Das „Hexenhaus“ am Berg

Zum prägenden Bild des Tegernseer Tals gehören nicht nur der See, sondern auch die noch verbliebenen alten Bau-Denkmäler. Hinter den dicken Wänden verstecken sich oftmals interessante Geschichten. Dieses Mal empfing uns der ehemalige Schulleiter des Tegernseer Gymnasiums, Hans-Herbert Perlinger, in „seinem Hexenhäuschen“.

Dieses Foto entstand noch vor 1935. Heute hängt es umrahmt im Eingangsbereich bei Familie Perlinger.
Dieses Foto entstand noch vor 1935. Heute hängt es gerahmt im Eingangsbereich bei Familie Perlinger.

Hoch am Hang gelegen, gleicht das stattliche Anwesen in der Schwaighofstraße in Tegernsee einem kleinen Schloss. Doch in dem schmucken Haus wohnte einst kein Graf oder Herzog, sondern eine bekannte deutsche Schriftstellerin. Hans-Herbert Perlinger, der 36 Jahre lang das Gymnasium in Tegernsee leitete, wohnt hingegen heute in dem Anwesen und kennt die Geschichte des Hauses gut.

Hedwig Courths-Mahler war zu ihren Lebzeiten für ihre Liebesromane bekannt. Doch vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde sie von den Nationalsozialisten verfolgt. Weil sie das Tegernseer Tal schon von der Sommerfrische aus ihrer Kindheit kannte, zog Courths-Mahler 1935 von Berlin in ihren Mutterhof nach Tegernsee. 15 Jahre später starb sie schließlich in ihrem Haus.

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Anwesen in Besitz der Gemeinde

Nach ihrem Tod ging das Anwesen auf dem schätzungsweise 2.000 Quadratmeter großen Grundstück an die Stadt Tegernsee über. „Frau Courths-Mahler wollte das so. Sie hat ihr Haus der Stadt vermacht“, erinnert sich Perlinger. 1975 habe Tegernsee dann die ersten Umbaumaßnahmen durchführen lassen.

„In diesem riesigen Haus hat man Teilwände hochgezogen. Dadurch sind aus dem großen Haus fünf Wohnungen und eine Hausmeisterwohnung im Keller entstanden“, erklärt der ehemalige Schuldirektor. Ein Jahr später zog dann Familie Perlinger im Erdgeschoss ein. Der heute 74-Jährige erinnert sich noch gut:

Meine Frau war damals von dem Haus nicht so wirklich begeistert. Sie nannte es immer ein Hexenhaus.

Das lag vor allem an dem Nadelwald, der früher bis dicht ans Haus reichte. Bei einem Sturm vor einigen Jahren stürzte ein Baum beinahe auf das Gebäude. Daraufhin habe die Stadt die umliegenden Tannen roden lassen, erzählt Perlinger.

Hans-Herbert Perlinger kann sich keinen schöneren Platz als hier inmitten der Natur vorstellen
Hans-Herbert Perlinger kann sich keinen schöneren Platz als hier inmitten der Natur vorstellen.

Das „ehemalige Hexenhäuschen“ wurde im Jahr 1870 gebaut. Perlinger bedauert, dass das Anwesen mittlerweile sehr in die Jahre gekommen ist. Seitdem er hier lebe, habe die Stadt Tegernsee bisher nur einmal die Fenster saniert. „Damals hat man in allen Fenstern einen Schallschutz eingebaut“, erklärt er. Aber die Balkone und die Fassade würden bald mal wieder einen neuen Anstrich vertragen.

Doch beklagen will er sich nicht. Weder er, noch seine Frau würden jemals freiwillig aus ihrer Wohnung in dem einsam gelegenen Haus ausziehen. Der ehemalige Schuldirektor ist nicht nur ehrenamtlich als Vorsitzender des Altertums-Gauvereins tätig, sondern auch noch sportlich aktiv. „Ich gehe gerne wandern und Skifahren. Hier bin ich mitten in der Natur.“

Von der Veranda aus sieht man den Wallberg. Schaut man bei Familie Perlinger aus dem Fenster im Wohnbereich, hat man freie Sicht auf den Tegernsee. Der ehemalige Schuldirektor verrät, was für ihn jedoch das größte Geschenk war: „Das Schönste ist, seine Kinder an einem so paradiesischen Ort aufwachsen zu sehen.“

Hier sind noch weitere Bilder vom Courths-Mahler-Haus in Tegernsee:

Denkmal Perlinger (4)

Denkmal Perlinger (10)

Denkmal Perlinger (11)

Denkmal Perlinger (1)

Denkmal Perlinger9

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