Von Visionen und Parkhaus-Varianten

“Der Steg vor dem Rathaus oder unsere Seesauna – alles Projekte, die erfolgreich ausgegangen sind, obwohl uns andere davon abgeraten haben. Wir müssen uns einfach davor hüten, allzu gutachtergläubig zu sein. Wir haben Visionen, und langfristig werden wir auch Recht behalten”, so Peter Janssen auf der gestrigen Stadtratssitzung.

Der Tegernseer Bürgermeister wollte eigentlich keine Grundsatzdebatte für oder gegen ein Parkhaus nördlich des Alpbachs. Doch am Ende wurde es eine. Mal wieder.

Das ehemalige Hornanwesen soll zukünftig Platz bieten für ein Parkhaus mit 113 Stellplätzen

Eigentlich sollte es unter Tagesordnungspunkt 7 “nur” um die Art und Größe des zukünftigen Parkhauses gehen. Dabei standen mehrere Varianten zur Auswahl. Und es wurde schnell klar, welche bei der Mehrzahl der Stadträte am besten ankommt:

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113 Stellplätze, überdacht, 2,87 Millionen Euro Baukosten und damit 25.300 Euro pro Stellplatz. So die Koordinaten der Variante D, bei der die Zu- und Ausfahrt über die Hauptstraße funktionieren soll. Gleichzeitig wird es einen Zugang für Fußgänger vonseiten der Rosenstraße geben. Die Auffahrt im Inneren soll einspurig mithilfe einer Ampelschaltung vonstatten gehen.

Das Gebäude wird dreigeschossig gebaut. Damit ist es etwas niedriger als die umliegende Bebauung. Für einen leichteren Zugang verzichtet man auf eine Schranke im vorderen, öffentlichen Bereich des Parkhauses, der insgesamt 50 Stellplätze für Kurzparker beherbergen soll.

Langfristige Ziele, massive Bedenken

So weit die Fakten. Doch die waren in der gestrigen Diskussion zweitrangig. Es ging um die wirtschaftliche Zukunft des Bereichs nördlich des Alpbachs und um Visionen, wie nicht nur Janssen in seinem Plädoyer klarmachte.

Auch der Zweite Bürgermeister Anton Staudacher mahnte die anwesenden Stadträte zum Vordenken. “Wir sollten vorausschauend denken und handeln. Und damit eine Planung vorantreiben, die jetzt schon die Zukunft mit einbezieht. Ansonsten stehen wir im Falle des Falles ohne Parkhaus da.”

Damit sprach Staudacher auch auf den immer noch unklaren Bedarf des ehemaligen Hotel Guggemos an. Laut neuem Bebauungsplan dürfen dort zukünftig bis zu 60 Zimmer entstehen. Damit würde das Gebäude, falls sich ein Investor findet, eines der größten Hotels in Tegernsee. Zwar soll unter dem Areal eine Tiefgarage entstehen. Doch das Hotel würde laut Manuela Brandl bei 60 Zimmern auch 60 Parkplätze brauchen. Und die seien alleine durch die Tiefgarage nicht abgedeckt.

Das Parkhaus würde genau gegenüber dem ehemalige Hotel Guggemos errichtet werden

Für Heino von Hammerstein ist das Parkhaus, auch ohne Guggemos und ohne echte Bedarfsanalyse, ein Muss. In der letzten Woche standen auf seinem Parkplatz, den er auf dem Hornanwesen besitzt, dreimal fremde Autos. Für den in Tegernsee praktizierenden Anwalt ein eindeutiges Zeichen: Der Bedarf sei da.

Damit läutete Hammerstein eine Runde gegensätzlicher Argumente aufseiten von Gegnern und Befürwortern des Parkhauses ein. Die einen, allen voran die Fraktion der Freien Wähler, positionierte sich, wie schon die letzten zwei Jahre, eindeutig gegen eine “Millionen-Lösung mit Endzeitcharakter”.

Für Andreas Obermüller bedeutet das Parkhaus den Wegfall von “50 sympathischen Parkplätzen” sowie Kosten in Höhe von 50.000 Euro pro neuen Parkplatz, der dort zukünftig entstehen könnte. Laut Obermüllers Rechnung läge alleine der kalkulatorische Ansatz für die Stadt pro Stellplatz und pro Monat bei 150 Euro. “Eine Wirtschaftlichkeit kann es nicht geben.”

“Das soll es ja auch gar nicht”, so die Antwort des Bürgermeisters. Das Parkhaus sei vielmehr als Wirtschafts- und Tourismusförderung gedacht. Der TTT gebe man ja auch viel Geld, um Touristen nach Tegernsee zu locken.

Die Logik des Faktischen

Manuela Brandl sieht so oder so nur einen Weg – nach vorne. Als Grund nennt die Stadträtin der Bürger Liste die bisherigen Kosten in Höhe von 171.000 Euro für Abriss und Planung. “Es ist schon so viel Geld ausgegeben worden. Wir können gar nicht anders, als mit einer Variante weiterzumachen.”

Plan der Variante "D"

Eine Logik, der Christine Laprell nicht folgen wollte. Der Stadtrat habe doch gar keinen zeitlichen Drang eine übereilte Entscheidung zu treffen, so die CSU-Politikerin. “Unser Ziel war es, die schwierige geschäftliche Situation in der Hauptstraße zu verbessern. Wie das mit dem Parkhaus zusammenhängt ist für mich immer noch unklar.”

Von dem Vorschlag Laprells, die Pläne erst einmal in die Schublade zu legen, hielten die meisten der Stadträte allerdings nichts. Mit 9 zu 5 Stimmen beschloss man mit der Variante D weiterzuarbeiten.

Die TKV soll nun als Betreiber ein Finanzierungskonzept inklusive Wirtschaftlichkeitsbetrachtung erarbeiten. Darüber hinaus wird ein Bebauungsplanentwurf in Auftrag gegeben und im Sommer werden die freien Stellplätze im Tegernseer Zentrum an einem stark frequentierten Samstag gezählt.

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