Vom Tal-Millionär zum Häftling

Wie berichtet, sitzt der Rottacher Daniel Uckermann wegen des Verdachts des Betrugs in Untersuchungshaft. Sein einstiger Freund und selbst betrogener Geschäftspartner brachte den Stein ins Rollen und den Millionenbetrüger vorerst hinter Gittern. Nun packt er aus.

Daniel Uckermann auf dem Tegernseer Waldfest.
Daniel Uckermann mit seiner Frau auf dem Tegernseer Waldfest.

Er kennt ihn wohl kaum wie ein anderer, jahrelang waren sie befreundet, betrieben eine gemeinsame Firma, tauschten die Nobelmarken und dennoch ist er nun der Kronzeuge im Ermittlungsverfahren der Münchner Staatsanwaltschaft gegen den 34-jährigen gebürtigen Dresdner Daniel Uckermann.

Es sprudelt nur so aus dem einst ebenfalls in Rottach-Egern lebenden Geschäfspartner Uckermanns heraus, als sich die TS mit ihm in einem Cafe im Tegernseer Tal zu einem Interview trifft. Dennoch aber will er seinen Namen hier nicht lesen, obwohl es vermutlich nur wenige im Umfeld des Beschuldigten gibt, die dessen Werdegang so im Detail kennen.

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„Uckermanns Vater arbeitete bei einer Tegernseer Heizungsfirma. Vom armen Spross schaffte es der gelernte Bankkaufmann bis zum kurzzeitigen Multimillionär“, so sein Ex-Freund, der auch dessen Leitspruch preis gibt: „Jetzt geben wir richtig Gas“. Sein Sprungbrett sei die „Premium Group Vermögensverwaltung“ in München gewesen. Dort eignete er sich Kenntnisse bei Investment und Hedgefonds an. „Dort lernte er auch seinen späteren Partner Christian N. kennen“.

40 Prozent Rendite

Nachdem die beiden laut dem Ex-Freund ihr Handwerk einigermaßen beherrschten und einen eigenen Finanzdienstleister gründen wollten, kam ihnen die Idee, sich die Kunden der Premium Group zu schnappen. Mit deren Firmenpapier und gefälschten Unterschriften sollen sie die Kunden mit einem Extrabonus in ihre eigene Firma mit ähnlichem Namen abgeworben haben: der „Premium Safe Ltd. & C. Verwaltungs KG“. Mit dem Namen „Premium“ sei Uckermann „hausieren“ gegangen. Dies sollte bei den Kunden Vertrauen schaffen, dass sie bei ihm eine wesentlich bessere Rendite von über 40 Prozent im Jahr bekommen würden.

„Wenn du das schaffst“, so Uckermanns Ex-Freund, „dann bin ich mir sicher, dass Ackermann von der Deutschen Bank dir einen roten Teppich ausrollen wird“. Doch mit Banken direkt wollte Uckermann demnach nicht zusammenarbeiten. Dennoch seien die Geschäfte fünf Jahre gut gelaufen. Die Kunden hätten anfangs immer ihre versprochene Rendite erhalten. Dafür habe Uckermann sich eine komplexe App für etwa 150.000 Euro für das Handy entwickeln lassen.

„Damit hatte er immer Zugriff auf die Finanzmärkte und konnte darüber mit Beträgen von bis zu 60 Millionen Euro handeln“, erklärt der Hauptzeuge, der davon berichtet, dass Uckermann zum Beispiel in einem bekannten Rottacher Café schnell mal zehn Millionen Euro auf den absteigenden Dax gesetzt habe.

Teils hat dies auch funktioniert, die Gewinne hat man sehen können. Teils hat Uckermann am Tag 800.000 Euro Gewinn gemacht.

Doch der Erfolg war nicht konstant. „Selbst wenn er mal im Monat 2 Millionen Euro Gewinn machte, gab er im gleichen Zeitraum wieder 2,5 Millionen aus“, so sein Ex-Freund.

Steuerfahnder durchkämmten Rottacher Villa

Die Kunden für das Schneeballsystem soll Christian N. angeschleppt haben. Uckermann selbst war kein Verkäufer, er agierte mehr im Hintergrund. Er war für den Vertrieb der Premium Safe Ltd. & Co. Verwaltungs KG zuständig“, N. soll mit etwa 150 Außendienstmitarbeitern, denen 1,5 Prozent der Vertragssummen zustanden, über die Swiss Concept GmbH in München-Grünwald die Kundengelder „eingeworben“ haben.

Doch N. sei schon damals in dubiose Finanzgeschäfte verstrickt gewesen. Der zwischenzeitlich ebenfalls verhaftete Christian N. sei mittlerweile auf freiem Fuß, weil er mit der Staatsanwaltschaft kooperiert habe. Er besaß in Grünwald seine von der Premium Safe gemietete Villa. Geld war offenbar reichlich vorhanden, so dass Uckermann auch N.’s Scheidung mit 450.000 Euro finanziert haben soll. In der Grünwalder Garage des Kompagnons sollen dazu ein Ferrari, ein Bentley und ein Porsche Cayenne gestanden haben.

Lifestyle auf Kosten der Anleger: Uckermanns Autosammlung vor der einstigen Villa in Rottach-Egern.
Lifestyle auf Kosten der Anleger: Uckermanns Autosammlung vor der einstigen Villa in Rottach-Egern.

Es sprach sich schnell rum, dass die Renditen tatsächlich ausbezahlt werden, weiß der Ex-Freund. „Wenn ein Kunde pro Jahr 100.000 Euro einbrachte und nach zwei Jahren bereits 280.000 Euro ausbezahlt bekam, ging das wie ein Lauffeuer herum. Das ist fünf Jahre gut gegangen. Dieses Schneeballsystem hätte vielleicht noch länger funktioniert“. Doch der Ex-Freund machte Uckermann einen Strich durch die Rechnung, nachdem Uckermann als Geschäftspartner der „Power Recovery Systems GmbH“ 65.000 Euro aus der Kasse genommen haben soll.

„Da schickte ich ihm vor zwei Jahren die Steuerfahndung in seiner Rottacher Villa vorbei“, so Uckermanns einstiger Freund. Beim Geld hört offenbar die Freundschaft auf. Die Ermittler sollen sein Haus und seine Firma „auf den Kopf“ gestellt haben. Eine Strafanzeige wegen Betrugs schickte sein Ex-Freund, der von Uckermann um insgesamt 600.000 Euro gebracht worden sein soll, gleich hinterher. Als Uckermann merkte, dass es für ihn eng werden könnte, setzte er sich in das rumänische Botosani ab, der Heimat seiner Frau.

Gefälschte Versicherungs-Police

Der Auslöser für den internationalen Haftbefehl Anfang des Jahres gegen den vor zwei Jahren abgetauchten Uckermann sei dann eine entdeckte gefälschte Allianz-Police für eine Ausfallbürgschaft über 48 Millionen gewesen. Diese sei misstrauischen Kunden gezeigt worden. „Das war der Aufhänger beim Kunden“.

Dafür, dass Uckermann diese Police auf echtem Papier mit Originalunterschrift bekam, soll er einen Unternehmens-Insider bestochen haben, so der Gesprächspartner. Er sei sich auch sicher, dass die Schadenssumme deutlich höher als 43 Millionen Euro liegen würde, da er selbst auf Uckermanns Kontoauszügen „Anlegergelder von 68 Millionen Euro sah“.

Fakt ist, dass die Staatsanwaltschaft München „ein Ermittlungsverfahren gegen den Beschuldigten Uckermann wegen des Verdachts der Untreue beziehungsweise des Betrugs führt“ und der vom Gericht eingesetzte Insolvenzverwalter den Schaden mit 43 Millionen Euro beziffert.

Morgen folgt die Fortsetzung, wie Uckermann mit den Anlegergeldern sein Playboy-Leben im Tegernseer Tal und darüberhinaus finanzierte.

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