichten, kommt am Tegernsee scheinbar kaum mehr infrage. Gmund sieht das anders und verlangt weiterhin auf dem kompletten Gemeindegebiet keine Parkgebühren. Der Gemeinderat stimmte Mitte April 2006 gegen die Einführung von Parkplatzgebühren. Eine neuerliche Initiative gäbe es laut Geschäftsleiter Alfons Besel derzeit nicht. Darüber dürften sich vor allem die vielen Pendler freuen, die vor dem Gmunder Bahnhof ihr Fahrzeug abstellen können, ohne etwas dafür zahlen zu müssen.

Der Pendlerparkplatz am Gmunder Bahnhof.

Wie Gmund hat auch Kreuth es lange Zeit gehandhabt. Im April dieses Jahres konnte der Gemeinderat aber dem Ruf des Geldes nicht mehr widerstehen und beschloss mit knapper Mehrheit in drei Stufen, alle 30 Parkplätze auf Gemeindegebiet mit Gebühren zu belegen. Dieses Jahr sollen zunächst die sechs größten und vermutlich ertragreichsten Wanderparkplätze (Ross- und Buchstein, Bayerwald, Klamm Ost und West, Wildbad Kreuth, Riedler Stuben sowie Batznhäusl) mit Automaten versehen werden.

Dabei wird auch künftig das Parken in der ersten halben Stunde kostenlos bleiben. Umsonst parkt man auch abends und wenn man, wie Touristen, im Besitz einer Gästecard ist. Wer sein Auto bis zu einer Stunde abstellt, zahlt künftig einen Euro. Bis zu drei Stunden kosten zwei Euro. Und für einen kompletten Tag werden drei Euro fällig.

Die Einführung verwundert umso mehr, da Kreuths Bürgermeister Josef Bierschneider (CSU) im November 2011 uns gegenüber noch betonte, dass man derzeit nicht beabsichtige, an irgendeinem Parkplatz eine verpflichtende Gebühr einzuführen. „Wir werden auch weiterhin nur um freiwillige Gebühren werben“, so Bierschneider damals wörtlich.

Rottach erwirtschaftet jährlich 126.000 Euro

Etwas anders als in Kreuth gestalten sich die Parkgebühren in Rottach-Egern. Kostenfrei ist auch hier die erste halbe Stunde. „Dies ist Mitte 2011 nachträglich eingeführt worden“, erinnert sich Verkehrsreferatsleiter Michael Diegner. Jede weitere halbe Stunde kostet 50 Cent. Die Höchstparkdauer ist allerdings auf vier Stunden beschränkt. Außer man stellt sein Auto auf dem Zentralparkplatz ab. Hier kann für fünf Euro ein Tagesticket erworben werden.

Zu den bewirtschafteten Parkplätzen zählen neben dem Zentralparkplatz auch der an der Kuranlage, am Seeforum, in der Seestraße, an der nördlichen Hauptstraße und am Maibaum. Weitere kostenpflichtige Parkzonen – vor allem an Wanderparkplätzen – möchte Rottach im Gegensatz zu den anderen Talgemeinden laut Aussage des Zweiten Bürgermeisters Hermann Ulbricht nicht erschließen.

Wanderparkplatzautomaten spalten Wiesseer Gemeinderat

Dass sich mit Parkgebühren leicht Geld verdienen lässt, hat man in Bad Wiessee längst begriffen. 15 Automaten gibt es dort mittlerweile. Dabei gliedert sich das Gemeindegebiet in zwei Zonen. Einmal innerorts, wo sieben Parkplätze bewirtschaftet werden. Dazu zählen die Hirschbergstraße, die Adrian-Stoop-Straße und der Zentralparkplatz, der Prinzenruhparkplatz, der Dourdanplatz, der Kuramtparkplatz und Freibadparkplatz. Hier konnten im Jahr 2011 insgesamt 65.238 Euro eingenommen werden. Tagespreis: fünf Euro.

Dazu kommen die beiden Wanderparkplätze im Söllbachtal und am Sonnenbichl, die seit Oktober vergangenen Jahres mit insgesamt sechs Automaten ausgerüstet wurden. Kostenpunkt für ein Tagesticket: vier Euro.

Rund 60.000 Euro jährliche Mehreinnahmen bringen die Automaten laut den Berechnungen von Klaus Schuschke. Damit überzeugte der für die Verkehrsüberwachung in Bad Wiessee verantwortlich Schuschke im Jahr 2011 den Gemeinderat. „Ich denke, wir können den Mountainbikern, Wanderern und Tagesgästen aus München und Umgebung, die unsere Wege benutzen, Parkgebühren zumuten“, meinte damals Bürgermeister Peter Höß. Aufgrund der jüngsten Entwicklungen geht Schuschke gar von bis zu 100.000 Euro aus.

Nicht nur an den Wanderparkplätzen verlangt Wiessee Gebühren. Auch an vielen anderen Parkplätzen, wie hier vor der Tourist-Information, werden Parkende zur Kasse gebeten.
Nicht nur an den Wanderparkplätzen verlangt Wiessee Gebühren. Auch an vielen anderen Parkplätzen, wie hier vor der Tourist-Information, werden Parkende zur Kasse gebeten.

Nicht bedacht hatte man in den Kalkulationen für die Wanderparkplätze allerdings den öffentlichen Aufschrei. Immer wieder beschwerten sich Wanderer, was letztlich dazu führte, dass Teile der CSU-Fraktion im Gemeinderat eine Demontage der Parkautomaten forderten. Alois Feichtner sprach gar von “Wettbewerbsverzerrung”, sollten die anderen Tal-Gemeinden nicht nachziehen. Mit ein Grund, diese zu behalten, war laut Peter Höß neben den Einnahmen auch, dass zumindest Kreuth in Sachen Gebühren für Wanderparkplätze nachzog.

Tegernsee: Automaten, wohin man auch blickt

In Tegernsee ist es gar schon so weit, dass es beinahe unmöglich ist, einen kostenlosen Parkplatz zu finden. Überall stehen Automaten. Ob Bahnhof, Rosenstraße, Bräustüberl oder am Hornanwesen. Um nur einmal ein paar wenige der bewirtschafteten Ecken in der Stadt zu nennen.

Interessant ist allerdings, dass beispielsweise in der Rosenstraße bei einer maximalen Parkdauer von zweieinhalb Stunden eine halbe Stunde umsonst geparkt werden kann. An anderen Stellen im Zentrum sind es – mit Parkscheibe – bis zu zwei Stunden, die kostenlos genutzt werden dürfen. Die Strafe bei einer Überschreitung des Zeitfensters bleibt allerdings die gleiche: 15 Euro kostet das teure „Ticket“.

Wie viel in Tegernsee durch die Parkraumbewirtschaftung in die Kassen gespült wird, will man uns trotz mehrfacher Anfrage allerdings nicht verraten. Wenig dürfte der Posten jedoch nicht ausmachen. Vielleicht ist das ja der Grund, warum das Tegernseer Rathaus den Betrag nicht öffentlich kommunizieren möchte.

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