Dessen 70. Geburtstag im Alpengasthof „Glück auf“ in Hausham kostete 55.300 Euro. Zudem sei es auch kein Kundenevent wie bei Kreidls Feier gewesen, heißt es aus Sparkassen-Kreisen. Trotzdem zeigte sich das Institut spendabel und übernahm die gesamten Kosten. Für Färber nichts, was aus dem Rahmen lief: „Es war keine große Sause”, so der FWG-Politiker, „sondern ein Abendempfang mit einem Glas Sekt und einem Abendessen, wie es bei einer solchen Feier völlig üblich ist.“
Arnfried Färber ist einer der obersten Repräsentanten der Freien Wähler im Landkreis Miesbach. Zusammen mit seiner Aufgabe als erster Stellvertreter von Landrat Jakob Kreidl und seinem immensen Netzwerk kommt dem 73-Jährigen damit eine nicht unwichtige Rolle in der Politik des Landkreises zu. Doch nun steht Färber ebenfalls in der Kritik, und das nicht nur wegen seiner eigenen, relativ kostspieligen Feier.
Auch beim 60. Geburtstag von Jakob Kreidl soll er in entscheidender Position die Fäden gezogen haben. Weil er, als Verwaltungsrat der Kreissparkasse, und der ehemalige Vorsitzende, Georg Bromme, die Party ihres Landrats im August 2012 organisiert hatten, hätten beide auch die Verantwortung für die ausufernden Kosten zu tragen. „Es fehlte ihnen jegliches Gespür fürs Angemessene“, so die Aussage eines Insiders aus der Sparkasse.
Kreidl weist Schuld von sich
Bromme, bis Ende März 2012 Vorstandschef der Kreissparkasse, rechtfertigt sich, die Feier habe knapp sechs Monate nach seinem Ausscheiden stattgefunden. Erst danach seien Details wie Einladungsliste oder der Kostenplan festgezurrt worden. Nach Brommes Lesart bleiben damit sein Nachfolger Martin Mihalovits und eben auch Arnfried Färber als alleinige Schuldige für die Kostenexplosion zurück.
Eine Sichtweise, die der unter massivem Beschuss stehende Jakob Kreidl bekräftigt. In seiner gestrigen E-Mail an die CSU-Mitglieder erklärt er zu den 118.000 Euro, die seine eigene Geburtstagsfeier gekostet hat:
Ich persönlich war zwar der Anlass der Feierlichkeiten, aber nicht der Verursacher der immensen Kosten.
Die Verantwortlichen seien laut Kreidl somit die beiden Ausrichter, darunter „der Vorstandsvorsitzende Dr. Martin Mihalovits und der stellvertretende Landrat Arnfried Färber.“
Dabei verschlang bereits Färbers 70. Geburtstag im Jahr 2010 rund 55.300 Euro und liegt damit im aktuellen Ranking der bayerischen Landräte und Oberbürgermeister nach Kreidl auf dem zweiten Platz. Ihm folgt Münchens Oberbürgermeister Christian Ude mit gut 30.000 Euro für einen runden Geburtstag.
Fehlende Sensibilität
Arnfried Färber war 27 Jahre lang Rathaus-Chef in Hausham und schied 2008 aus dem Amt. Umgehend bekam er ein neues Amt, das des Vize-Landrats. Gleichzeitig wurde er damit auch Verwaltungsrat der Kreissparkasse. Somit kam er in den Genuss einer nicht unerheblichen Aufwandsentschädigung. 2012 belief sich der Gesamtbetrag für die neun Verwaltungsräte auf 187.000 Euro. Rein rechnerisch erhielt somit jeder Rat etwa 20.000 Euro. Für etwa drei bis vier Sitzungen pro Jahr sei dies ein üppiges Salär, urteilen Kritiker.
Trotz dieser Apanage musste Färber keinen Cent zu seinem Geburtstag im Jahr 2010 beisteuern. Die 55.300 Euro übernahm allein die Sparkasse. Etwas mehr Fingerspitzengefühl und Sensibilität beim Umgang mit öffentlichen Geldern hätten etliche Getreue des Juristen schon erwartet. Immerhin war er Staatsanwalt in München und Richter am Amtsgericht in Miesbach. Jetzt ist Färber Rechtsanwalt in einer Kanzlei in Agatharied.
Vor drei Jahren ernannte man ihn zum Ehrenbürger von Hausham, als Anerkennung für seine Verdienste um die Gemeinde und sein Engagement für zahlreiche Vereine. Entsprechend gestaltete sich Färbers runder Geburtstag, zu dem die Kreissparkasse 150 Gäste eingeladen hatte. „Hinzu kamen die Gebirgsschützen, Gardemädchen der Faschingsgesellschaft Crachia, ebenso wie Trachtler des Trachtenvereins Agatharied und der Schlierachtaler aus Hausham“, teilt Färber auf Anfrage mit. „Dabei waren auch die Musikschule Schlierach-Leitzachtal, dessen Förderverein ich vorsitze. Die „Ärzteband“ des Krankenhauses Agatharied spielte, in dessen Freundeskreis ich von Anfang an im Vorstand vertreten bin. Diese Mitwirkenden wurden nicht nach deren Auftritt einfach wieder weggeschickt“, versichert der Freie Wähler-Repräsentant.
Ein neuer Boden für 15.000 Euro
In der Auflistung der Kreissparkasse werden die Gesamtkosten folgendermaßen aufgeführt: Druckkosten 2.600 Euro, Essen und Getränke 10.400 Euro, Nutzung Räume 5.200 Euro und Dekoration mit 15.230 Euro. Mit der Steuer von 21.000 Euro musste die Sparkasse insgesamt 55.300 Euro bezahlen. Warum er auch als Verwaltungsratsmitglied nicht rechtzeitig die Notbremse gezogen hat, fragt die TS bei Färber nach:
Dieser Betrag war mir bis vor kurzem nicht bekannt. Ich konnte also nicht die Notbremse ziehen.
Hinzu komme, dass die Kreissparkasse den Saal mit Blumenschmuck ausstatten ließ. Speziell der Bühnenboden, so Färber weiter, sei in einem ziemlich ramponierten Zustand gewesen. „Da aber die Elferratssitzungen der Crachia bevorstanden, sollten diese Maßnahmen am Fußboden der Gemeinde Hausham zugute kommen. Die Kosten dafür beliefen sich auf mehr als 15.000 Euro.“
Aus Sparkassen-Kreisen ist zu hören, dass die Feier von Färber keinen „Kundenbindungscharakter“ gehabt habe, wie die von Jakob Kreidl. Zu den genauen Gründen der Kostenübernahme befragt, will sich das Bankinstitut allerdings nicht offiziell äußern und verweist im Rahmen ihrer Absage mit Bezug zum Fall Kreidl darauf, „dass das Thema wahlkampfpolitisch verwendet und die Sparkasse hier instrumentalisiert wird.“
So oder so, zukünftig soll es laut Sparkassenchef Martin Mihalovits diese Art von Partys nicht mehr geben. Bleibt die Frage, warum man erst jetzt darauf kommt. Und warum bis zuletzt die Sensibilität bei Volksvertretern wie Kreidl und Färber fehlte. Denn andere Kommunalpolitiker in vergleichbaren Positionen gebärden sich nicht wie kleine Könige. Nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks hatte beispielsweise der Kulmbacher Landrat zu seinem 50. Geburtstag etwa 1.200 Gäste auf eigene Kosten eingeladen.
Ebenfalls spendabel zeigte sich Landshuts Landrat, der für seinen 60. Geburtstag 25.000 Euro aus der eigenen Tasche springen ließ. Und Landrat Georg Grabner aus dem Berchtesgadener Land, den die Tegernseer Stimme bereits im September 2012 zur Verhältnismäßigkeit von Kreidls Geburtstagsfeier befragt hatte, empfing laut eigener Aussage 349 Gäste. Die Gesamtkosten beliefen sich dabei auf 6.324,76 Euro. Grabner trug als Eigenanteil ein Drittel der Kosten und dazu noch „Kaffee und Kuchen“. Es geht also auch anders, wenn der Wille da ist, nicht auf Kosten anderer zu feiern.
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