Von hinten aufgezäumt?

Bunte Flyer, ein konsternierter Bürgermeister, entsetzte Hartpenninger und ein gelassener Betreiber: Eigentlich sollte bereits am 1. Juli der Oberland-Pferdepark seine Tore öffnen, doch um die Genehmigungsfähigkeit ranken sich noch Bedenken. Nun ringen alle Beteiligten um eine Lösung in letzter Minute.

Rückseite des umstrittenen Werbeflyers
Rückseite des umstrittenen Werbeflyers

Wie viele andere, erfuhr auch Bürgermeister Olaf von Löwis auch erst durch den überregional verteilten Flyer von der Eröffnung eines “Pferdepark Oberland” – und war spontan wenig begeistert. Bar jeder Genehmigung Tatsachen zu schaffen und dabei noch das gebotene Ziel einer Verkehrsberuhigung in Hartpenning zu konterkarieren – die Genehmingung sei seiner Meinung nach zumindest in diesem Ausmaß unbedingt zu verhindern.

Am morgigen Dienstagvormittag wird von Löwis zusammen mit Landrat Rzehak und Vertretern des Bauamtes und des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) mit Egon Kaiser, dem Eigentümer der Anlage, im Miesbacher Amt zusammenkommen und nach einem Kompromiss suchen.

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Um letzteren dürfte gerungen werden: Während auf der einen Seite durchaus Vorfreude darüber herrscht, dass Holzkirchen um eine der raren familienkompatiblen Freizeitattraktionen reicher würde, melden vor allem die Hartpenninger darüber Bedenken an, welche Belastung die groß dimensionierte Anlage für das Dorf bedeuten würde. Dazu Karsten Hense von Hartpenning muckt auf e.V.:

Der Betreiber hat in großem Stil und Radius Werbemaßnahmen geschaltet. Ein kleiner Ponyhof mit Reiterstüberl, wenn es denn um einen solchen ginge, hätte sicher kein Marketing in dieser Dimension nötig bzw. ein Budget dafür. Hier soll ein Vergnügungspark entstehen, der in einer Liga mit dem Märchenwald Wolfratshausen, dem Blomberg-Zirkus und dem Bergtierpark Blindham spielen soll. So etwas kann und darf nicht unter dem Deckmantel einer landwirtschaftlichen Nutzung genehmigt werden.

Hense betont, Hartpenning muckt auf e.V. sei nicht grundlegend gegen die geplanten Aktivitäten der Familie Kaiser. Man fordere aber eine klare Festlegung der Dimension dieser Planungen. Die Zufahrtssituation müsse vor der Eröffnung geklärt sein, denn eine zusätliche Belastung von geschätzten 300 Fahrzeugen pro Tag wäre für die Anwohner unzumutbar.

Senior-Chef Alfons Kaiser sieht die Situation im Gespräch mit der Stimme gelassen:

Ehrlichgesagt weiß ich nicht ganz, was man von uns will. Es ist alles im Rahmen der erlaubten landwirtschaftlichen Privilegierung, wir haben genehmigte 500 Quadtratmeter Parkplatz, keine Großgastronomie, sondern lediglich ein Reiterstüberl für zwei, drei Dutzend Besucher. Wir haben weder Karusselle, Achterbahnen noch sonstige Rummelplatzattraktionen. Wir haben einen Spielplatz, einige Pferde, ein paar Hühner, zwölf Alpakas, drei Ziegen und zwei Schweine.

Vielleicht habe der eine oder andere den fröhlichen Flyer in den falschen Hals bekommen, so Kaiser, aber man erwarte Besucher und damit Autoverkehr lediglich in einem Ausmaß, das absolut im Rahmen sei und keinesfalls eine Belastung darstelle:

Ein paar Pfeile hier und da, und die Besucher lassen sich über den Abzweig hinter Kurzenberg zum Pferdehof führen – eine großzügige und in jedem Fall ausreichende Straße aus der Bundeswehrzeit.

Dieser Lösung pflichtet auch Karsten Hense bei, wenngleich er hier bauliche Ertüchtigungen für erforderlich hält:

Die Zufahrt kann auch nach unserem Ermessen nur über die Abfahrt am Leitner Gasteig zur ehemaligen Raketenstellung erfolgen. Sicherlich müssten hier aber auch Abbiegespuren oder ähnliches gebaut werden, um kein weiteres Unfallrisiko auf der B13 entstehen zu lassen.

Publikumsmagnet – oder alles wie immer?

Am Ende wird es am morgigen Dienstag viel darum gehen, inwieweit lediglich eine Werbeaktion über das Ziel hinausgeschossen ist – oder ob sich einzelne Ertüchtigungen des Geländes nicht mehr unter die landwirtschaftliche Privilegierung subsumieren lassen. Während sich die Betreiber sicher sind, sich einwandfrei im Rahmen des Legalen und Vertretbaren zu bewegen, verweisen die Hartpenninger Kritiker auf eine Sponsoren- bzw. Unterstützerliste des Pferdeparks, auf der unter anderem Hacker-Pschorr, Gastronomietechnik Matheis oder die Raiffeisenbank auftauchen.

“Nach Ponyhof sieht das für mich nicht mehr aus”, so Hense. “Eher nach Erlösmodell im größeren Stil.”

“Eine endgültige Entscheidung bezüglich bauaufsichtlicher Maßnahmen kann jedoch erst nach Stellungnahme des AELF erfolgen”, so Landratsamt-Pressesprecher Birger Nemitz gegenüber der Stimme, “wir sind aber sehr zuversichtlich, dass die Behörden morgen eine Einigung mit dem Betreiber erzielen können.”

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