Der Berg rief und über 1.000 Wanderer kamen. Einen solchen Almauftrieb erlebten Pächter des Tegernseer Berggasthofs Neureuth wohl noch nie. Auch die Feuerwehr hatte gestern alle Hände voll zu tun. Sie geleitete den Besucherstrom vom Tegernseer Bahnhof hinauf zum Neureuth-Parkplatz. Von dort ging es dann gemeinsam steil bergan auf 1.260 Meter Höhe. Selbst die BOB sprang an diesem Tag über ihren Schatten, um die Massen zu bewältigen: Sie setzte einen Sonderzug ab dem Münchner Ostbahnhof ein.
Neureuth sticht Auer-Alm aus
Einmal jährlich animiert der Münchner Privatsender seine Hörer zum gemeinsamen Wandern. Im vergangenen Jahr waren es etwa 200 Personen, die sich zur Auer-Alm über Bad Wiessee aufmachten. Teilweise lag Mitte Oktober schon Schnee am Wegesrand. Gestern waren die Bedingungen optimal: Spätsommerliche Temperaturen herrschten, als die Moderatoren des Hitradios, „Herold und die bezaubernde Jenna“, ihre unzähligen Gäste hoch über dem Tegernsee begrüßten.
Für die Wirtsleute war dies eine Herausforderung. „Wir haben für 550 Gäste bestuhlt. Alles, was hier oben eben ist, war zugestellt“, fasste Thomas Gigl den „Wahnsinns-Tag“ zusammen, „wir waren permanent voll.“ Auch in der Wiese hätten die Wanderer gesessen. Um die Massen zu bewältigen, hatte man zusätzlich noch zwei Durchlaufkühler für Getränke, eine Grillstation und einen Selbstbedienungsbereich aufgestellt. „Es war eine Superstimmung“, findet Gigl.
Zwei Musiker, „da Rocka und da Waitler“, sorgten mit bayerischer Stimmungsmusik bei den Gästen für gute Laune. Sie gingen auf der Terrasse von Tisch zu Tisch und heizten den Wanderern musikalisch so richtig ein, schwärmte Wirt Gigl noch Stunden später: „Es war einfach gigantisch. Die Moderatoren von Charivari verteilten unentwegt Autogrammkarten. Ich wusste gar nicht, dass die so berühmt sind.“
Der Privatsender hatte vor Monaten die Wirtsleute der Neureuth wegen des Wandertags angesprochen, weil sich Charivari etwas „deutlich größeres als die Auer-Alm gewünscht hatte“, erzählte Thomas Gigl. Wichtig sei den Veranstaltern gewesen, dass die Leute zu Fuß die 500 Höhenmeter raufgehen müssen und sie an „diesem Wandertag ein Erfolgserlebnis haben“, so Gigl weiter. „Wir haben immer darauf hingewiesen, dass die Wanderer bitte nicht mit dem Auto kommen sollen. Die BOB hat die Leute dann hergekarrt“, weiß der Neureuth-Wirt.
Sonderzug war überfüllt
Doch auch der Sonderzug ab Ostbahnhof sei überfüllt gewesen, berichteten Zugreisende. „Es war zwar heute sicher kein gemütlicher und besinnlicher Bergausflug auf die Neureuth, trotzdem war es ein Erlebnis“, ist sich Gigl sicher.
Recht geben ihm zumindest die Blogs bei Facebook von Radio Charivari. Sie reichen von: „Es war wunderbar, geradezu grandios! Tollstes Wetter und nette Mitwanderer“, bis zu: „Es war wundervoll: Berge, Tegernsee, nette Leute, eine schöne gemütliche Strecke und ein herrlicher Ausklang am Berggasthof“.
So mancher Touristiker im Tal wird über eine solche Werbeveranstaltung für den Tegernsee froh sein, denn sie kostete die TTT nichts und war dennoch effektiv. Und die BOB könnte daraus die Lehren ziehen, dass es offenbar doch möglich ist, Sonderzüge an Wochenenden einzusetzen, wenn die Münchner in Scharen ins Tegernseer Tal wollen. Vielleicht ließe sich so mancher Stau rund um den See auf diese Weise verringern? Einen Versuch wäre es wert, denn am „Wahnsinns-Wandertag“ hat es auch funktioniert.
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