Vom Kraftwerk zum Trachtenladen

Eigentlich sollte in der Wiesseer Hirschbergstraße ein Blockheizkraftwerk entstehen. Einem entsprechenden Antrag stimmte die Gemeinde Bad Wiessee bereits 2012 zu. Jetzt ist der dafür nötige Bau schon fast fertig.

Doch ein Kraftwerk soll es dort doch nicht mehr geben. Eigentümer Walter Lechner hat es sich anders überlegt und plant ein Trachtengeschäft. Vor einiger Zeit hatte er bereits in Gmund ein Trachten-Drive-In geführt.

In der Hirschbergstraße soll ein kleines Trachtengeschäft entstehen.
In der Hirschbergstraße soll ein Trachtengeschäft entstehen.

Walter Lechner hatte ursprünglich geplant, auf seinem Grundstück in der Hirschbergstraße 4 ein Blockheizkraftwerk zu errichten, um dort sein eigenes Zuhause und auch die Nachbarschaft mit Wärme zu versorgen. Im Dezember 2012 stimmte zunächst der Gemeinderat und dann auch das Landratsamt Miesbach diesem Vorhaben zu. Teile des neuen Gebäudes sind auch bereits entstanden.

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Sinneswandel aus gutem Grund

Doch jetzt hat es sich der Eigentümer offenbar anders überlegt. „Der Antragsteller hat nun davon Abstand genommen, weil sich die Zuschussmöglichkeiten für ein Blockheizkraftwerk in der Zwischenzeit gravierend geändert haben“, so Helmut Köckeis vom Wiesseer Bauamt am vergangenen Dienstag im Bauausschuss. Und auch Lechner selbst erläuterte auf Nachfrage nochmals seine Beweggründe:

Die Einspeisevergütungen sind um rund 30 Prozent gesunken. Ein Blockheizkraftwerk lohnt sich nicht mehr.

Da eine Genehmigung für den Bau aber bereits vorliegt, will Lechner diese nicht verfallen lassen, sondern anderweitig nutzen. „Ich habe bis vergangenes Jahr ein Trachtengeschäft an der Kreuzstraße in Gmund geführt“, so der Wiesseer, der mit dem an der Bundesstraße gelegenen Trachten-Drive-In für Gesprächsstoff gesorgt hatte. „Das Geschäft würde ich nun gerne auf meinem Grundstück in der Hirschbergstraße wieder aufmachen“, erklärt Lechner.

Der Laden soll künftig rund 100 Quadratmeter groß sein. Zudem werden fünf zusätzliche Stellplätze nötig, die auf dem Grundstück nach Ansicht der Wiesseer Verwaltung auch nachgewiesen werden können. Und auch baurechtlich wäre das Vorhaben mit den geltenden Vorschriften vereinbar. „Da die Gemeinde das Gebiet als Mischgebiet ausgewiesen hat, wäre eine solche Nutzung prinzipiell kein Problem“, erläuterte Köckeis die Rahmenbedingungen. Die Zufahrt zum direkt hinter Eddys Bodega gelegenen Laden soll nicht über die Bundes-, sondern über die Hirschbergstraße erfolgen.

Wiesseer Verantwortliche skeptisch

Einige Mitglieder des Gemeinderates wundern sich indes über den plötzlichen Sinneswandel Lechners. „Mir ist diese Sache schon etwas suspekt. Jetzt, wo wir das Kraftwerk genehmigt haben, soll dort auf einmal ein Trachtengeschäft entstehen“, so Hans Buchberger vom Wiesseer Block.

Auch die anderen Räte konnten sich ein Geschäft in den derzeitigen Räumlichkeiten nicht recht vorstellen. So müssten zuerst Fragen der Belichtung und Belüftung geklärt werden. Für Verkaufsräume gelten ganz bestimmte Bedingungen, merkte Klaudia Martini (SPD) an. Aus diesem Grund sprach sich der Bauausschuss einstimmig dafür aus, das Gelände gemeinsam in den kommenden Wochen zu besichtigen, ehe man eine Genehmigung für die Nutzung als Geschäft erteilt.

Lechner selbst sieht der Besichtigung unterdessen gelassen entgegen und rechnet damit, dass seinen Antrag durchgeht: „Ich denke, es wird kein Problem geben. Genügend Platz ist ja da.“

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