Jäger, Sammler, Fischer gibt es bereits seit dem Paläolithikum, seit der Altsteinzeit, die vor etwa 2,4 Millionen Jahren in Afrika begann. Das Jagen ist heute heftig umstritten, das Fischen in heimischen Gewässern wie auch weltweit stark reglementiert, nur das Sammeln führt ein unauffälliges stilles Dasein in unserer Gesellschaft.
Der Sammlerleidenschaft sind keine Grenzen gesetzt. Von Kunst, Steinen und Mineralien über Autos bis hin zu Überraschungseiern reicht das Spektrum alles Sammelbaren. Briefmarken natürlich inklusive und diese Sammelleidenschaft gehört zu den einträglicheren, so jedenfalls dachte ich als ich die Fotoalben meines schon längst verstorbenen Stiefgroßvaters bei einer Frühjahrsaufräumaktion fand.
Alte Marken befanden sich unter den zackigen Sammlerstücken, darunter Marken in Dreieckformat und Marken aus einem Land, das es gar nicht mehr gibt, der DDR. Ich dachte an die blaue und rote Mauritius, die Gouverneur Sir William Gomm am 21. September 1847 herausgab, um mit England gleichzuziehen. Dort wurden die ersten Briefmarken im Jahre 1840 in Umlauf gebracht.
210.000 Euro für eine Marke!?
Ich erinnerte mich an eine Summe, die ich kürzlich im Zusammenhang mit der Versteigerung einer roten Mauritius gehört hatte: 210.000 Euro gab es für eine solche Marke im Jahre 2009. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein wertvolles Prachtexemplar „made in GDR“ sich in der Sammlung meines Stiefgroßvaters befand, musste groß sein, dachte ich und suchte per Internet Philatelisten, die das wissen konnten.
Ich wurde fündig und fuhr nach Bad Wiessee zu einem Briefmarken-Experten, der seine Dienste anbot. Ich legte dem schon betagteren Herren die beiden dicken Alben vor. Er blätterte sie durch, ohne sonderliches Interesse erkennen zu lassen und teilte mir mit, dass die Marken, obwohl seltene Stücke darunter, nichts mehr wert seien. Nichts mehr wert? Wie dies zu verstehen sei, wollte ich wissen und dachte daran, dass seltene Briefmarken von denen es nur noch wenige gibt, nicht im Wert fallen können, wie etwa Börsenkurse fallen oder die Währung einbricht.
Von der blauen Mauritius gibt es weltweit noch zwölf Exemplare, darunter vier ungebrauchte. An der Anzahl der Marken ändere sich nichts, aber die Anzahl der Sammler dezimiere sich. Kurz, das Sammeln von Briefmarken war insbesondere die Leidenschaft einer Generation, die nun in die Jahre kommt und langsam ausstirbt. Keine Nachfrage nach den wenigen Marken aus längst vergangenen Zeiten, lautete seine Erklärung.
Nun gut. Wer sollte im Zeitalter von digitaler Kommunikation und postalischer Versendung von bestenfalls Rechnungen noch Briefmarken sammeln? Ich weiß nicht, wie ich darauf kam, aber ich dachte daran auch schon lange keine roten Nelken mehr gesehen zu haben – waren das nicht mal Mainelken und als solche Symbole? Nur für was nochmal?
Eine Welt ohne Tomaten
Demnächst wird wohl ein ähnliches Schicksal Tomaten ereilen, denn laut einem Bericht auf sueddeutsche.de soll ein dänisch-amerikanisches Forscherteam herausgefunden haben, dass Tomaten Tier und Mensch extrem aggressiv machen und für alle Aggression dieser Welt verantwortlich sind.
Eine Welt ohne Briefmarken und Briefmarkensammlung ist vorstellbar, eine Welt ohne Tomaten, dass heißt italienische Küche ohne Tomaten, ist es definitiv nicht. Und so ist zu hoffen, dass sich wenigstens diese Nachricht – in Umlauf gebracht am Sonntag, den 1. April – als Aprilscherz entpuppt.
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