Vom Lederstoff zum Kleidungsstück

von Nadja Weber

Jeder hat ihn. Jeder trägt ihn. Man findet ihn an fast allen Kleidungsstücken: Der Knopf. Meist wird er maschinell und billig hergestellt. Doch die Leidenschaft von Oskar Wacker gilt der handwerklichen Herstellung von Knöpfen und Gürteln. Wie die kleinen und unscheinbaren Bekleidungsstücke per Hand hergestellt werden, zeigt ein Blick in den Arbeitsalltag.

Olaf Wacker erzählt von seinem Arbeitsalltag.
Oskar Wacker erzählt von seinem Arbeitsalltag.

Seit seinem siebten Lebensjahr teilt Oskar Wacker aus Warngau die Leidenschaft seiner Mutter. Angefangen hat alles 1954, als Emilie Wacker das Unternehmen „ELO Wacker GmbH“ in München gründete. Zunächst galten die Wackers als reiner Textilversand. Durch den steigenden Bedarf an Gürteln und Knöpfen spezialisierte sich die Firma später auf die Herstellung dieser Artikel.

Von München aufs Land

Seit seiner Ausbildung zum Feintäschner ist Oskar Wacker in der Firma seiner Mutter tätig. Seit Oktober 2014 ist er alleiniger Geschäftsführer. Vor rund eineinhalb Jahren hat es den leidenschaftlichen Handwerker von der Großstadt ins Oberland gezogen. Seitdem steht seine 480 Quadratmeter große Produktionshalle in Warngau. Als Chef steht Oskar lieber selbst an den alten Maschinen, als im Büro hinter Papierstapeln zu verschwinden:

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In unserem kleinen Handwerksbetrieb arbeiten drei Mitarbeiter. Vergrößern möchte ich die Firma nicht. Ich bin völlig zufrieden damit, wie es jetzt ist.

Jeden Morgen ab sechs Uhr steht er hinter den Maschinen, um Gürtel und Montageknöpfe für seine Kunden herzustellen. „Von Montag bis Donnerstag läuft die Produktion. Am Freitag bin ich draußen bei den Kunden unterwegs“, erklärt Wacker. Zu seinem bundesweiten Kundenstamm zählen auch Luxusmarken wie Dior, Escada oder Boss. Privatkunden beliefert er kaum.

Ein aussterbendes Metier

Die Entwicklung in der Bekleidungsindustrie hat die Firma über die Jahre vom Massenproduzenten zum hochwertigen Genre geführt. Hinzukommt, dass von ursprünglich acht Münchner Knopf- und Gürtelherstellern heute lediglich nur noch vier bayernweit praktizieren.

Mit dem Lasercutter werden die Stoffe für die Gürtelherstellung beschnitten.
Mit dem Lasercutter werden die Stoffe für die Gürtelherstellung beschnitten.

Zwar ist Oskar Wacker ein Meister seines Handwerks, ganz ohne technische Hilfsmittel kommt aber auch er nicht aus. In der Gürtelherstellung kommt ein Lasercutter zum Einsatz, der die Gürtelform aus dem Material bis auf den Millimeter genau ausschneidet. Die restlichen Produktionsschritte erfolgen per Hand. Der gelernte Feintäschner erzählt stolz:

Mittlerweile gibt es keinen Gürtel, den wir nicht herstellen könnten.

Mit einer Produktionskapazität von ehemals 1500 Gürteln pro Tag stellt Oskar Wacker heute nur noch rund 200 hochwertige Gürtel in der gleichen Zeit her. Die Arbeitszeit hängt vom Modell ab, so Wacker: „Für einen Gürtel in der Serie brauchen wir circa 15 Minuten. Die Anfertigung eines individuellen Stücks kann bis zu eine Stunde dauern.“

Die Herstellung der Montageknöpfe nimmt weitaus weniger Zeit in Anspruch. Wie der Betriebsleiter erklärt, kann man mithilfe von drei Maschinen eine Kapazität 1000 Stück pro Stunde erreichen.

Nicht nur Gürtel und Montageknöpfe gehören zu den handwerklichen Spezialitäten, Oskar Wacker fertigt auch Taschen und Rucksäcke. Er präsentiert eine kleine Handtasche, hergestellt aus Hirschleder. Die Firma ELO Wacker steht nicht nur für außerordentliche Qualität und Präzision, sondern gilt in seinem Metier als handwerkliche Rarität.

Hier noch weitere Eindrücke:

Die alten handbetriebenen Maschinen sind teilweise bis zu 70 Jahre alt.
Die alten handbetriebenen Maschinen sind teilweise bis zu 70 Jahre alt.

Elo Wacker Knopf (10)
Die Montageknöpfe werden mit Stoff überzogen

Elo Wacker Knopf (3)
In seinem Stofflager hebt Oskar Wacker die alten Stoffe der Designer auf.

Elo Wacker Knopf (8)

Elo Wacker Knopf (6)

Elo Wacker Knopf (4)

Elo Wacker Knopf (2)

Elo Wacker Knopf (1)

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